Heavy Rotation: The Great Despiser/My Head Is An Animal/Older Than My Old Man Now/Slowburner/Fear Fun/The Lumineers

Der April 2012 hatte musiktechnisch wirklich in sich. Schon in den ersten drei Monaten des Jahres gab es wahrlich keinen Mangel an guten Neuerscheinungen, aber der April hat alles getoppt. Obwohl erst Mai ist, bin ich mit dem Hören schon wieder total im Rückstand. Hier eine kleine Auswahl an Neuerscheinungen, die ich diese Woche rauf und runter gehört habe:

Joe Pug - The Great Despiser

Ich hatte ja schon erwähnt, wie sehr ich mich auf Joes zweites Album gefreut habe, und natürlich hat er mich nicht enttäuscht. Musikalisch ist das Werk eine echte Weiterentwicklung, da er mit mehreren Stilrichtungen experimentiert. Neben den typischen Folksongs gibt es straighten Rock (etwa beim Titelsong, auf dem Craig Finn sogar mitsingt), einen Country-Walzer ("The Servant's Ace") und einen Hauch R'n'B ("Ours"). Die Texte sind jedoch mal wieder das Überragende. Wie auch bei Messenger fällt mir hier regelmäßig die Kinnlade herunter und ich frage mich, wie jemand im Stande ist, sich so brillante Zeilen auszudenken. Er ist wirklich ein absolutes Ausnahmetalent.


Of Monsters and Men - My Head Is An Animal

Es war ein wirklich glücklicher Zufall, dass ich das Album bekommen habe, um es für den Sonic zu besprechen, da ich ohnehin vorhatte, es mir anzuhören. Ich hatte schon viel Positives gehört, und auch "Lakehouse" das auf dem Fuel/Friends Spring Mix war, hat mir sehr gut gefallen. Das Album ist insgesamt wirklich hübsch, obwohl es sehr eingängig ist, ist es absolut nicht langweilig. Ich hoffe nur, dass es nicht so totgespielt wird wie Sigh No More von Mumford & Sons, an das es stark erinnert, nur das hier die Country-Einflüsse fehlen.


Loudon Wainwright III - Older Than My Old Man Now

Nachdem LW3 vor drei Jahren das fantastische Charlie Poole Project veröffentlicht hat, hatte ich echte Zweifel, ob mich ein Album noch einmal so begeistern kann wie dieses. Nun, Older Than My Old Man Now kann. Musikalisch und textlich erinnert es eher an Strange Weirdos, das ja auch sehr gut war. Die neuen Songs sind jedoch noch um einiges bissiger. Obwohl es ein Konzeptalbum über das Älterwerden und den Tod ist, ist es mitunter wirklich brüllend komisch, da kann es locker mit einigen Randy-Newman-Songs mithalten. Außerdem gibt es jede Menge Gastauftritte, u.a. von allen seinen Kindern, Ramblin' Jack Elliott oder Dame Edna Everage, mit der er ein hinreißendes Duett namens "I Remember Sex" zum Besten gibt. Das solltet ihr euch unbedingt anhören. Für 11strkidz habe ich übrigens eine ausführliche Kritik geschrieben.

"I Remember Sex" gibt es leider bisher nicht auf YouTube, aber "My Meds" ist ebenfalls sehr lustig:

The District Attorneys - Slowburner

Nach zwei tollen EPs haben The District Attorneys endlich ihr Debütalbum veröffentlicht. Slowburner ist rundum gelungen, es ist kohärent, aber doch abwechslungsreich. Es ist praktisch unmöglich, sie in eine Schublade zu packen, da sie eine Vielzahl von Musikrichtungen zu ihrem ganz eigenen Sound vereinen. Manchmal rocken sie, manchmal sind sie sanft, manchmal klingen sie wie die jungen R.E.M. Ich hoffe sehr, dass The DAs durch Slowburner viele neue Fans gewinnen, sie haben es verdient.


Father John Misty - Fear Fun

Joshua "J." Tillman, Ex-Drummer der Fleet Foxes, hat ein neues Pseudonym: Father John Misty. "I never liked the name Joshua and I got tired of J.", erklärt er in "Everyman Needs a Companion" (das nicht nur vom Titel her an Neil Young erinnert). Sein erstes Album unter neuem Namen ist eine kleine Zeitreise in das Kalifornien die Sechziger und Siebziger. Auf der einen Seite retro, aber auf der anderen Seite mit vielen tollen Ideen. Das Fleet-Foxes-Erbe ist zwar nicht gänzlich verloren gegangen, so taucht der typische atmosphärische Chorgesang immer wieder auf, ansonsten hat die Musik aber relativ wenig mit seiner alten Band gemeinsam. Besonders deutlich wird dies bei Rock'n'Roll-Songs wie "Hollywood Forever Cemetery Sings" oder "I'm Writing a Novel". Hinzu kommen verführerische Popsongs und fetzige Countrytitel. Eine unwiderstehliche Mischung.


The Lumineers - The Lumineers

Die Entstehungsgeschichte der Lumineers ist eine ziemlich traurige: Wesley Shultz und Jeremiah Fraits kamen zusammen, nachdem Wesleys bester Freund, Jeremiahs Bruder, an einer Überdosis starb. Durch die gemeinsame Musik versuchten sie, ihre Trauer zu überwinden; später lernten sie über eine Anzeige Cellistin Neyla Pekarek kennen. Ihr Debütalbum hat ganz ähnlich wie My Head Is An Animal eine Schönheit, der man nur schwer widerstehen kann. Es ist jedoch weniger poppig sondern eher ein traditionelles Folkalbum. Oft braucht es gar nicht viel: Nur ein "Hey" oder ein bisschen handclapping, hier ein Klavier, da das Cello - und schon ist man verliebt. Das Album hat eine bestimmte Magie, die sich schwer in Worte fassen lässt. Am besten hört ihr einfach zu und lasst euch verzaubern:


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