TV Night: Unbreakable Kimmy Schmidt (Season 2)

Nachdem Parks & Recreation zu Ende ging, hatte ich ja schon ein bisschen die Befürchtung, nie wieder so viel Spaß an einer Sitcom zu haben. Brooklyn Nine-Nine schaue ich zwar auch gerne, aber das Parks-Niveau erreicht sie (noch) nicht ganz. Doch kam die Netflix-Produktion Unbreakable Kimmy Schmidt: Eine Sitcom, die ganz anders ist als Parks & Recreation - und überhaupt ganz anders, als alle anderen Sitcoms, die ich kenne - aber genauso unterhaltsam. Dabei die Ausgangssituation alles andere als komisch: Kimmy Schmidt (Ellie Kemper) wird als Teenager von einem Sektenguru (the one and only Jon Hamm) entführt und 15 Jahre in einem unterirdischen Bunker gefangen gehalten. Nach ihrer Befreiung zieht sie nach New York und versucht, das was sie verpasst hat, nachzuholen. Dort zieht mit sie Alt-Hippie Lilian (Carol Kane) und dem schwulen Möchtegern-Musicalstar Titus (Tituss Burgess) zusammen und beginnt einen Job als Nanny bei der reichen Jacqueline (Jane Krakowski).

Die erste Staffel (Spoiler alert!) endet allerdings im Chaos: Titus' Ehefrau (!) aus Mississippi taucht auf, Jacqueline trennt sich von ihrem Mann und kehrt zurück zu ihren Sioux-Eltern und Kimmys Freund Dong geht für eine Green Card eine Scheinehe ein. Die zweite Staffel beginnt mit einer verrückten Weihnachtsparty, die von Jacqueline und Dongs Frau Sonja gecrasht wird; die ersten Folgen erklären, wie es dazu kommen konnte. Die Konflikte, von denen man sich am Ende der ersten Staffel nicht vorstellen konnte, wie sie weitergeführt werden, lösen sie allerdings mehr oder weniger schnell auf. Dafür gibt es neue Herausforderungen: Titus geht eine ernsthafte Beziehung ein, Lilian kämpft gegen die Gentrifizierung, Jacqueline mit ihrer plötzlichen Armut und Kimmy muss sich ihrer Vergangenheit stellen.

Gerade dieser letzte Handlungsstrang ist es, der die zweite Staffel, und die Serie generell, so überragend macht. Die Autoren Tina Fey und Robert Carlock wischen nicht einfach weg, dass Kimmy 15 Jahre gefangen gehalten wurde. Denn Kimmys sonnige und optimistische Art kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie durch die Erlebnisse traumatisiert ist. Es wird zwar nicht angesprochen, aber suggeriert, dass sie vergewaltigt worden ist, was ihre Beziehung zu Männern noch einmal erschwert. Schließlich erkennt Kimmy, dass alle ihre coping mechanisms nichts mehr helfen und sie sucht sich Hilfe. Als Uber-Fahrerin (ihr neuer Job) macht sie Bekanntschaft mit Therapeutin Andrea, die von Fey persönlich gespielt wird. In der ersten Staffel hatte Fey noch einen Gastauftritt als inkompetene Anwältin, der mich nicht besonders beeindruckt hat, aber ihre Rolle als Andrea ist einmalig. Diese hat nämlich selbst erhebliche Probleme: Tagsüber eine preisgekrönte Analytikerin, lässt sie sich jeden Abend volllaufen und feiert bis zur Bewusstlosigkeit. Eine zwiespältige Persönlichkeit, die von Fey glänzend gespielt wird.

Es ist erstaunlich, wie scheinbar mühelos es Kimmy Schmidt gelingt, Komik und Tragik zu verbinden. Besonders deutlich wird dies im vielleicht besten cold open ever, als Titus erzählt, wie er im christlichen Sommercamp zum Heterosexuellen umerzogen werden sollte. Eigentlich eine traurige Sache, bis er los singt: "It was a total bangfest!" Dass die Serie so gut funktioniert, ist sicher auch darin begründet, dass die Autoren die Traumata ihrer Figuren nicht ab tun, sondern sie ernst nehmen, und dass Kimmy, Titus und Co. trotz ihrer ganzen verrückten Eigenarten einfach wahnsinnig liebenswert sind. Ergänzt wird dies durch die tollen Nebenfiguren, allen voran Andrea und Titus' Freund Mikey (Mike Carlsen), einem Bauarbeiter, der im Gegensatz zu seiner Drama-Queen von Partner erfrischend nüchtern ist.

Fazit: Unbreakable Kimmy Schmidt ist eine wunderbare Serie mit tollen Schauspieler, schrägen Figuren, verrückten Einfällen und pop culture references ohne Ende. Für mich die beste Sitcom, die es zurzeit im Fernsehen gibt.

Kommentare