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Es werden Posts vom September, 2012 angezeigt.

The Return of Jason Molina

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Ich weiß noch genau, wann ich in meinem Leben zum ersten Mal einen Song von Jason Molina hörte. Ich war achtzehn, es war spätnachts und ein ehemaliger Bekannter fuhr mich von irgendeiner Party nach Hause. Während sich die anderen im Auto unterhielten, hörte ich auf diese wunderbar düstere Musik, die aus den Lautsprechern drang. Ich hatte sie noch nie zuvor gehört, aber ich erkannte sie trotzdem. Es handelte sich um Magnolia Electric Co. von Songs: Ohia, Molinas Projekt, das er kurz darauf in Magnolia Electric Co. umtaufte. Im Rolling Stone hatten sie das Werk in ihrem Jahresrückblick empfohlen: "Jason Molinas bestes Album trotz Eule auf dem Cover", oder so ähnlich. Am nächsten Tag besorgte ich mir mein eigenes Exemplar und hörte viele Monate nichts anderes. Noch heute ist Magnolia Electric Co. eins meiner liebsten Alben überhaupt. Seit Elliott Smiths Tod gibt es wohl niemanden, der so schöne, düstere, verzweifelte Songs schreiben kann wie Jason Molina. In jener Nach

Project Ireland: The Brandy Pad

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Für meinen zweiten Tag in Newcastle hatte was Besonderes geplant: Ich wollte einen Wanderweg namens “The Brandy Pad“ abgehen. Dabei handelt es sich um einen 12 Kilometer langen Schleichweg, den die Schmuggler im 18. Jahrhundert genommen haben, um Alkohol und Zigaretten an den Zollbeamten in Newcastle vorbeizuschleusen. Coole Sache! Der Weg beginnt fünf Kilometer südlich von Newcastle an einer Brücke mit dem einladenden Namen Bloody Bridge. Eigentlich wollte ich mit dem Bus dorthin fahren, aber dummerweise hatte ich am Vortag vergessen nachzusehen, wann diese abfahren. Als ich also zum Busbahnhof kam musste ich feststellen, dass der nächste Bus erst in einer Dreiviertelstunde abfuhr. In der Zeit konnte ich fast dahin laufen, also bin ich zu Fuß gegangen. Ich schlenderte die Promenade Richtung Süden entlang, bis mit einem Mal der Bürgersteig endete. Großartig! Irland ist manchmal wirklich nicht sehr fußgänger-freundlich. Es gab einen Streifen Gras am Straßenrand, aber d

Today I like... "I'm Dreaming"

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Randy Newman ist zurück! Gestern stellte er einen neuen Song namens "I'm Dreaming" als Download zur Verfügung, was in jeder Hinsicht ein besonderes Ereignis war. Neue Songs von Newman gibt es, abgesehen von seinen Filmkompositionen, nur selten, die Veröffentlichung seines letzten regulären Albums Harps & Angels etwa liegt mittlerweile schon vier Jahre zurück. Zudem ist es das erste Mal, dass er einen Song ausschließlich über das Internet verbreitet. Was hat ihn zu diesem außergewöhnlichen Schritt angetrieben? Die bevorstehende Wahl in den USA. "I'm Dreaming" handelt von weißen Rassisten, die es nicht ertragen, dass ein schwarzer Präsident im Weißen Haus sitzt. “No other Western industrialized nation would’ve elected a black president. I’m proud of this country for having elected Obama in 2008. But from the beginning of his term, I noticed a particular heat to conversations that wouldn’t ordinarily generate that kind of passion: The budget, appoi

Books I've Read: Evelyn Waugh - Tod in Hollywood

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  Neulich habe ich mich mal wieder daran gemacht, meinen Stapel ungelesener Bücher abzuarbeiten und mir Tod in Hollywood von Evelyn Waugh herausgepickt. Ein Buch, das schmal ist, es aber faustdick hinter den Ohren hat. Diese Geschichte ist abgrundtief böse. Entstanden ist Tod in Hollywood während eines USA-Aufenthalts von Waugh und seiner Frau. MGM wollte dem Schriftsteller die Filmrechte für Brideshead Revisited abkaufen, der jedoch nicht bereit war, sie abzutreten. Das ließ er MGM jedoch erst wissen, nachdem sie ihm einige Wochen Urlaub in Kalifornien spendiert hatten. Waugh kritisierte, dass die Amerikaner Brideshead nur als Liebesgeschichte sähen und die theologischen Aspekte außen vor lassen wollten. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet die englische Verfilmung viele Jahre später Brideshead auf eine Liebesgeschichte reduziert und die religiöse Thematik weitgehend ignoriert .   Tod in Hollywood ist Waughs Abrechnung mit der amerikanischen Gesellschaft. D

