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Es werden Posts vom Februar, 2013 angezeigt.

Books I've Read: Nathanael West - Schreiben Sie Miss Lonelyhearts

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Ich fühle mich aus den unterschiedlichsten Gründen zu Büchern hingezogen; in diesem Fall war es der Titel. Ich überflog das Angebot einer Bücherborse, als mir ein Exemplar ins Auge fiel, das ganz oben in einer Kiste lag: Nathanael Wests Schreiben Sie Miss Lonelyhearts . Ich weiß nicht warum, aber der Titel machte mich so neugierig, dass ich das Buch umgehend kaufte. Nun gut, man könnte bei dem Namen auch auf die Idee kommen, dass es sich um eine Schnulze handelt, aber es wird schnell klar, dass dem nicht so ist - unter anderem weil die Titelperson ein Mann ist, und zwar ein Briefkastenonkel. Als "Miss Lonelyhearts" beantwortet der Journalist (dessen wahren Namen man nie erfährt) die verzweifelten Briefe der Leser einer New Yorker Tageszeitung: Frauen, die von ihren katholischen Männern gezwungen werden, ein Kind nach dem anderen zu gebären, Mädchen, die ohne Nase geboren wurden, Jungs, deren taubstumme Schwestern von ihrem Vergewaltiger schwanger sind. Für Redakteur

Free Shit of the Week: Hem/Alabama Shakes

Hem - Funnel Cloud Tyler Lyles neue EP war nicht die einzige, musikbezogene Überraschung der Woche: Die New Yorker Band Hem hat auf Noisetrade ihr letztes Album Funnel Cloud als Download zur Verfügung gestellt. Ich muss gestehen, dass ich bis dato noch nie von Hem gehört habe, aber ihre Musik hat mich sofort verzaubert. Funnel Cloud ist eine wunderschöne Mischung aus Alt.Country und Folk-Pop, mit einem Hauch Jazz und Vaudeville. Der Download beinhaltet auch zwei Songs von ihrem neuen Album Departure and Farewell , das am 2. April erscheint. Besonders gut gefällt mir "Walking Past the Graveyard, Not Breathing", das ein wenig an Fiona Apple erinnert. Beautiful. Alabama Shakes - Always Alright Neues von den Alabama Shakes! Knapp ein Jahr nach der Veröffentlichung von Boys & Girls meldet sich die Band aus Athens mit einem Gratis-Song zurück. "You Ain't Alone" bleibt für mich zwar unerreicht, aber "Always Alright" hat durchaus sei

Books I've Read: Drew Gilpin Faust - This Republic of Suffering: Death and the American Civil War

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  Der amerikanische Bürgerkrieg ist ein Thema, das mich schon lange interessiert, da wohl kein Ereignis die USA so geprägt hat wie dieses hier. Ken Burns Ausnahme-Dokumentation The Civil War habe ich trotz einer Länge von 11.5 Stunden bestimmt fünf Mal gesehen und auch Thomas Keneallys Confederates habe ich geliebt. Nachdem ich ein Interview mit Drew Gilpin Faust gesehen habe, musste ihr Buch über den Krieg natürlich auch unbedingt lesen. This Republic of Suffering beschäftigt sich mit einem Aspekt des Sezessionskrieges, der trotz seiner Omnipräsenz in der Forschung eher eine Nebenrolle zu spielen scheint: der Tod. In keinem anderen Krieg sind so viele amerikanische Soldaten gestorben wie im Bürgerkrieg; Schätzungen gehen von 600.000, oder aktueller, von 750.000 Toten aus - etwa zwei Prozent der damaligen Gesamtbevölkerung. Allein die schiere Masse der Gefallen wie auch die Tatsache, dass der Krieg vor der eigenen Haustür stattfand, zwang die Bevölkerung, sich mit dem Thema To

Heavy Rotation: Tyler Lyle - Expatriates

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  Muss ich eigentlich noch etwas zu Tyler Lyle sagen? In der Vergangenheit habe ich schon kübelweise Lob über ihn ausgeschüttet und jeden halbwegs musikaffinen Freund mit ihm genervt, da ich einfach nicht genug von seiner Musik bekommen kann. Als ich nun am Sonntag gelesen, dass er eine neue EP veröffentlicht hat, bin ich naturgemäß vor Freude im Dreieck gesprungen (nicht wörtlich zu nehmen). Expatriates ist, wie Tyler in den digitalen Liner Notes sagt, ein Übergangswerk für die letzten Tage des Winters, also der perfekte Soundtrack für verschneite Februartage. Zwei der Lieder, "Medusa" und "Werewolf" schon auf dem Halloween Sideshow Bootleg erschienen, das kurzzeitig auf seiner Bandcamp-Seite herunterzuladen war. Wer das verpasst hat, bekommt sie nun doch noch zu hören (es wäre aber auch eine Schande, wenn sie in der Versenkung verschwunden wären). Die Songs sind nachdenklich, aber nicht düster; wie auf seinem Meisterstück The Golden Age & The Si

Hey, I'm on tumblr.

