Movie Night: The Gay Divorcee



So, ich bin wieder zurück, zumindest für drei Tage, bevor ich übers Wochenende nach Mecklenburg-Vorpommern fahre. Bis es soweit ist, musste erstmal etwas anderes als Gegenmittel für den Urlaubsendeschmerz herhalten, und zwar ein Fred-and-Ginger-Musical. Was auch sonst? The Gay Divorcee war die zweite Zusammenarbeit der beiden, ist aber, wenn man so will, ihr erster richtiger Film, da sie hier die Hauptrollen übernehmen (anders als in der Premiere Flying Down to Rio). The Gay Divorcee war ein Riesenhit an den Kinokassen; vielleicht ein Grund warum so viele Elemente aus dem Film in den Nachfolgern auftauchen und quasi das Grundgerüst vieler Fred-and-Ginger-Filme bilden. Auch hier verliebt sich Fred auf den ersten Blick in Ginger, doch sie kann ihn zunächst nicht ausstehen, bis sie bei seinen Tanzkünsten dahinschmilzt und die beiden nach vielen Irrungen und Wirrungen endlich zusammenkommen. Außerdem spielt Edward Everett Horton hier wieder Astaires trotteligen besten Freund, Eric Blore den spitzzüngigen, englischen Bediensteten und Erik Rhodes den Klischee-Italiener (leider eine sehr dämliche Rolle).

The Gay Divorcee basiert auf dem Stück und Broadway-Musical Gay Divorce von J. Hartley Manner bzw. Dwight Taylor. Der Zensor bestand für die Verfilmung auf eine Änderung des Titels, da eine Scheidung nicht fröhlich sein könne (wir haben schließlich 1934). Die Geschichte beschäftigt sich mit einem Beruf, der heute ausgestorben ist: der bezahlte "divorce co-respondent". Damals konnte Frau nämlich nicht ohne das Einverständnis des Ehemanns die Scheidung einreichen, sodass sie einen bezahlten "Liebhaber" engagierte, um die Trennung aufgrund von Ehebruch zu provozieren, da dies einer der wenigen anerkannten Scheidungsgründe war. Aber von vorne: Der Film beginnt mit Astaire, der hier Guy Holden, einen amerikanischen Musical-Tänzer auf Urlaub spielt. Zusammen mit seinem Freund Egbert Fitzgerald (Horton), einem völlig unbegabten Anwalt, reist er nach London, da Egbert seinen Vater zeitweise in dessen Kanzlei vertreten soll. Bei der Ankunft lernt Guy zufällig die hübsche Mimi (Rogers) kennen, zerreißt aber versehentlich ihren Rock, sodass er bei ihr erst einmal unten durch ist - was ihn aber nicht davon abhält sie praktisch zu stalken. Mimi wiederum ist in Begleitung ihrer arglosen und sehr vergesslichen Tante Hortense (Alice Brady) unterwegs. Die hätte einmal fast Egbert geheiratet und bittet diesen nun, eben einen divorce co-respondent für Mimi zu engagieren, die unglücklich mit einem stets abwesenden Geologen verheiratet ist. Und wie das in Musicals halt immer so ist: Ein großes Missverständnis folgt auf dem Fuß. So glaubt Mimi nämlich, dass Guy ihr co-respondent ist, der davon natürlich keine Ahnung hat. Als auch noch der echte falsche Liebhaber Rodolfo Tonetti (Rhodes) auftaucht, nimmt das Chaos seinen Lauf.

Astaire und Rogers haben sicher bessere Filme gemacht, aber The Gay Divorcee ist alles andere als schlecht und hat am Ende sogar noch eine kleine Überraschung zu bieten. Es gibt zudem eine ganze Reihe witziger Dialoge, vor allem zwischen Guy und Egbert. Im wahren Leben würde man zwar nie glauben, dass die beiden befreundet sind, aber der Lebemann und der Schussel geben einfach ein unterhaltsames Paar ab. Hortons Pendant ist Alice Brady, die hier die herrlich unbedarfte Tante spielt, die fast so viele Ehemänner wie Elizabeth Taylor verzeichnen kann. Dass Rogers hier anfangs wieder die Zicke spielen muss, fand ich nach ihrem deadpen in Rio echt schade, aber glücklicherweise darf sie in der zweiten Hälfte des Films auch Mimis liebenswürdigere Seiten zeigen.

Was mich zu den Tänzen führt: Die sind zwar nicht ganz so atemberaubend wie in den späteren Filmen, aber bei "Night and Day" legt Rogers eine absolute Glanzleistung hin, denn sie tanzt nicht nur fabelhaft, sondern vermittelt dabei auch Mimis Zwiespalt, die Guy am liebsten wegstoßen möchte und gleichzeitig beginnt, sich in ihn zu verlieben. Astaire wiederum erhält jede Menge Gelegenheiten, sein Tap-Künste zur Schau zur stellen. Höhepunkt des Films ist eine fast 20-minütige Sequenz zu "The Continental", bei der Astaire und Rogers abwechselnd mit zahlreichen schwarz-weiß gekleideten Tänzern über das Parkett schweben (und Platz für ein Solo von Rhodes ist auch noch).

Dass The Gay Divorcee nicht ganz an die drei "Großen" Top Hat, Swing Time und Shall We Dance heranreicht liegt meines Erachtens in erster Linie an der Musik. Im originalen Broadway-Musical stammt die Musik von Cole Porter, die man unverständlicherweise nicht übernommen hat - mit Ausnahme von "Night and Day", seinem wohl bekanntesten Song überhaupt. Ich vermute zumindest, dass seine Lieder etwas bemerkenswerter gewesen wären als die neu komponierten Songs, von denen jeweils zwei von Mack Gordon und Harry Revel sowie Herb Magidson und Con Conrad stammen. Auch wenn "The Continental" - als erster Song überhaupt - einen Oscar erhielt, sind die Stücke lange nicht so unvergesslich wie "Cheek to Cheek", "The Way You Look Tonight" oder "Let's Call the Whole Thing Off".

Fazit: The Gay Divorcee ist ein unterhaltsames und schön anzuschauendes Musical, das in Sachen Tanz und Musik jedoch nicht ganz mit Fred und Gingers späteren Filmen mithalten kann. Als erste große Zusammenarbeit der beiden ist er jedoch durchaus sehenswert.

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