Una bella vacanza: Amalfi Adventures II

Amalfi
Amalfi
Nein, ich habe meinen Reisebericht über Italien nicht vergessen (auch wenn man das angesichts der verstrichenen Zeit glauben könnte). Hier nun die zweite Folge über unseren Aufenthalt an der Amalfiküste:
Ravello/Scala/Minuta/Valle delle Ferriere/Pogerola/Amalfi: Die Tour fing nicht gut an, mauserte sich aber im Verlauf zu einer meiner liebsten. Da wir nicht erneut die tausende von Stufen nach Ravello hochlaufen wollten, haben Ruffles und ich uns diesmal entschieden, den Bus von Amalfi aus zu nehmen. Leider waren wir nicht die einzigen mit diesen Plan: Die Haltestelle war so überfüllt, dass wir in einige Busse gar nicht mehr hineingekommen sind. Erst beim dritten Versuch haben wir es durch kräftiges Drengeln (was wir beide eigentlich gar nicht mögen) geschafft, einen Platz zu ergattern. Da wären wir fast lieber nach Ravello gelaufen. Anyway... Ravello ist nur der Ausgangspunkt für die Tour. Wir sind von dort schnell weiter gelaufen nach Scala, einem Dorf mit einer kleinen Piazza und einem Dom, an dem der Putz von den Wänden bröckelt. Von dort ging es weiter nach Minuta, ein noch kleineres Örtchen. Wir haben uns ein bisschen verrück gemacht, da im Wanderführer stand, man solle eine Treppe an einer "hairpin bend" nehmen. Bei jeder Biegung haben wir überlegt, ob dies nun eine Haarnadelkurve sein könnte. Wie sich dann herausstellte, befand sich besagte Kurve direkt am Ortsschild von Minuta.
Ravello von oben
Ravello von oben
Wir mussten dann - Überraschung, Überraschung - eine lange, steile Treppe hinauf, konnten zur Belohnung aber anschließend auf Ravello hinab (!) sehen. Das war nicht nur eine tolle Aussicht, sondern auch ein schönes Gefühl, schließlich war Ravello bisher gefühlt auf einer Höhe kurz vorm Himmel gewesen, und jetzt war wir noch darüber. Danach blieb der Wanderweg glücklicherweise auf einer Höhe. Er führte U-förmig direkt an einer Felswand entlang, von der man einen fantastischen Ausblick auf die verschiedenen Dörfer und Städte (einschließlich Amalfi) sowie das Valle delle Ferriere (Tal der Eisenhütten) hatte, auch wenn die alten Eisenhütten selbst nicht zu sehen waren. Dafür war die Berglandschaft um uns herum umso eindrücklicher. Seit ich in den Blue Mountains war, hatte ich immer gehofft, etwas ähnliches in Europa zu finden, und mit diesem Teil der Amalfiküste ist es mir gelungen.
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Ein weiterer Pluspunkt: Bis auf einige Felsenkletterer haben wir so gut wie keine Menschen gesehen - dafür aber sehr viele Ziegen. Die Hirten treiben sie in die Berge, wo sie mit erstaunlicher Leichtigkeit die Felswänden hinaufhopsen. Ein bisschen davon hätten wir uns auch gewünscht, etwa als wir mühselig auf Stöcken balancieren mussten, um einen Fluss zu überqueren. Dafür gab es dort auch wunderschöne kleine Wasserfälle - neben der Vegetation und den Industrieresten eine weitere Parallele zu den Blue Mountains.
Ziegen
Ziegen
Wasserfall
Wasserfall
Nachdem wir etwa zweieinhalb Stunden die Felswand entlang gegangen waren, ging es hinunter nach Pogerola. Pogerola ist ähnlich wie Pontone und Montepertuso ein recht verschlafenes Dorf mit einer Kirche im Zentrum. Wir sind in eine vom Wanderführer empfohlene Bar gegangen, die von einem alten Mann und seiner Enkelin (?) geführt wurde. Von der Terrasse aus hatte man einen prächtigen Blick auf Amalfi, so schmeckte der Cappuccino gleich noch einmal so gut. Während Ruffles Limoncello, den Likör der Amalfiküste (natürlich aus Zitronen hergestellt), probierte, bestellte ich Granita di limone, eisgekühltes Zitronensorbet. Herrlich! So gestärkt fiel der Abstieg nach Amalfi gar nicht so schwer.
