Movie Night: Spuren

"Die einzig wahre Art, Australien zu erfahren, ist auf dem Rücken eines Kamels", sagte mal ein älterer Herr zu mir, als ich in Australien war. Diese Worte könnten auch der Leitspruch von Robyn Davidson sein, die, nur von Hund und Kamelen begleitet, von Alice Springs zum Indischen Ozean wanderte. Der Film Spuren (im Original Tracks) erzählt Davidsons Geschichte. Er beginnt mit Robyns Ankunft in Alice, wo sie vorübergehend einem Pub arbeitet. Mehr als ein paar Monate hält die junge Frau es dort aber nicht aus, denn sie hat einen Plan: Sie will - inspiriert von ihrem Vater, der durch die Kalahari wanderte - vom Red Centre zur westaustralischen Küste laufen, rund 3000 Kilometer durch die Wüste. Die Erkundung der Mitte Australiens hat zahlreiche Entdecker das Leben gekostet. Da das Klima auch für Pferde zu viel war, führten Siedler irgendwann Kamele nach Australien ein, um die Gegend erforschen zu können, die sich allerdings schnell zur Plage ausweiteten.

Auch Robyn will die Kamele für ihre Durchquerung der Wüste nutzen. Da sie jedoch nur wenig Geld hat, arbeitet sie zunächst auf einer Kamelfarm, dann bei einem Kamelhändler. Die beiden Männer halten die junge Frau für naiv angesichts ihres Vorhabens, doch Robyn behauptet sich und gelangt schließlich in den Besitz von vier Kamelen, mit denen sie und ihr Hund Diggity durch die Wüste laufen wollen. Zur Finanzierung ihrer Reise lässt sich Robyn von National Geographic sponsern, muss ihre Wanderung dafür aber alle paar Monaten von dem Fotografen Rick Smolan (Adam Driver) dokumentieren lassen, was Robyn so gar nicht passt. Am liebsten wäre sie die ganze Zeit allein.

Robyns zweijährigen Aufenthalt in Alice und Umgebung handelt Regisseur John Curran schnell ab, um sich auf die Wanderung konzentrieren zu können. In prachtvollen Bildern folgen wir Robyn durchs Outback. Die endlose rote Weite, die majestätischen Kamele - Spuren ist visuell beeindruckend, hat aber am Anfang fast etwas von einem Werbefilm. Robyns Wanderung erscheint so mühelos, dass man denken könnte, dass es nichts einfacheres gäbe, als mit ein paar Kamelen durch die Wüste zu laufen. Erst gegen Ende geht Drehbuchautorin Marion Nelson am Rande auf die Gefahren des Unterfangens ein. Realistischer ist Robyns Begegnung mit Aboriginals, denen sie anders als viele ihrer weißen Zeitgenossen Respekt entgegenbringt und die ihr dafür bei der Durchquerung helfen. Während der Reise lernen wir durch Flashbacks auch ein bisschen mehr über Robyn selbst, die ihre Mutter früh durch Suizid verlor und die heimische Farm in Queensland verlassen musste, um bei einer Tante zu leben.

Spuren ist zweifellos ein guter und vor allem wunderschöner Film. Es hat mich nur ein wenig gestört, dass Robyns Wanderung geradezu mystifiziert und Schwierigkeiten heruntergespielt werden. Auch über die Motivation der jungen Frau erfährt der Zuschauer trotz aller Rückblenden nur wenig. Wild, das von Cheryl Strayeds Wanderung über den Pacific Crest Trail handelt, hat meiner Meinung nach all diese Punkte besser umgesetzt. Nichtsdestotrotz ist Spuren sehenswert, vor allem wegen Mia Wasikowskas beeindruckender Darsteller einer Frau, die nach außen stark und ruppig erscheint, im Inneren aber sehr verletzlich ist - und natürlich wegen der atemberaubenden Landschaftsaufnahmen. Und an eins erinnert Spuren: Dass Davidsons Wanderung durch die harte Landschaft eine großartige Leistung ist, dass sie das geschafft hat, woran viele vor ihr gescheitert sind.

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