Movie Night: Holiday Inn



Es steht natürlich außer Frage, dass ich in diesem Jahr zu Weihnachten wieder It's a Wonderful Life sehen werde, aber diesmal wollte ich mir zusätzlich auch noch einen anderen Weihnachtsfilm anschauen. Nach kurzer Recherche habe ich mich dann für Holiday Inn (dessen deutscher Titel mit Musik, Musik mal wieder selten dämlich ist) entschieden, denn nicht nur spielt Fred Astaire eine der Hauptrollen, die Musik stammt auch von niemand geringerem als Irving Berlin. Und Bing Crosby ist auch noch dabei.

Streng genommen ist Holiday Inn mehr als ein Weihnachtsfilm, denn die Handlung erstreckt sich über insgesamt zwei Jahre. Da er aber an Weihnachten beginnt und an Weihnachten sein Finale hat (plus einem Silvester-Epilog), ist er wie dafür gemacht, zum Fest der Liebe gesehen zu werden. Der Film dreht sich um die beiden Broadway-Darsteller Jim Hardy (Crosby) und Ted Hanover (Astaire). Hardy hat genug vom Leben auf der Bühne mit seinen 365 Arbeitstagen im Jahr und möchte stattdessen Farmer in Connecticut werden, um dort eine ruhige Kugel zu schieben. Kurz zuvor hatte Hardy seiner und Astaires Bühnenpartnerin Lila Dixon (Virgina Dale) einen Antrag gemacht, doch nach der Weihnachtsvorstellung offenbart sie dem Sänger, dass sie lieber bei Hanover und im Showbiz bleiben will.

So geht Hardy allein nach Connecticut um festzustellen, dass man auch als Farmer an den Feiertagen schufften muss. Nach einem Sanatoriumsaufenthalt beschließt er, seine Farm in eine Hotel zu verwandeln - ein Hotel, das nur an Feiertagen geöffnet hat und die Gäste dabei mit einer Vaudeville-Show unterhält. Sein ehemaliger Agent schickt ihm Linda Mason (Marjorie Reynolds), die eine berühmte Sängerin und Tänzerin werden will. Jim und Linda verstehen sich auf Anhieb, doch dann taucht ein betrunkener Hanover im Holiday Inn auf. Lila hat ihn verlassen und er ist am Boden zerstört - doch dann entdeckt er Linda und ist sich sicher, in ihr die perfekte Partnerin gefunden zu haben. Das kann Jim natürlich nicht zulassen.

Die Story, die auf einer Idee von Berlin basiert, ist natürlich völlig unrealistisch, um nicht zu sagen hanebüchen. Aber ich muss zugeben, dass mich das kein bisschen gestört hat. Die Scherze sind zwar harmlos, aber das Drehbuch ist trotzdem ziemlich witzig. Und es macht einfach unglaublich Spaß, Sänger Crosby und Tänzer Astaire bei ihren Rivalitäten zuzusehen. Alle Hauptdarsteller verfügen über einen unwiderstehlichen Charme und verstehen es, das Beste aus der Handlung herauszuholen. Dennoch hatte ich oft das Gefühl, dass Berlin die Geschichte in erster Linie erdacht hat, um zu zeigen, dass er zu allen möglichen Feiertagen Songs verfassen kann. In Holiday Inn wird wirklich sehr viel gesungen und sehr viel getanzt. Ich habe jetzt nicht die Zeit gestoppt, aber ich mit ziemlich sicher, dass die Musicalnummern mehr Zeit einnehmen als die Dialogszenen.

Das könnte nerven, wenn, ja wenn die Musicalnummern nicht so großartig wären. Bing Crosby croont zum Dahinschmelzen schön und Fred Astaire hat gleich mehrere atemberaubende Tanzszenen, allen voran sein "Vollrausch"-Tanz mit Reynolds (bei dem Astaire seiner Tochter zufolge tatsächlich ganz schön angeschickert war) und der berühmte Firecracker-Tanz, bei dem er sich zu explodierenden Knallkörpern bewegt. In erster Linie ist der Film allerdings für "White Christmas" bekannt. Berlin hatte den Song zwar schon vorher für Crosby geschrieben, aber es ist das erste Mal, dass er in einem Film auftaucht. Das Lied brach daraufhin alle Popularitätsschranken und ist noch heute die am meisten verkaufte Single überhaupt. Im Folgejahr hat Berlin auch einen Oscar dafür erhalten. Was ich ganz lustig fand ist, dass "Easter Parade" dort ebenfalls auftaucht, bevor Berlin dann einige Jahre später einen eigenständigen Film daraus machte. Insgesamt finde ich die Songs zwar nicht ganz so unvergesslich wie die aus Easter Parade dem Film, aber immer noch sehr schön. Nur zwei Titel sorgen aus heutiger Sicht für Befremden: die Blackface-Nummer "Abraham" und "Song of Freedom" mit seinen Kriegspropaganda-Ausschnitten, die 1942 wohl unvermeidbar waren.

Fazit: Holiday Inn ist allerfeinster Weihnachtsschmalz mit Witz, großartigen Darstellern und toller Musik. Auch wenn es sicher bessere Musicals gibt, erzeugt er doch that warm, fuzzy feeling wie kaum ein zweiter. Was will man von einem Weihnachtsfilm mehr? 

Und falls ihr euch wundert: Die gleichnamige Hotelkette hat sich tatsächlich nach diesem Film benannt.

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