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Colli di San Pietro/Monte Commune/Santa Maria del Castello/Caserma Forestale/Montepertuso/Positano: Unsere letzte Wanderung war auch die größte. Ich habe ein wenig gezweifelt, ob ich diese Monstertour (die auch die größte im Wanderführer war) tatsächlich schaffe, aber da das Buch so davon geschwärmt hat, und wir die Tage davor ja schon einiges gelaufen sind, habe ich mich dann doch überwunden. Zunächst mussten wir den Bus von Amalfi nach Colli di San Pietro nehmen, eine Strecke mit etwa einer Stunde Fahrzeit. Colli ist so klein, das es kaum der Rede wert ist, wäre da nicht die Tafel, die darauf hinweist, dass Robert Browning hier einst gewohnt hat. Die Schriftsteller wussten schon, an welchen Orten sie ihre Musen anregen konnten. Zunächst mussten wir durch den Garten (oder eher Park) einer Villa, bevor der Aufstieg zum Monte Commune begann. Der Weg war voller Geröll, eng und bewachsen. Im Zick-Zack ging es den Berg hinauf, wobei ich wirklich an meine Grenzen kam. Nach gut einer Stunde erreichten wir die erste Anhöhe, von der man durch die Wolken hindurch einen tollen Blick auf die Berge und Felder hatte.
Monte Commune
Monte Commune
Zu unserer Überraschung stellten wir fest, dass dort oben tatsächlich Landwirtschaft betrieben wird. Ein Bauer war samt Pferd an diesem Morgen bei der Arbeit und beackerte ein kleines Feld, auf dem hauptsächlich Salat wuchs. Ob sich diese Mühe wirklich lohnt?
Feld am Monte Commune
Feld am Monte Commune
Nachdem wir ein Stück durch einen Wald wanderten (hier empfiehlt sich angesichts der langen Gräser unbedingt eine lange Hose), mussten wir erneut bergauf. Auch das war enorm anstrengend, sodass ich wahnsinnig erleichtert war, als wir nach weiteren anderthalb Stunden um Punkt 12 Uhr auf dem Gipfel des Monte Commune ankamen. Trotz der Wolken war der Ausblick spektakulär: Man konnte nicht nur die Bucht von Sorrento, sondern sogar bis nach Neapel blicken.
Anschließend ging es an Weidenzäunen entlang wieder hinab. Dies war leider eine der wenigen Stellen, wo der Wanderführer, aus welchen Gründen auch immer, nicht akkurat war. Wir kamen in einen Wald, der überhaupt nicht in der Beschreibung erwähnt wurde und befürchteten schon, uns verlaufen zu haben. Schließlich fragte ich ein paar Wanderarbeiter, wo denn unser nächstes Zwischenziel Santa Maria del Castello liege. Einer zeigte geradeaus auf eine Kirche: Unser Ziel war tatsächlich nur einige hundert Meter entfernt. Santa Maria del Castello ist kein besonders hübsches Dorf und eignet sich eigentlich nur für einen Zwischenstopp in der dortigen Bar, den wir mangels Personal aber ausgelassen haben. Stattdessen füllten wir an der Kirche unsere Wasserflaschen auf und gingen weiter zu unserer nächsten Station Caserma Forestale. Dazu mussten wir an einigen sehr wütenden Hunden vorbei durch den Wald. Der Weg war etwas anstrengender als erwartet, aber mit 45 Minuten relativ kurz. Caserma Forestale ist, wie der Name vermuten lässt, ein Steinhaus mitten im Wald. Inzwischen ist es geschlossen, aber es gibt einige Picknicktische, an denen wir eine Pause einlegten.
Caserma Forestale
Caserma Forestale
Am Caserma gibt es die Möglichkeit, einen Rundwanderweg zu machen, den wir uns jedoch geschenkt haben, da der Ausblick aufgrund der Wolken begrenzt war. Stattdessen traten wir den Abstieg an. Eigentlich wollten wir, gewissermaßen zur Belohnung, wieder eine Limonade in Nocelle trinken, doch wie sich herausstellte, kam der Wanderweg in der Nähe von Montepertuso aus, sodass wir diesen Schlenker nicht mehr machten. Da wir nach fast sieben Stunden Wanderung inzwischen ziemlich erschöpft waren, nahmen wir von Montepertuso ausnahmsweise den Bus nach Positano. Wir stiegen an der oberen Haltestelle aus und nahmen von dort den Bus nach Amalfi - was genau die richtige Entscheidung war, denn der Bus war schon sehr voll und an der unteren Haltestelle, an der wir letztes Mal standen, wären wir unter Umständen nicht mehr hineingekommen. Tatsächlich war der Bus so voll, dass ab Praiano niemand mehr einsteigen konnte. Eine ältere Dame rief ständig nach einer Lia, die anscheinend nicht im Bus war, sodass einer der Insassen schließlich "Lia non c'è" (Lia ist nicht da) zu singen begann - in Anspielung auf den Hit "Laura non c'è"  von Nek. Um 18 Uhr kamen wir endlich in Amalfi an und machten uns auf den Heimweg nach Atrani.
