Books I've Read: Gustave Flaubert - Madame Bovary

 

Weiter geht es mit dem Schließen klaffender Bildungslücken. Heute ein Werk aus der Literatur: Madame Bovary von Gustave Flaubert. Das Buch liegt schon so lange bei mir herum, dass ich nicht mal mehr weiß, wo ich es gekauft habe, sodass es endlich Zeit wurde, Flauberts berühmtestes Werk zu lesen. Die Geschichte war mir immerhin grob bekannt, schließlich ist Madame Bovary die wohl berühmteste Ehebrecherin der Literaturgeschichte. Emma, so ihr Vorname, ist schnell angeödet von ihrem Ehemann Charles, einem schlichten, aber gutmütigen Menschen, der es mit Ach und Krach zum Landarzt gebracht hat. Bereits als Kind hat Emma viele Liebesgeschichten gelesen und ist enttäuscht, als sich ihre Ehe als weit weniger romantisch entpuppt als sie es aus ihren Büchern gewohnt ist. Bald verfällt sie in eine Depression, sodass Charles mit ihr in das Örtchen Yonville zieht, doch weder die neue Umgebung noch die Geburt von Tochter Berthe können sie zufriedenstellen. Glücklich machen sie nur die Treffen mit dem Kanzlisten Léon Dupuis, der sowohl ihre Interessen als auch ihre Zuneigung teilt, doch dann zum Studieren nach Paris geht angesichts der Tatsache, dass Emma verheiratet ist.

Madame Bovary beginnt daraufhin eine Affäre mit Rodolphe Boulanger und verlangt von ihm, dass er mit ihr in der Fremde ein neues Leben anfängt. Boulanger ist die Liaison jedoch weit weniger ernst als Emma und er gibt ihr den Laufpass. Nachdem sie fast vor Kummer gestorben wäre, trifft sie Léon wieder. Sie beiden beginnen ebenfalls sich heimlich zu treffen, doch auch Léon ist bald irritiert von den extremen Gefühlsausbrüchen seiner Geliebten. Problematischer als die Affären ist jedoch Emmas Kaufsucht, durch die den Bovarys der finanzielle Ruin droht.

Im ersten Teil legt Flaubert ein nahezu atemberaubendes Tempo vor, als er von Charles' Weg zum Landarzt erzählt, doch nach der Hochzeit nimmt dies merklich ab und er beschreibt mit viel Detailreichtum das Leben in der französischen Provinz sowie das emotionale Innenleben seiner Protagonisten. Die Schilderung von Emmas Affären war seinerzeit ein riesiger Skandal und das Buch durfte erst nach einem Prozess unzensiert veröffentlicht werden, woraufhin es sich, wenig überraschend, als Verkaufsschlager entpuppte. Aus heutiger Sicht ist freilich der Realismus, mit dem Flaubert das französische Landleben beschreibt, das bahnbrechende Element von Madame Bovary, das Generationen von Schrifstellern beeinflusst hat. Vieles hat mich dabei an Thomas Hardy erinnert: das ländliche Kulisse, die gut ausgearbeiteten Nebenfiguren, das überaus tragische Ende und vor allem die Thematisierung von gesellschaftlichen Zwängen und wie die Menschen unter ihnen leiden.

Was Stil und Erzählweise betrifft, gibt es an Madame Bovary absolut nichts auszusetzen. Der einzige Grund, warum ich das Buch zwar bewundere aber nicht liebe, ist die wahnsinnig unsympathische Hauptfigur. Mir ihren völlig überzogenen Erwartungen an die Liebe und das Leben und ihrem Egoismus ging sie mir nicht selten richtig auf die Nerven. Das sollte aber niemanden davon abhalten, Madame Bovary zu lesen, denn es handelt sich um ein brillantes Stück Literatur.

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