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Es werden Posts vom Oktober, 2013 angezeigt.

A Belgian Excursion: Watch Those Patterns Repeat

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Nach dem Horror von Breendonk musste ich mich unbedingt mit etwas Schönem ablenken, also machte ich mich, nachdem ich wieder in Antwerpen war, auf zum Rubenshaus. Es war allerdings nicht nur das Interesse an der Kunst, das mich bewog, mir die ehemaligen Wirkungsstätte des großen Malers anzusehen, es waren auch persönliche Gründe. Dafür muss ich ein wenig ausholen. Ich denke, ein Grund, warum Austerlitz so einen Nerv bei mir getroffen hat ist, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt eh mit den Themen Erinnerung und Familie auseinandergesetzt habe. Eines Tages erreichten wir als Familie einen Punkt an dem uns klar wurde, dass wir nur sehr wenig über das Leben wissen, dass meine Großeltern väterlicherseits bis zu den 1950ern geführt haben. Leider bemerkt man so etwas immer erst, wenn es (fast) zu spät ist, aber dennoch waren wir fest entschlossen, so viel herauszufinden wie möglich. Das Ergebnis war jedoch relativ enttäuschend: Zu viel Zeit war vergangen, und zu viele Erinnerungen war

Movie Night: My iz dzhaza - Wir sind aus Jazz

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Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich an dieser Stelle über den Song " старый рояль/Der alte Flügel " geschrieben, den ich auf einem Konzert gehört und der mich auf Anhieb begeistert hatte. Nach einigem Suchen fand ich heraus, dass das Lied aus der sowjetischen Komödie мы из джаза (My iz dzhaza) stammt, zu deutsch Wir sind aus Jazz . Seitdem wollte ich diesen Film sehen, was sich allerdings als schwierig herausstellte, da er bereits 30 Jahre alt ist und wohl nie auf DVD erschienen ist (zumindest nicht außerhalb Russlands). Nun habe ich neulich zufällig entdeckt, dass die netten Leute von Mosfilm My iz dzhaza auf YouTube hochgeladen haben - in HD und mit englischen Untertiteln! Ich war außer mir vor Freude und musste mir den Film natürlich umgehend anschauen. Odessa in den 1920er Jahren: Kompositionsstudent Kostya (Igor Sklyar) liebt Jazz, sehr zum Missfallen seiner Lehrer für die jeder Jazzmusiker ein "Agent der Weltimperialismus" ist. Sie zwingen Kostya

I'm never gonna know you now but I'm gonna love you anyhow

Heute vor zehn Jahren ist Elliott Smith gestorben. Zu diesem traurigen Jubiläum wollte ich eigentlich darüber schreiben, was seine Musik mir bedeutet, aber nun muss ich feststellen, dass es nicht geht. Obwohl ich schändlicherweise erst durch seinen Tod überhaupt von seiner Existenz erfahren habe, schmerzt mich sein Verlust immer noch. Elliotts Songs bedeuten mir alles und ich weiß nicht wo ich heute ohne sie wäre. Es sind einfach zu viele Gefühle mit seiner Musik verbunden als dass ich sie in Worte fassen könnte, daher werde ich einfach auf die Worte von Ben Folds zurückgreifen: Elliott, man, you played a fine guitar and some dirty basketball the songs you wrote got me through a lot just want to tell you that but it's too late 06.08.1969 - 21.10.2003

Movie Night: Harvey

Neulich hatte ich ja darüber geschrieben, wie sehr manche Sätze aus Casablanca im kulturellen Gedächtnis verankert sind. Bei Harvey (oder auch Mein Freund Harvey ) ist es ganz ähnlich, nur dass es hier nicht die Zitate sind, die eine über den Film herausragende Bekanntheit erlangt haben, sondern die "Hauptfigur": Harvey steht exemplarisch für den imaginären Freund.  In dem Film von Henry Koster, der auf dem gleichnamigen Stück von Mary Crane basiert, ist dieser imaginäre Freund ein zwei Meter großes, weißes Kaninchen, das jedoch nur von Elwood P. Dowd (James Stewart) gesehen wird. Elwood ist dem Alkohol etwas zu sehr zugetan, doch er ist ein sehr liebeswürdiger und gutherziger Mensch. Dass er jedoch jedem, den er begegnet, seinen unsichtbaren Freund Harvey vorstellt, sorgt für Befremden bei seinen Mitmenschen. Geradezu unterträglich ist Elwoods Verhalten für seine Schwester Veta (Josephine Hull), da es für sie so praktisch unmöglich ist, ihre Tochter Myrtle Mae (Vict

TV Night: Bunheads

Manchmal hat man es wirklich nicht leicht als Serienliebhaber. Die BBC cancelt The Hour nach zwei Staffeln und einem Mordscliffhanger, AMC kündigt an, die finale Staffel von Mad Men aufzuteilen und die letzten Folgen 2015 (!) zu senden, und ABC Family hat Bunheads nach nur einer Staffel abgesetzt. Dennoch habe ich mir die Serie angesehen; schließlich stammt sie aus der Feder von Amy Sherman-Palladino, die mit Gilmore Girls meine wahrscheinlich liebste Serie überhaupt geschaffen hat. Hauptfigur in Bunheads ist Michelle Simms, dargestellt von der zweifachen Tony-Gewinnerin Sutton Foster. Michelle ist eine begabte Tänzerin und Sängerin, doch ihre Karriere ist nie richtig in Schwung gekommen. Mittlerweile ist sie Mitte 30 und arbeitet als Showgirl in Las Vegas, ohne die Aussicht noch einmal eine wirklich große Rolle zu ergattern. Als sie für Chicago vortanzen will, erteilt ihr der Regisseur bereits bei ihrem Anblick eine Absage. Verletzt, frustriert und alkoholisiert gibt Michelle sc