Dom zu Amalfi
Dom zu Amalfi
A word on... beaches: Trotz ihres Namens... für Strandurlaub ist die Amalfiküste definitiv der falsche Ort. Tatsächlich gibt es überhaupt nur sehr wenige (zugängliche) Strände, die auch eher klein ausfallen. Ein weiterer Nachteil: Ab 17 Uhr ist die Sonne hinter den Bergen verschwunden. Die Strände an den jeweiligen Orten teilen sich in einen öffentlichen und einen privaten Teil. Während die öffentlichen frei zugänglich sind, muss man für die privaten eine kleine Gebühr zahlen, bekommt aber eine Liege mit Sonnenschirm. Außerdem wird man teilweise ununterbrochen mit 80er-Musik beschallt - das gilt auch für den öffentlichen Teil.
Amalfi Strand
Strand in Amalfi
Der Strand in Atrani ist passabel, aber auch nicht sonderlich schön. An einem Tag haben wir uns daher auf den Weg zu einem Strand hinter Amalfi gemacht, den wir per Google Maps ausfindig gemacht hatten. Auf dem Weg dorthin ist uns übrigens eine Schlange begegnet, die über den Weg huschte. Was Google Maps uns nicht gesagt hat: Der Zugang zu besagtem Strand war aufgrund eines Steinschlags gesperrt. Wir liefen dann eine ganze Weile die Küstenstraße entlang (mangels Bürgersteig wie immer mit Todesängsten verbunden), bis Ruffles schließlich die Faxen dicke hatte und in einem Geschäft nach einem Strand fragte. Es gab tatsächlich einen in etwa 150 Metern Entfernung, der jedoch teilweise zu einem Luxushotel gehörte. Wir hätten ihn zwar benutzen können, hätten aber 25 Dollar pro Person zahlen müssen. Der Portier steckte uns allerdings, dass der Strand auch einen öffentlichen Zugang hat. Der ist zwar offiziell gesperrt, wir sind aber über die Absperrung geklettert, wie einige andere Leute auch, und blieben glücklicherweise von Steinschlägen verschont. Der Strand selbst war ganz okay. Vom Meer aus hatte man einen tollen Blick auf das Luxushotel, das in die Felswand gebaut ist. Neben dem Strand gibt es sogar noch eine einsame Bucht. Dort muss man allerdings direkt von den Felsen ins Meer. Ohne Hilfe ist es fast unmöglich, wieder vom Wasser aus auf die Felsen zu kommen - also vielleicht doch lieber am Strand bleiben.
Strand Amalfi
Strand irgendwo bei Amalfi
Alles in allem haben wir durch die Suche einen halben Tag verschwendet. Ironischerweise haben wir an unserem letzten Tag festgestellt, dass es nur wenige Minuten von Atrani entfernt einen sehr schönen Strand gibt - in Castiglione. Da er jedoch östlich von Atrani liegt, hatten wir ihn bis dahin einfach nicht auf dem Radar. Das war schon ärgerlich, aber wenigstens wissen wir jetzt, wo wir schwimmen gehen können, sollten wir noch einmal an die Amalfiküste fahren.
Fazit: Ich kann die Amalfiküste nur jedem empfehlen - wenn man denn wandern möchte. Für Strandurlaub ist sie wie gesagt nicht geeignet und Amalfi und Positano sind zwar hübsch, aber auch extrem touristisch. Auf den Wanderwegen hingegen hat man dieses Stückchen Italien gefühlt für sich allein und kann ganz den prächtigen Ausblick auf das Mittelmeer und eine unfassbar schöne Steilküste voller Zitronenhänge genießen.
Piazza in Atrani
Piazza in Atrani

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