Adventures in Pop Culture: Januar

In den letzten Wochen war mir nicht besonders nach bloggen zumute. In meiner freien Zeit habe ich meist Artikel aus der New York Times und dem Guardian gelesen und mich gefragt, wie in aller Welt es soweit kommen konnte (I'm talking to you, Donald Trump!). Ein paar Filme, Bücher und Fernsehserien habe ich aber auch genossen, die ich hier vorstellen möchte:



TV Night: Gilmore Girls - A Year in the Life



Gilmore Girls ist meine liebste Lieblingsserie überhaupt. Daher war ich völlig aus dem Häuschen, als ich erfahren habe, dass Netflix vier 90-Minuten-Episoden mit den Girls herausbringt - geschrieben von den beiden Erfindern Amy Sherman-Palladino und Daniel Palladino. Wir erinnern uns: Nach der sechsten Staffel hatte WB die beiden Palladinos gefeuert, was in einer mediokren finalen siebten Staffel mündete. Ich hatte die große Hoffnung, dass A Year in the Life an frühere Glanzzeiten anknüpfen würde, aber leider ist dem nicht so. Es ist allein schon deshalb nicht möglich, weil der große Edward Herrrmann, der Richard Gilmore gespielt hat, zwischenzeitlich verstorben ist. Ironischerweise sind es die Szenen, die sich mit der Trauerbewältigung beschäftigen, die die Highlights der neuen Folgen ausmachen. Auf einfühlsame Weise fangen die Palladinos ein, wie Trauer ein Loch in das Leben reißt, und was für eine große Anstrengung es ist, mit diesem Loch zurecht zu kommen.

Der Rest hingegen ist: Meh. Offenbar haben sich die Palladinos nur grob erzählen lassen, was in der siebten Staffel so passiert ist. In vielen Teilen knüpfen sie gar direkt an die sechste Staffel an, was oft einfach völlig unrealistisch ist. Niemand kann mir weismachen, dass Luke und Lorelai nach neun Jahren immer noch dieselben Probleme in ihrer Beziehung beackern. Das größte Problem ist allerdings Rory. Rory, die junge, ehrgeizige Journalistin, ist zu einer verwöhnten Mistbratze geworden, die nichts auf die Reihe kriegt und nur vom Geld anderer lebt. Bledels mangelnde schauspielerische Fähigkeiten (vor allem in der ersten Episode "Winter") verstärken das Elend noch. Auch haben die Palladinos Probleme mit dem 90-Minuten-Format: das Tempo passt einfach nicht und sie bauen zu viele nutzlose Szenen ein.

Dennoch bietet A Year in the Life viel zum Liebhaben. Stars Hollow ist so quirky wie eh und je und es gibt ein Wiedersehen mit vielen, vielen, vielen alten Bekannten und natürlich zahllose Popkultur-Referenzen. "Fall" ist - mit Ausnahme der letzten vier Wörter - eine großartige Episode die tatsächlich an frühere Tage erinnert. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob ich mir eine Fortführung von Gilmore Girls wünsche.


Movie Night: La La Land


La La Land ist wahrscheinlich der Hype der Saison, 14 Oscar-Nominierungen hat das Musical eingeheimst. Darin erzählt Regisseur und Autor Damien Chazelle die Geschichte von Mia (Emma Stone), die davon träumt, Schauspielerin zu werden, und Sebastian (Ryan Gosling), der davon träumt, seinen eigenen Jazzclub zu eröffnen. Es kommt wie es kommen muss: Die beiden verlieben sich ineinander. Doch kann ihre Beziehung Bestand haben, wenn beide ihren Träumen nachjagen?

La La Land ist einer Hommage an die großen MGM-Musicals der 1950er-Jahren, allen voran Singin' in the Rain. Hier zeigt sich mal wieder, dass Hollywood am besten ist, wenn es sich mit sich selbst beschäftigt. Watson und Gosling spazieren und tanzen durch bonbonfarbene Kulissen, von einer fantastischen Szene in die nächste. Auch wenn die Darsteller in Sachen Gesang und Tanz nicht an ihre Vorbilder heranreichen, ziehen sie ihre Zuschauer direkt in ihren Bann. La La Land ist urkomisch, tieftraurig und stets unterhaltsam. Eine märchenhafter Film, der zugleich auf wunderbare Weise altmodisch ist und das Musical doch erfolgreich in das 21. Jahrhundert führt.


Movie Night: Manchester by the Sea



Ein Film, der noch mehr Lob eingeheimst hat als La La Land ist Manchester by the Sea von Kenneth Lonergan. Casey Affleck spielt Hausmeister Lee, der nach dem Tod seines Bruder Joe (Kyle Chandler) in seinen Heimatort, das Küstenstädtchen Manchester by the Sea, zurückkehrt - nur um überrascht festzustellen, dass er der Vormund für seinen 16-jährigen Neffen Patrick (Lucas Hedges) werden soll. Lee versucht, sich um seinen Neffen zu kümmern, muss sich aber gleichzeitig mit einem viel größeren Trauma auseinandersetzen, das ihn einst dazu bewogen hat, Manchester zu verlassen.

