My Own Private Odyssey: The Rude Wasting of Old Time

Mein letzter Tag in Athen in war so ereignislos, dass es mir schon fast unangenehm ist, jemanden damit zu belästigen, aber der Vollständigkeit halber will trotzdem darauf eingehen. Eigentlich hatte ich ja geplant, an den Strand zu fahren, aber als ich morgens aus dem Fenster blickte war es stark bewölkt und auch nicht besonders warm. Da Strand, wie ich finde, nur Spaß macht, wenn es heiß und sonnig ist, verzichtete ich also auf meinen Ausflug nach Vougliameni. Schließlich hatte ich ja auch in Thessaloniki noch Zeit, an den Strand zu fahren.

Im Hostel benutzte ich zunächst Computer Nr. 2, da man dort auch mal eine Internetseite aufrufen kann, ohne sich vorher durch 1000 Sicherheitsmeldungen klicken zu müssen. Störungen gingen eher von der Rezeptionistin, einer älteren Dame, aus: "This one's not working!", sagte sie zu mir. "It works fine", erwiderte ich verwundert. Würde ich sonst auf den Bildschirm starren und die Maus bewegen? Sie blickte ebenso verwundert zurück. "Well... maybe you have the magic touch", sagte sie schließlich. "That must be it", entgegnete ich. Schön wär's, dann hätte ich vielleicht meinen eigenen Computer wieder in Gang bringen können, der in der Woche zuvor kaputt gegangen war. Nein, tatsächlich hatte ich am Vortag nur gesehen, wie ein weiteres Rezeptionsmitglied - ein blonder Surferboy, der kein Wort Englisch sprach - den PC angeschaltet hatte, in dem er mehrere Sekunden lang auf den Powerknopf drückte. Als ich später jedoch an dem Computer vorbeikam, klebte ein Papier mit der Aufschrift "Out of Order" auf dem Bildschirm. Hm, vielleicht wollen sie einfach nicht, dass jemand ihn benutzt?

Blieb die Frage, was ich noch in Athen tun sollte, da ich schon praktisch alle Sehenswürdigkeiten abgeklappert hatte. Nachdem ich erneut den Museumsteil in meinem Reiseführer konsultiert hatte, entschied ich mit dafür, ins Benaki Museum Pireos Annexe zu fahren, einer Außenstelle des Benaki-Museums. Als ich jedoch an der Keramikos-Station ausstieg, begann es nicht nur zu regnen, ich wurde auch noch von einem Rasensprenger erwischt. Grr. Ich hatte keine große Lust, noch nasser zu werden, also setzte ich mich eine würfelformige Ausbuchtung in der Außenwand der Station, bis der Regen nachließ.

Am Annexe angekommen, war es gar nicht so leicht, jemanden zu finden, der mir auch tatsächlich ein Ticket verkaufte, doch dann löste sich die Kassiererin von ihrem Gesprächspartner und kehrte an den Schalter zurück. Ich dachte, die Außenstelle wäre so ähnlich wie das Benaki-Museum in der Innenstadt, aber Pustekuchen. Es gab vier verschiedene Ausstellungen, zwei über Malerei, eine über Architektur und eine über Design, wie die Frau mir erklärte. Da alles zusammen 16 Euro gekostet hätte, was mir zu teuer war, musste ich mich für eine entscheiden. Ich wählte Architektur, da ich auf meinen bisherigen Museumsbesuchen mit diesem Thema noch nicht wirklich in Kontakt gekommen war.

Ich weiß natürlich nicht, wie die anderen Ausstellungen gewesen wären, aber als ich den Raum betrat, wurde mir klar, dass ich die falsche Wahl getroffen hatte. Es hingen einfach nur ein paar Plakate mit Fotos an den Wänden, deren Beschreibungen zu 95 Prozent in Griechisch waren. Grrr!!! Die Kassiererin wusste doch, dass ich kein Griechisch spreche, hätte sie mir das nicht sagen können? Gemein. Aber wo ich schon einmal da war, schaute ich es mir natürlich trotzdem an. Es war schon ganz interessant zu sehen, wie sie abgewrackte Industriegebäude in hochmoderne Häuser verwandeln wollten (ob sich jemals jemand findet, der das bezahlen kann/will ist die andere Frage), aber das Ganze machte wenig Sinn, wenn man die Erklärungen dazu nicht versteht. Nach 20 Minuten war ich mit der Ausstellung durch, und dafür hatte ich auch noch vier Euro bezahlt. Sehr ärgerlich. Auf dem Rückweg zur Metro regnete es schon wieder, sodass ich keine Fotos von dem Viertel machte, das übrigens Gazi heißt. Es ist sehr heruntergekommen, aber dafür gibt es viele Graffiti und sonstige Street Art, was dann schon wieder ganz cool ist.