As life knocks you down on that dirty ground/all that dust you'll find was really gold

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Vielleicht erinnert ihr euch, vor ein paar Wochen schrieb ich über das wunderbare neue Album von Shovels & Rope . Kurz darauf entdeckte eine ganz ähnlich Band namens Carolina Story. Auch hier handelt es sich um ein Ehepaar, Ben und Emily Roberts, die Musik aus der Folk- und Countryecke machen. Manchmal bilde ich mir ja ein, dass mich in dem Bereich nichts mehr überraschen kann, aber Carolina Story haben mich eines besseren belehrt. Ihre neue Single "Gold" hat mich vom ersten Moment an begeistert und läuft seitdem rauf und runter. Wie Shovels & Rope verstehen Carolina Story es, mit einfachen Mitteln eine große Wirkung zu erzielen. Gitarre, Mundharmonika, Schellenring sowie ihr umwerfender Gesang und fertig ist ein wunderschöner Song mit der tröstlichen Botschaft, dass wenn man alles verliert, man immerhin die Fähigkeit gewinnt, sich wieder an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen.

Project Ireland: The Long Road to Newcastle/The Granite Trail

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Die nächste Station meiner Reise hieß also Newcastle. Newcastle in County Down. Ich weiß nicht, warum die Leute nicht ein bisschen kreativer bei der Namensgebung ihrer Städte sein können. Es gibt doch bestimmt dutzende Newcastles auf der Welt, allein 5 in Irland. So etwas sorgt nur für Verwirrung. So erwiderten manche Leute, denen ich erzählt habe, dass ich als nächstes nach Newcastle fahre, schon fast entsetzt: „In England?!“ Außerdem erwies sich die Reiseplanung als äußerst schwierig, zwischendurch hatte ich gar die Befürchtung, dass es überhaupt nicht möglich ist, innerhalb eines Tages von Donegal nach Newcastle zu kommen. Zu allem Überfluss sollte die Reise auch noch an einem Sonntag stattfinden, wenn sowieso nicht so viele Busse fahren. Nachdem ich mehrere Journey Planner traktiert und Buspläne studiert hatte, konnte ich schließlich eine Route zusammenbasteln. Um nach Newcastle zu kommen, musste ich nicht nur zweimal umsteigen, sondern auch mit drei verschiedenen Busgesellschaf

Project Ireland: Way Out in the Wilderness

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Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen von Galway, worüber ich nicht besonders traurig war, denn in der Nacht zuvor hatten die Leute draußen mal wieder bis vier Uhr herumgegrölt und die Männer drinnen geschnarcht, dass sich die Balken bogen. Sie schafften es dennoch, um neun Uhr beim Frühstück mit den lieben Ehefrauen zu sein, abgesehen von einem dicken Typen, der das Bett nur verließ, wenn es draußen dunkel war. Ich war gerade am Packen, als er mich plötzlich ansprach. Er klang noch sehr betrunken, sodass ich ihn erst beim zweiten oder dritten Mal verstand. Er fragte mich doch tatsächlich, ob ich mit ihm und seinen Kumpels auf die Aran Islands fahren wollte. ”Thanks, but… no.“ ”Why not?“ ”Because I’m going to Donegal. Now.“ “Donegal?! Donegal’s boring!” “Well, if you think so…” Mit ihm und seinen Freunden auf die Aran Islands. Klar. Ich ergriff so schnell wie möglich die Flucht, sodass ich etwas zu früh an der Bushaltestelle war. Als ich dort stand und wartete brach plötzlich d

Today I like... Knock Knock Get Up

Harder Before It Gets Easier from Shutter & String on Vimeo . Die musikalische Sommerpause ist vorbei und der heiße Herbst mit seinen unzähligen interessanten Neuerscheinungen hat begonnen. Zu den Alben, auf die ich mich am meisten gefreut habe, gehört Knock Knock Get Up von David Wax Museum. Der Vorgänger Everything Is Saved war eins meiner Lieblingsalben des letzten Jahres und auch Knock Knock Get Up läuft seit gestern auf Dauerrotation. Davis Wax Museums Mischung aus mexikanischer und amerikanischer Musik sprüht nur so vor Ideenreichtum und Lebendigkeit, dass es eine wahre Freude ist, ihnen zuzuhören. Am besten gefällt mir "Harder Before It Gets Easier", das genau so bunt ist wie das dazugehörige Video. Momentan gibt es keinen Song, von dem ich mich lieber aufheitern lasse.