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Ich verbringe eindeutig zu viel Zeit im Internet. Jetzt habe ich auch noch einen Tumblr gebastelt, weil ich in letzter Zeit ein paar davon verfolgt habe und es ganz cool fand (und heute sonst nichts zu tun hatte). Falls ihr Lust habt, könnt ihr ja mal reinschauen (obwohl es noch nicht viel zu sehen gibt) oder mir eure Adresse mitteilen falls ihr selbst einen habt. Trotzdem hoffe ich, dass es bald Frühling wird und ich wieder mehr Zeit vor der Tür verbringen kann.

Movie Night: Mr. Smith Goes to Washington

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Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich darüber geschrieben, wie sehr ich It's A Wonderful Life mag. Dies war jedoch nicht der erste Film, bei dem Regisseur Frank Capra und Hauptdarsteller James Stewart zusammenarbeiteten. Sieben Jahre zuvor drehten die beiden den Film Mr. Smith Goes to Washington , der sich mit dem politischem System Amerikas auseinandersetzt. Als der Senator eines nicht genannten Staates im Westen stirbt, muss der Gouverneur Happy Hopper einen Nachfolger bestimmen. Der Großunternehmer James Taylor (Edward Arnold) will, dass Hopper den Posten mit seinem Handlanger besetzt, während andere für einen Reformer plädieren. Hopper ist hin- und hergerissen bis seine Kinder beim Abendessen ihren Pfadfinderleiter Jefferson Smith (James Stewart) als Senator vorschlagen. Er ignoriert den Wunsch seiner Sprösslinge, doch als er eine Münze wirft, da er sich nicht entscheiden kann und diese auf der Kante stehen bleibt, direkt neben einem Zeitungsartikel über Smith, ernen

Records of the Week: Kingsley Flood/Local Natives/Roadkill Ghost Choir

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Kingsley Flood - Battles   Zum ersten Mal wurde ich durch den Long Distance Salvation Sampler auf Kingsley Flood aufmerksam, für den sie "Shut Out the Light" neu vertonten. Als letzte Woche nun ihr neues Album Battles erschienen, hörte ich aus Neugier herein und war gleich angetan von dem Sextett. Der Opener "Don't Change My Mind" ist eine düstere Nummer mit gezupfter Akustigitarre, schweren Klaviertönen und schauerlichen Synthieklängen. Bevor man das alles halbwegs verarbeitet hat, folgt "Sun Gonna Lemme Shine", ein treibender Punksong, der schon fast das Gegenteil zum Vorgänger bildet. Zwischen dieses beiden Polen bewegt sich die Band aus Washington, D.C. auch auf dem Rest des Albums. Besonders erwähnenswert sind noch das düstere "Waiting on the River to Rise", das schmissige "Hard Times for the Quiet Kind", und "The Fire Inside" mit dem ausgedehnten Gitar-rensolo. Battles ist ein durchgängig starkes Album, das

Sometimes it's so hard to say goodbye.

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  Die Petition geht immer noch weiter. Irgendwie ist es tröstlich, dass es da draußen noch so viele verrückte Träumer wie mich gibt. Update: Jemand hat das Ende der Hour als Schrödingers Freddie Lyon beschrieben. Wie passend.

Hey, that sucks: The BBC cancels The Hour

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Es ist die schlimmste fernsehbezogene Nachricht, die ich mir vorstellen kann: Die BBC setzt tatsächlich The Hour ab . The Hour ! The Hour ! Was in aller Welt ist nur in die Verantwortlichen gefahren, die beste Sendung seit Sherlock abzusetzen?! Okay, die Einschaltquoten sind eingebrochen, aber ein mit öffentlichen Gebühren finanzierter Fernsehsender sollte, zumindest in einer perfekten Welt, nicht auf die Quoten achten. Endlich gab es mal eine Serie, in der Journalisten nicht nur als skrupellose, klatsch-süchtige Boulevard-Reporter dargestellt wurden; eine Serie, die sowohl durch die starken Darsteller wie auch durch das intelligente Drehbuch überzeugte . Und das Allerschlimmste ist, dass ich jetzt nie erfahren werde, was mit Freddie geschieht. Wie kann man eine Serie nach dem unertäglichsten Cliffhanger in der Geschichte der Cliffhanger absetzen? Ironie an der ganze Sache ist, dass sich die echte BBC als genauso feige und innovations-feindlich entpuppt wie die fiktive BBC. Quo