Am Syntagmaplatz überlegte ich, was ich als nächstes machen sollte, als plötzlich ein asiastisches Trio - zwei Männer und eine Frau - auf mich zukam und mich etwas fragte. Da ich sie nicht verstanden hatte, entgegnete ich nur "Pardon?", woraufhin sie fragten, wo ich herkomme. Als ich es ihnen sagte, starrten sie mich irritiert an, bevor sie sich kurz verbeugten und dann weggingen. Was zur Hölle...? Und als ob das noch nicht genug wäre, setzte sich plötzlich ein zahnloser, alter Mann neben mich, der sich Ares nannte (wie der Gott des Krieges). Er stellte mir allerlei Fragen, zu meiner Reise, meiner Herkunft, meinem Job und meinem Verdienst (unhöflich!), während er ziemlich unverhohlen in meinen Ausschnitt starrte. Schließlich wollte er noch wissen, ob er mich in ein Restaurant ausführen dürfe und ob ich sein "companion" sein wolle. "No?!" Als er endlich ging, tätschelte er mir zu allem Überfluss auch noch die Wange. Am liebsten hätte ich ihm einen Tritt in die Eier verpasst. Manchmal hatte ich echt das Gefühl, nicht in Athen zu sein, sondern in Bellevue.

Im Anschluss ging ich in das Greek Folk Art Museum, da der Eintritt nur zwei Euro betrug und es sich noch halbwegs interessant anhörte. Es befindet sich in einem relativ unscheinbaren Haus, sodass ich fast daran vorbeigelaufen wäre, hätte der Mann am Eingang mir nicht enthusiastisch zugewunken. Er freute sich offenbar ganz außerordentlich, dass ich da war, auch wenn er kaum Englisch sprach. Er zeigte mir den Aufzug und bedeutete mir, dass ich ganz oben mit dem Rundgang beginnen sollte.

Dort oben, im dritten Stock, hatten sie griechische Trachten ausgestellt, von denen ich mittlerweile so viele gesehen hatte, dass ich praktisch gleich runter zum nächsten Stockwerk ging. Dort war jede Menge Schmuck zu sehen, der eine große Bedeutung in Griechenland hatte. Die Frauen (und Männer) trugen nicht nur Ringe oder Armbänder, sondern auch mehrreihige Brust- und Bauchketten, die den Status der Familie zeigen sollten. Ziemlich angeberisch für meine Begriffe, aber das war der Weg Nummer eins, seine Tochter an den Mann zu bringen (würg). Bei der Hochzeit musste man dann selbstverständlich noch einen draufsetzen, sodass die Braut zu diesem Anlass eine Krone trug, die sie sich von der Kirche ausleihen konnte. Reiche Familien hatten ihre eigenen Kronen.

Im ersten Stock waren Bilder des Malers Theofilus zu sehen, die in erster Linie Szenen aus der griechischen Geschichte zeigten. Am besten gefielen mir jedoch seine Löwen und Tiger, da sie schon fast menschliche Züge hatten und mich außerdem an die Grinsekatze aus Alice im Wunderland erinnerten. Der interessanteste Teil des Museums war für mich die Wanderausstellung: Sie zeigte Fotografien von den Bewohnern einer Insel (ich kann mir deren Namen einfach nicht merken), die in den Sechziger Jahren entstanden waren. Wie schon die Manos-Ausstellung vermittelten sie einen spannenden Einblick in das damaligen Leben der Landbevölkerung.

Das Museum zeigte außerdem noch Schattenspielfiguren und ziemlich gruselige Karnevalskostüme, sowie Stickereien. Insgesamt fand ich es mittelmäßig interessant; mehr als zwei Euro hätte ich dafür wohl nicht ausgegeben, zumal ich auch hier nach einer Dreiviertelstunde alles gesehen hatte. Da ich keine Lust auf weitere Begegnungen der dritten Art hatte, ging ich zur Pnyx. Da es dort aber keine Bänke gab, was ich vergessen hatte, spazierte ich weiter zu dem Park, der zwischen Akropolis und Filipapou liegt, und las in dem Copperfield. Auf dem Rückweg ging ich noch die Paneptisimou entlang, und fotografierte die neoklassizistischen Häuser dort, darunter eine Bibliothek:





Das war also der letzte Tag in Athen. Nächstes Mal folgt dann der heißersehnte Ortswechsel.

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