Books I've Read: Gustave Flaubert - Madame Bovary

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  Weiter geht es mit dem Schließen klaffender Bildungslücken. Heute ein Werk aus der Literatur: Madame Bovary von Gustave Flaubert. Das Buch liegt schon so lange bei mir herum, dass ich nicht mal mehr weiß, wo ich es gekauft habe, sodass es endlich Zeit wurde, Flauberts berühmtestes Werk zu lesen. Die Geschichte war mir immerhin grob bekannt, schließlich ist Madame Bovary die wohl berühmteste Ehebrecherin der Literaturgeschichte. Emma, so ihr Vorname, ist schnell angeödet von ihrem Ehemann Charles, einem schlichten, aber gutmütigen Menschen, der es mit Ach und Krach zum Landarzt gebracht hat. Bereits als Kind hat Emma viele Liebesgeschichten gelesen und ist enttäuscht, als sich ihre Ehe als weit weniger romantisch entpuppt als sie es aus ihren Büchern gewohnt ist. Bald verfällt sie in eine Depression, sodass Charles mit ihr in das Örtchen Yonville zieht, doch weder die neue Umgebung noch die Geburt von Tochter Berthe können sie zufriedenstellen. Glücklich machen sie nur die Treffe

A Belgian Excursion: When Satan Came to Flanders

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Für den zweiten Tag stand zunächst die Mission Breendonk auf dem Programm. Nachdem abends zuvor alle ausgegangen waren und das Wlan einigermaßen funktionierte und mir eingefallen war, dass man auf der Seite der Deutschen Bahn auch nach Auslandsverbindungen suchen kann, wusste ich endlich wie und wann ich nach Willebroek komme. Die Verbindung war sogar recht gut, mit einem nur sechsminütigen Aufenthalt in Mechelen, sodass es sich nicht lohnte, mit dem Bus von dort nach Willebroek zu fahren. In weiser Voraussicht war ich schon eine halbe Stunde vor Abfahrt zur Centraal Station gekommen, denn vor den zwei Automaten und den drei offenen Schaltern hatten sich bereits lange Schlangen gebildet. Zunächst stellte ich mich bei den Automaten an, aber dieser wollte meine Karte nicht akzeptieren, sodass ich es doch auf die traditionelle Weise machen musste. Ich geriet schon ein bisschen in Panik, ob ich es noch rechtzeitig schaffen würde, angesichts der vielen Personen vor mir, und auch ein ä

Movie Night: Casablanca

Es ist mir ja ein bisschen peinlich, es zuzugeben, aber bis gestern habe ich tatsächlich noch nie Casablanca gesehen. Es war endlich mal Zeit, diese klaffende Bildungslücke zu schließen, schließlich ist Casablanca einer der berühmtesten Filme der Kinogeschichte. Man bedenke allein die vielen Zitate, die in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen sind wie "I think this is the beginning of a beautiful friendship", "We'll always have Paris" und natürlich "Here's looking at you, kid". Und dann ist da noch "Play it again, Sam", obwohl das im Film gar nicht gesagt wird. Casablanca ist im kulturellen Gedächtnis so präsent, dass wahrscheinlich jeder schon einmal von Rick und seinem Café gehört hat, selbst wenn er den Film nicht kennt. Casablanca spielt Ende 1941 in der gleichnamigen Stadt, die für viele Flüchtlinge aus Europa Ausgangspunkt für die Weiterfahrt nach Lissabon und schließlich nach Amerika ist - wenn sie denn ein Ausreisev

A Belgian Excursion: Up Above and Down Below

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Vom Grote Markt war es nicht weit bis zur Schelde, dem Fluss der Stadt. Ich ging durch eine schmale Gasse und kam am Het Steen aus, einem  Schloss aus dem 13. Jahrhundert. Es wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen, da auf seiner westlichen Seite eine viel befahrene Straße verläuft und östlich am Fluss einige nicht übermäßig ansehnliche Schiffe angelegt haben. Im Norden und Süden befinden sich zudem große Parkflächen. Kurz gesagt: Die Umgebung könnte nicht viel unidyllischer sein. Das Schloss ist recht klein und nicht sehr spektakulär, aber es gibt ein ganz passables Fotomotiv ab. Vom Innenhof des Schlösschens gelangt man auf die Wandelterrasse, eine knapp einen Kilometer lange, erhöhte Promenade an der Schelde. Dort - ihr könnt es euch denken - trafen sich Austerlitz und der Erzähler, bevor sie später in dem bereits erwähnten Bistro am Handschuhmarkt einkehrten. Auf der Wandelterrasse konnte ich zum ersten Mal erahnen, was für eine große Hafenstadt Antwerpen ist. Nicht nur h