Movie Night: Amazing Grace

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Ich weiß nicht, warum ich nicht schon früher auf diesen Film aufmerksam geworden bin. Wenn man sich die Schauspieler anschaut könnte man meinen, Regisseur Michael Apted hätte mich angerufen und nach meinem Wunschcast gefragt. Die Hauptdarsteller sind nämlich Ioan Gruffudd (dessen herausragende Leistung in Solomon and Gaenor überhaupt nie gewürdigt wird), Romola Garai (Bel Rowley aus The Hour ) und Benedict "Sherlock" Cumberbatch. Gruffudd spielt William Wilberforce, der Mann, der wie kaum ein zweiter dazu beigetragen hat, dass Großbritannien den Sklavenhandel abgeschafft hat. Der Film beginnt im Jahr 1797, als sich der gesundheitlich angeschlagene Wilberforce eine Auszeit vom Parlament nimmt - desillusioniert, weil all seine Gesetzvorlagen zur Abschaffung der Sklaverei abgelehnt wurden. Sein Cousin und Mitstreiter Henry Thornton kümmert sich um "Wilber" und verkuppelt ihn mit der jungen Barbara Spooner (Garai), die ebenfalls eine glühende Abolitionistin ist.

Records of the Week: WIDOWER/Night Beds/Hope for Agoldensummer/Villagers

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Auch wenn der gegenteilige Eindruck entstanden sein mag, ich habe in der letzten Woche nicht ausschließlich Iris DeMent gehört. Das Winterloch ist endgültig vorbei und die ersten beiden Monate des Jahres locken bereits mit vielen interessanten Neuerscheinungen. Drei davon (und ein etwas älteres Werk) habe ich mir in den letzten Tagen ausführlich angehört: WIDOWER - FOOL MOON Wenn The Head & The Heart ein Album empfehlen, dann kann es nicht schlecht sein. Bester Beweis dafür: WIDOWER (die Großschreibung ist Absicht, wohl um Verwechs-lungen mit der einen oder anderen Metalband zu entgehen). FOOL MOON ist ein feines Americana-Album mit einem rockigeren Auftakt (das leicht an Centro-matic erinnernde "Jumper Cables") und nachdenklichen, elegischen Folgesongs. Sehr schön. Jumper Cables by WIDOWER Night Beds - Country Sleep Vor zwei Monaten hatte kaum jemand von Winston Yellen alias Night Beds gehört, doch plötzlich scheint der junge Mann aus Color

The Daily Iris: I Miss A Lot Of Trains

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Eine kleine Zugabe zum Iris-DeMent-Festival: 1998 nahm sie diesen Song für Real: The Tom T. Hall Project auf, meinem liebsten Tribute-Album überhaupt. Tom T. Hall ist für mich der größte lebende Countrymusiker; da passt es einfach wunderbar, dass die vielleicht beste Countrysängerin einen Song von ihm singt.

The Daily Iris: Leaning on the Everlasting Arms

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Heute ist schon der vierte und letzte Tag der Reise durch Iris DeMents Werk, da ihre Diskographie leider recht überschaubar ist. Wie ich bereits erwähnt hatte, lagen zwischen ihre Alben The Way I Should und Sing the Delta 16 lange Jahre. Iris' einziges musika-lisches Lebenszeichen in dieser Zeit war das Album Lifeline von 2004, auf dem sie Gospelstandards singt (plus die Eigenkomposition "He reached down"). Ihre Eltern waren überzeugte Pfingstler und die Gospelmusik, die Iris in der Kindheit gehört hat, hat ihre Musik entscheidend geprägt. Den Song "Leaning on the Everlasting Arms" wählten die Coen-Brüder übrigens als Schlusstitel für ihren Film True Grit . Das ist keine Überraschung, denn selbst Atheisten dürfte es schwer fallen, dieser wunderschönen Musik zu widerstehen.

The Daily Iris: Sweet Is the Melody

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Tag 3 des Iris-DeMent-Festivals. Heute war My Life von 1994 an der Reihe, ihr wohl autobiographischstes Album. Besonders gerne mag ich "Sweet Is the Melody", denn es ist ein Song übers Songschreiben. Iris zufolge fällt ihr das Komponieren nicht immer leicht - so liegen beachtliche 16 Jahre zwischen ihre letzten beiden Alben   mit eigenen Songs - und das spiegelt sich auch in diesem Lied wieder: "Sweet is the melody, so hard to come by/It's so hard to make every note bend just right/You lay down the hours and not leave one trace/But a tune for the dancing is there in its place". Hier eine besonders schöne Version von 1995.