Heavy Rotation: Margo Price, Andrew Bird, Sturgill Simpson


Margo Price - Midwest Farmer's Daughter




Die vielleicht größte Überraschung des Frühjahrs war Margo Price. In Nashville hat sich die 33-jährige Sängerin schon länger einen Namen gemacht, mit ihrem Debüt Midwest Farmer's Daughter bekommt sie nun auch der Rest der Welt zu hören. Das Album erinnert nicht nur vom Titel her an die Coal Miner's Daughter Loretta Lynn: Price spielt echten, traditionellen Country, der an die Großen der Zunft anknüpft. Prices Protagonistinnen sind so etwas wie weibliche Hiobs: Permanentes Unglück in Form von Alkohol, Armut und Gewalt prägt ihre Songs. Dies sind jedoch nicht nur reine Country-Klischees, die Lieder sind stellenweise durchaus autobiografisch. Price weiß wovon, sie singt. Und wie singt. Ihre Stimme ist so voller Kraft und Seele, dass sie alles überstrahlt. Musikalisch beherrscht Price alle Facetten der Country-Musik, von ruhigen, leicht souligen Stücken bis hin zu fetzigem Honky-Tonk. Das Rad erfind sie zwar nicht neu, aber ihre Lieder sind authentisch - und das vielleicht das größte Kompliment, das man einem jungen Countrymusiker machen kann.



Andrew Bird - Are You Serious




Seit der Veröffentlichung seines letzten regulären Albums Break It Yourself hat sich einiges getan in Andrew Birds Leben: Er hat geheiratet, er ist Vater eines Sohns geworden und seine Frau musste gegen eine Krebserkrankung kämpfen. All diese positiven wie negativen Erfahrungen haben sich in seinem neuen Album Are You Serious niedergeschlagen, vor allem in meinen beiden Favoriten "Puma" und "Valleys of the Young". In "Puma" thematisiert Bird seine Verzweiflung über die Krankheit seiner Frau: "She was radioactive for seven days/how I wanted to be holding her anyways/but the doctors told me to stay away." In "Valleys of the Young" geht es um die Ängste, denen Eltern permanent ausgesetzt sind: "Still our hearts are constantly breaking from their cradle to our grave" (wobei das meiner Meinung nach nicht nur auf Eltern sondern alle Menschen zutrifft). Beide Lieder sind überraschend geradlinige Rocksongs, aber auch wenn Bird sich auf Are You Serious besonders eingängig gibt, sind auch genug musikalische Versponnenheiten, wie man sie von seinen anderen Alben kennt, vorhanden (und ein Duett mit Fiona Apple gibt es obendrauf). In Sachen Erfindungsreichtum macht Andrew Bird so schnell keiner was vor.




Sturgill Simpson - A Sailor's Guide to Earth




Wo wir von großen Countryalben sprechen: Sturgill Simpson hat 2014 mit Metamodern Sounds in Country Music einen Meilenstein des Genres vorgelegt. Auf A Sailor's Guide to Earth hingegen erweitert er seine musikalische Bandbreite erheblich. Schon der Opener "Welcome to Earth (Pollywog)" ist voller Abwechslungen: Nach diversen Soundeffekten wie Vogelgezwitscher und Glockengeläut beginnt eine ruhige, schwelgerische, ja fast schon pathetische Melodie (auch hier war die Geburt des eigenen Sohnes Inspirationsquelle), doch nach knapp 3 Minuten verwandelt sich das Stück plötzlich in einen groovenden Soulsong. Auch der Rest des Albums ist eine wilde Mischung aller möglichen Musikstile. Rock, Country, immer wieder Soul, und dann gibt es mit "In Bloom" sogar noch ein Nirvana-Cover - samt Geigen und Steel Guitar! In Nashville hat der ehemalige Seemann Simpson ein Zuhause gefunden. Wohin seine musikalische Reise führt ist nicht absehbar, aber ich werde ihn definitiv dabei begleiten.

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