Movie Night: An American in Paris



Vor ziemlich genau einem Jahr hat Funny Face mir gezeigt, dass ein Film nicht automatisch ein Gewinnner ist, nur weil er die Musik George Gershwins mit Paris kombiniert. Funny Face ist jedoch nicht das einzige Musical, das auf dieses vermeintliche Erfolgsrezept setzte: Sechs Jahre zuvor haben bereits Regisseur Vincente Minelli und Produzent Arthur Freed (das Dream-Team von Meet Me in St. Louis) die Songs des großen Komponisten in die Stadt der Liebe verpflanzt. Doch setzen die beiden diese Kombination auch besser um als Stanley Donen und Roger Edens? 

Die Hauptrolle übernimmt hier der andere große Tänzer: Gene Kelly spielt Jerry Mulligan, einen ehemaligen Soldaten, der nach Kriegsende in Paris verblieben ist um sich seiner Karriere als Maler zu widmen. Das Interesse an seinen Bildern tendiert jedoch gegen Null, was aber nicht so schlimm ist, da man im Film-Paris der Fünfziger Jahre auch als mittelloser Künstler ganz gut leben kann. Die Dinge ändern sich, als die reiche Erbin Milo ("as in Venus de") Roberts auf Jerrys Kunst aufmerksam wird und sich als seine Mäzenin anbietet - nicht ganz ohne sexuelle Hintergedanken. Jerry allerdings ist Feuer und Flamme für die junge Lise (Leslie Caron). Die jedoch ist die Freundin von Sänger Henri Baurel (Georges Guétary), der wiederum ein Freund von Jerry Freund und Nachbar Adam Cook (Oscar Levant) ist, einem arbeitlosen Konzertpianisten. Man kann sich denken, wohin das führt.

Trotz Funny Face waren meine Erwartungen an An American in Paris ziemlich hoch, schließlich hat der Film sieben Oscars gewonnen, darunter die Trophäe für "Best Picture". Leider hat auch er mich ziemlich enttäuscht. Denn selbst so großartige Songs wie "I Got Rhythm", "Our Love Is Here to Stay" oder "'S Wonderful" (mal wieder!), können nicht über die unsagbar blöde Story hinwegtäuschen. Dünne Plots ist man als Musicalfreund ja gewohnt, nur wird dieser hier nicht durch schlagfertige Dialoge oder interessante Charaktere, wie es bei Fred und Ginger oft der Fall ist, ausgeglichen. Man hätte da wesentlich mehr daraus machen können, vor allem hätte ich gerne mehr von Oscar Levant gesehen, der einen angenehm muffeligen Gegenpol zu Lises liebestollen Partnern Jerry und Henri bildet. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, das die Dialoge für die Autoren nur lästiges Beiwerk sind, das man hin und wieder zwischen den Songs einstreuen muss.

Die Musiknummern sind dann auch der Hauptgrund, warum man sich An American in Paris ansehen sollte. Die Songs der Gershwin-Brüder sind natürlich eine Liga für sich, aber auch Kellys Choreographien sind äußerst sehenswert, vor allem bei "I Got Rhythm", wenn er die Musik dazu benutzt, die Kinder aus der Nachbarschaft mit verschiedenen Tanzstilen bekannt zu machen. Höhepunkt ist "An American in Paris", das sinfonische Werk, das dem Musical seinen Titel gegeben hat. Kelly inszeniert das Stück als knallbuntes, 16-minütiges Ballett durch ein Fantasie-Paris, was traumhaft anzuschauen ist (wenn auch nicht ganz so beeindruckend wie das Broadway Ballett aus Singin' in the Rain).

Was mich zur großen Schwachstelle des Films führt: Leslie Caron. Sie ist sicher eine hervorragende Ballerina (so hat Kelly sie entdeckt), doch ihre Figur Lise ist äußerst farblos, was durch Carons ausdruckslose Spielweise noch verstärkt wird. Nix da mit Pizzazz! Als Zuschauer fragt man sich da schon, was Jerry und Henri überhaupt an ihr finden. Im Gegensatz zu Astaire und Hepburn ist die Chemie zwischen Kelly und Caron auch sehr überschaubar.

Fazit: Wer die Gershwins und Gene Kelly mag, sollte sich An American in Paris durchaus ansehen, doch auch hier gilt: Großartige Songs allein reichen nicht, um aus einer dummen Story einen guten Film zu machen.

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