Affleck brilliert als stoischer Lee, der mehr Leid erfahren hat, als ein Mensch sich vorstellen kann, und trotzdem versucht, irgendwie klar zu kommen. Auch Hedges als rebellischer Teenager und Michelle Williams als Lees Ex-Frau Randi legen eine Glanzleistung ab. Was Manchester in erster Linie auszeichnet, ist seine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Thema Trauer und den konfliktreichen Gefühlen, die damit einhergehen. Der Film ist wahnsinnig traurig, aber oftmals auch sehr komisch, vor allem wenn Patrick versucht, seine beiden Freundinnen flachzulegen. Regisseur und Autor Lonergan ist hier ein herausragender, wunderschön gefilmter Streifen gelungen, der einem noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Books I've Read: Bruce Springsteen - Born to Run


Als alter Bruce-Springsteen-Fan musste ich natürlich unbedingt seine Autobiographie Born to Run lesen. Songwriter sind nicht automatisch auch gute Schriftsteller, aber Born to Run ist wie ein guter Springsteen-Song: Wortgewaltig, rhythmisch, kühn und einfühlsam. Das resultiert in einem ungewöhnlichen literarischen Stil: Manchmal sind die Kapitel so aufregend und lebendig erzählt, als stünden sie nicht auf einer Seite sondern würden von einer Person erzählt, manchmal sind so lyrisch wie ein episches Gedicht.

In knapp 700 Seiten berichtet der "Boss" von seiner Entwicklung vom Rock'n'Roll-infizierten Teenager, der dank harter Arbeit und sehr ausgeprägtem Ego zu einem der größten Stars der Musikgeschichte aufsteigt. Dabei zeigt sich Springsteen durchaus selbstkritisch und selbstironisch und gibt freimütig zu, dass er trotz der sehr bescheidenen Verhältnisse, in denen er aufwuchs, ein ziemlich verwöhnter Junge war und auch einen ziemlich lockeren Umgang mit Mädchen und Finanzen pflegte. Was er ernst nahm, war die Musik, und da war er auch nicht bereit, Kompromisse einzugehen - was immer mal wieder zu Konflikten mit der E Street Band führte.

Springsteens Anekdoten sind oft brüllend komisch, aber es gibt auch sehr viele berührende Passagen, etwa wenn er sich mit der psychischen Erkrankung seines Vaters und seinen eigenen Depressionen auseinandersetzt. Und Born to Run ist eine große Liebeserklärung: An seine Familie, an seine Musikerkollegen und an den Rock'n'Roll an sich. Ich könnte mir keine bessere Autobiographie vorstellen.

Movie Night: Seth's Dominion



Seth ist ohne Frage mein Lieblings-Cartoonist und ich wollte mir schon länger Luc Chamberlands Doku über ihn ansehen. Glücklicherweise hat der Comicverlag Drawn & Quarterly kürzlich eine wunderbare Edition von Seth' Dominion veröffentlicht, die nicht nur eine DVD mit der Dokumentation enthält, sondern auch viele Fotos und ausgewählte Comics.

In Seth's Dominion geht es weniger um das Leben des Comiczeichners, der eigentlich Gregory Gallant heißt, als um seine Arbeitsweise und Philosophie. Dabei entpuppt sich Seth als äußerst eloquenter Interviewpartner, der mit viel Einsicht über den Arbeitsprozess spricht und darüber, welche Rolle sein eigenes Leben und die Zeit in seinem Werk spielen. Und er zeigt, was ihn neben dem Zeichnen inspiriert: So hat er unter anderem ein Puppentheater gebaut und bastelt seit langer Zeit an der Modell-Fantasiestadt Dominion. Ergänzt wird dieses aufschlussreiche Portrait durch Chamberlands Animationen von Seths Comics. Eine wunderbare Dokumentation, die nur einen Haken hat: Mit 40 Minuten ist sie viel zu kurz.


Sometimes it's so hard to say goodbye: Was mich in diesen Tagen ziemlich getroffen hat, ist der Tod von Mary Tyler Moore. In meiner Jugend habe ich es geliebt, länger aufzubleiben und mir Folgen der Mary Tyler Moore Show anzusehen. Leider ist die Serie in Europa so schwer zu bekommen. Sie war nicht nur unglaublich komisch, Mary Tyler Moore hat auch gezeigt, dass man Fernsehen mit starken, intelligenten, unabhängigen Frauen machen kann. She made it after all.




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