Project Ireland: I love you. Thanks for the Golden Age.

Schließlich brach der gefürchtete Montag an und ich musste meine Sachen packen. Ich wollte nicht gehen. Es war nicht so, dass ich mich nicht auf Familie und Freunde freute, oder Privatsphäre, aber ich wollte nicht weg. Ich wollte bleiben. Zumindest für eine Weile. Es ist schon komisch, ich habe, alle Besuche zusammen genommen, gerade einmal 14 Tage in Belfast verbracht und trotzdem fühlt sich die Stadt ein bisschen wie Zuhause an. Und auch wenn ich bis auf das Titanic Museum eigentlich alle Sehenswürdigkeiten abgegrast hatte, hatte ich das Gefühl, dass es noch unendlich mehr zu entdecken gibt. Und wenn nicht, dann könnte ich auch ewig am Fluss spazieren gehen, die Linen Hall Library durchstöbern oder in den Pubs den Musikern zuhören. Dass ich nun gehen musste, machte mich einfach nur traurig. Zumal das Wetter sich langsam zu bessern schien.

Check-out war erst um elf, sodass ich mir Zeit nehmen konnte. Ich packte gemächlich und frühstückte, wobei ich froh sein konnte, dass es noch etwas zu essen gab, denn ein Rudel Spanier war über die Küche hergefallen, die nun aussah wie ein Schlachtfeld. Warum verreisen Spanier eigentlich immer in so großen Gruppen? Egal. Ich kuschelte mich noch eine Weile ins Sofa und machte mich dann um halb zwölf auf den Weg zum Europa Centre. Mal wieder. Auf dem Weg machte ich noch ein Bild von diesem coolen Dude-Graffito:


Der Bus fuhr um 12 ab und brauchte ca. 40 Minuten bis zum Flughafen. Mangels Drucker hatte ich nicht vorher einchecken können, sodass ich nun in der ziemlich langen Schlange warten musste. Ich befürchtete die ganze Zeit, dass meine Tasche durch die vielen Souvenirs (einschließlich drei Packungen Schokoladenkekse) zu schwer sein könnte, aber am Ende waren es “nur“ 17.9 Kilo. Das Boarding dauerte ebenfalls eine ganze Weile, aber am Ende bekam ich sogar noch einen Platz am Fenster. Nach einem ruhigen Flug landeten wir um fünf in Amsterdam, wobei sich die Stewardess mit “Thank you and good morning“ verabschiedete, was für einige Erheiterung sorgte.

Ich besorgte mir noch ein bisschen Proviant und nahm den Zug um 17:50 Uhr. Es war brechend voll, aber der Schaffner schien sehr gute Laune zu haben, so meinte er bei seiner Durchsage: “A special welcome to the boys and girls from Austria, we hope you have a pleasant stay in the Netherlands.“ Nett. Ich las Franny and Zooey von J.D. Salinger zu Ende, das mir sogar noch besser gefiel als Catcher in the Rye. Irgendwie traf es einen Nerv, da ich mich genauso durcheinander fühlte wie Franny, von dem Jesuskram mal abgesehen.

Es fiel mir nämlich schwer, von Irland geistig Abschied zu nehmen. Als ich meine Reise Revue passieren ließ, musste ich an Mary I denken und ihren Ausspruch: “Everything fell right into our lap.“ Das fasste auch meinen Trip ziemlich gut zusammen. Abgesehen vom Wetter hätte es eigentlich nicht besser laufen können. Man nehme zum Beispiel mein Zusammentreffen mit Regina und Julia. Ein glücklicher Zufall, ohne den ich die ganzen schönen Orte in Donegal vermutlich nie gesehen hätte, einschließlich des versteckten Wasserfalls. Die ganze Reise war voller wunderbarer Dinge gewesen: Mein Job in Derry, die absolut umwerfende Landschaft und dann noch die unglaublich netten und warmherzigen Leute. Ich glaube, wenn man sich nur ein bisschen auf Irland einlässt, dann kann man dort die wunderbarsten Dinge erleben.

Und das war das Project Ireland. Ich hoffe, es hat euch ein bisschen gefallen und euch vielleicht sogar angeregt, selbst mal auf die Insel zu fahren. Ich kann es euch nur wärmstens empfehlen.

Kommentare

  1. Ja Dannie, der Blog über Irland ist Dir wieder hervorragend gelungen! So wie Du Irland und Nord Irland beschreibst, kenne ich Schottland. Nur daß unsere schottischen Freunde damals sehr schottisch eingestellt waren und mit England nichts am Hut hatten. Das hat auch auf mich abgefärbt. Bin gespannt, wie die Volksabstimmung dort 2014 ausgeht, wenn es um Schottlands Unabhängigkeit geht. Liebe Grüße aus Frankfurt! rudi

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