Hitch revisited: Rear Window


Ich hatte ja schon einmal erwähnt, wie gerne ich mir als Kind die Hitchcock-Klassiker angesehen habe. Da dies naturgemäß aber schon sehr lange her ist, bekam ich nach To Catch a Thief Lust, mit einige meiner Favoriten erneut anzuschauen, zumal ich sie auch noch nie im Original gesehen habe. Dabei hatte ich schon immer eine Schwäche für jene Filme, in denen James Stewart eine Hauptrolle spielt, darunter auch Rear Window beziehungsweise Das Fenster zum Hof.


Viel muss ich zu dem Film eigentlich nicht mehr sagen, da die Handlung in anderen Werken so oft aufgegriffen worden ist wie wohl bei keinem anderen Hitchcock-Film (abgesehen von der Duschszene in Psycho vielleicht). James Stewart spielt den Pressefotografen L.B. "Jeff" "Jeffries, der nach einem Beinbruch gezwungenermaßen im Rollstuhl sitzt und aus Langeweile seine Nachbarn beobachtet: Die einsame Miss Lonelyhearts, den Komponisten, die Ballettänzerin Miss Torso, die Künstlerin, die Neuverheirateten, das Ehepaar mit Hund und den Handlungsreisenden Lars Thorwald (Raymond Burr) mit seiner nörgelnden Ehefrau. Eine ganz normale Nachbarschaft könnte man meinen, bis eines Tages Thorwalds Frau verschwindet und Jeff der Verdacht kommt, dass der Handlungsreisende diese umgebracht hat. Gemeinsam mit seiner Freundin Lisa (Grace Kelly) versucht Jeff, Thorwald zu überführen.

Beim "Wiedersehen" war ich überrascht, dass der Mord viel weniger Platz einnimmt, als ich in Erinnerung hatte und eigentlich erst im letzten Drittel des Film so richtig ins Zentrum gerät. In der ersten Hälfte erinnert der Film gar eher an eine Screwball-Komödie als einen Thriller, was aber alles andere als nachteilig ist, denn die Dialoge zwischen Jeff und "seinen" Frauen sind einfach unglaublich witzig. Da ist zum einen die resolute Krankenschwester Stella (Thelma Ritter) mit ihrem schwarzen Humor und zum anderen natürlich die kultivierte Lisa, die mit Jeff spitzzüngige Streitereien über den Zustand ihrer Beziehung führt.

Thorwald ist da zunächst nur ein Nachbar unter vielen, die für Jeff zusehends zum Mittelpunkt seines Alltags werden. Doch dann werden die Hinweise auf ein Verbrechen immer deutlicher bis auch Lisa und Stella davon überzeugt sind, dass der Nachbar seine Frau umgebracht hat. So gewinnt der Film immer mehr an der berühmten "Suspense", die in der nahezu unerträglich spannenden Konfrontation zwischen Jeff und Thorwald gipfelt, bei der Hitchcock auf geradezu meisterliche Art mit Licht, Schatten und Farbe spielt.

Rear Window ist ein durch und durch perfekter Film. Hitchcock und Drehbuchautor John Michael Hayes finden genau die richtige Balance zwischen Komödie und Spannung, sodass man Zuschauer genauso fasziniert auf die Leinwand starrt wie James Stewart aus dem Fenster. Mehr noch: Dadurch, dass Hitch in weiten Teilen auf einen Soundtrack verzichtet und nur die Originalgeräusche zu hören sind, hat man tatsächlich ein wenig das Gefühl, neben Jeff in seinem Apartment zu sitzen. Als Zuschauer ist man so der doppelte Beobachter: Nicht nur dringt man immer tiefer in Jeffs Leben ein, man gewinnt wie Jeff auch immer mehr Interesse an dessen Nachbarn, sodass man sich am Ende schon ein bisschen fragt, ob wir nicht alle "Peeping Toms" sind.

Fazit: Cleveres Kammerspiel mit grandiosen Darstellern und erstklassigem Drehbuch.

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