Movie Night: To Catch a Thief



Eine meiner liebsten Kindheitserinnerungen ist, wie meine Mutter mich in die Werke von Alfred Hitchcock einführte. Wenn es im Fernsehen mal wieder Zeit für eine Hitch-Reihe war, schauten wir die großen Filme des Meisters gemeinsam an, darunter Vertigo, Das Fenster zum Hof, Der unsichtbare Dritte, Psycho, Marnie, Die Vögel, Frenzy und auch Über den Dächer von Nizza, bzw. To Catch a Thief, wie er im Original heißt. Ich wurde schnell ein großer Fan von Hitchcock und meine Mutter und ich machten ein Spiel daraus, wer zuerst den Regisseur bei seinem Cameo-Auftritt entdecken würde. Ich glaube, diese Abende sind "Schuld" daran, dass ich alte Filme so mag, und vor allem James Stewart und Cary Grant. Als ich neulich Roman Holiday gesehen habe, war unter den DVD-Extras ein Kurzporträt über Edith Head, die auch die Kostüme für To Catch a Thief entworfen hat. Als sie einige Ausschnitte aus dem Film zeigten, bekam ich Lust ihn mir erneut anzusehen.

Hauptfigur des Films ist John Robie (dargestellt vom sehr gebräunten Cary Grant), ein ehemaliger Resistance-Kämpfer und Juwelendieb, der auch unter dem Namen "The Cat" bekannt ist. Seine kriminellen Aktivitäten hat Robie mit dem Krieg eingestellt, stattdessen lebt er zurückgezogen in einer Villa an der französischen Riviera. Als dort jedoch mehrere Juwelen geraubt werden, fällt der Verdacht schnell auf Robie. Dieser versucht nun seinen Nachahmer zu fassen, um seine Unschuld zu beweisen. Dabei macht er die Bekanntschaft der reichen Amerikanerin Jessie Stevens (Jessie Royce Landis) und ihrer Tochter Francie (Grace Kelly), die ihre eigenen Pläne mit Robie hat.

To Catch a Thief ist sicher nicht Hitchcocks bester oder innovativster Film, aber er ist immer noch verdammt gut. Hitchcock behandelt hier wieder eins seiner Lieblingsthemen: den zu Unrecht Beschuldigten, der auf eigene Faust seine Unschuld beweisen muss. Die Spannung ist aber nicht so erdrückend wie in seinen anderen Werken, ja man könnte sogar argumentieren, dass dieser ganze Handlungsstrang nur "Beiwerk" ist, denn in erster Linie geht es darum, wie Robie und Francie sich näherkommen. Spontan fällt mir kein Film ein, in dem so kunstvoll geflirtet wird wie in To Catch a Thief. Die Dialoge sind voller Witz und Doppeldeutigkeiten, die jedoch nie platt wirken. Zudem geben die beiden Hauptdarsteller ein äußerst charmantes Paar ab: Kelly ist die freche, selbstbewusste Schönheit, während Grant mal wieder seine typische Nonchalance an den Tag legt.

Ebenso attraktiv wie die Schauspieler ist das Setting an der Riviera. Ein Highlight ist hier natürlich die Verfolgungsjagd durch die Serpentinen, die nach heutigen Maßstäben zwar etwas unecht wirkt, aber bei der man trotzdem ein mulmiges Gefühl hat - was zugegebenermaßen weniger an der Inszenierung liegt als an der Tatsache, das Kelly unweit dieser Stelle bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Ein schöner Kontrast zu den atemberaubenden Landschaften sind die Nachtszenen, in denen Kameramann Robert Burks kunstvoll mit Licht und Schatten spielt - insbesondere in der berühmten Feuerwerkszene, in der Kelly Grant verführt. Dort stellt Hitchcock auch wieder eindrucksvoll unter Beweis, dass wenig zu zeigen weitaus effektiver sein kann als alles zu zeigen.

Fazit: Hochgradig unterhaltsam.

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