Movie Night: Mr. Smith Goes to Washington


Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich darüber geschrieben, wie sehr ich It's A Wonderful Life mag. Dies war jedoch nicht der erste Film, bei dem Regisseur Frank Capra und Hauptdarsteller James Stewart zusammenarbeiteten. Sieben Jahre zuvor drehten die beiden den Film Mr. Smith Goes to Washington, der sich mit dem politischem System Amerikas auseinandersetzt.

Als der Senator eines nicht genannten Staates im Westen stirbt, muss der Gouverneur Happy Hopper einen Nachfolger bestimmen. Der Großunternehmer James Taylor (Edward Arnold) will, dass Hopper den Posten mit seinem Handlanger besetzt, während andere für einen Reformer plädieren. Hopper ist hin- und hergerissen bis seine Kinder beim Abendessen ihren Pfadfinderleiter Jefferson Smith (James Stewart) als Senator vorschlagen. Er ignoriert den Wunsch seiner Sprösslinge, doch als er eine Münze wirft, da er sich nicht entscheiden kann und diese auf der Kante stehen bleibt, direkt neben einem Zeitungsartikel über Smith, ernennt er den unbedarften jungen Mann kurzerhand zum Senator.

Smith ist hoch angesehen bei seinen Mitmenschen, und vor allem bei den Boy Rangers; er ist ein loyaler Amerikaner und kann Washington und Lincoln zitieren, doch vom politischen Alltagsgeschäft hat er keine Ahnung. Er ist daher sehr dankbar, als sein älterer Mitsenator Joseph Paine (Claude Rains) ihn unter seine Fittiche nimmt. Paine war einst der beste Freund von Smiths Vater, einem Journalisten und Herausgeber, der ermordet wurde als die Machenschaften einer Minengesellschaft aufdecken wollte. Was Smith nicht weiß ist, dass Paine nach 20 Jahren im Senat ziemlich korrupt ist und die Aufgabe hat, Smith so weit zu manipulieren, dass er einem Staudammprojekt in seinem Heimatstaat zustimmt. Der alternde Senator reagiert geschockt, als er erkennt, wer Smith ist, zumal er ihn mit seinem Idealismus an seinen verstorbenen Freund erinnert. Er traut sich jedoch nicht, sich dem Magnaten Taylor zu widersetzen.

In Washington angekommen, ist Smith zunächst völlig überfordert mit seiner Rolle, sodass er schnell zur Lachnummer der Medien wird, die ihm klar machen, dass er nur eine Marionette der Taylor-Maschine ist. Um Jefferson davon abzulenken, schlägt Paine vor, dass er seinen eigenen Gesetzesentwurf vorlegt. Dabei hilft ihm seine Sekretärin Clarissa Saunders (Jean Arthur), die zunächst von Smiths Naivität ziemlich angenervt ist, sich jedoch bald seinem Idealismus und jungenhaften Charme nicht entziehen kann. Smith plädiert für die Einrichtung eines Sommercamps in seinem Heimatstaat, ausgerechnet auf dem Gebiet, auf dem der Staudamm gebaut werden soll. Als Smith davon erfärt, kommt es zum Konflikt mit seinem Mentor Paine. Paine will Smith zum Schweigen überreden, doch als dieser im Senat den Staudamm anspricht, startet Paine eine Intrige, damit Jefferson aus dem Senat ausgeschlossen wird. Dieser beginnt einen Filibuster, um die Abstimmmung zu blockieren, doch damit macht er sich Taylor erst recht zum Feind, der nun ein riesige mediale Schmutzkampagne gegen Smith auffährt.

Machen wir uns nichts vor: Mr. Smith Goes to Washington ist ein Märchen - aber es ist so schön! Wenn ein vor Erschöpfung gezeichneter Smith an das Gewissen der Senatoren appelliert und sie daran erinnert, was eigentlich ihre Aufgabe ist, dann ist das einfach herzerweichend. Mr. Smith ist eine Geschichte über Moral und Anstand, wie sie nur Frank Capra drehen kann. Sie ist zwar nicht immer frei von Pathos, aber das wird durch das ausgezeichnete und oftmals scharfzüngige Drehbuch mehr als wett gemacht. Was mich besonders beeindruckt hat ist, dass der Film, obwohl er 1939 gedreht wurde, eine so starke weibliche Hauptfigur hat. Saunders ist nicht bloß eine Sekretärin, sie ist der Kopf hinter Smiths Filibuster. Eine toughe Frau, die vom Politikbetrieb in Washington desillusioniert ist, aber ihn schließlich mit seinen eigenen Waffen schlägt. Besonders interessant sich auch die Parallelen zu It's a Wonderful Life: Auch hier geht es um einen Mann, der Werte wie Nächstenliebe über wirtschaftliche Interessen stellt und gegen schier übermachtige Gegner antritt. Zudem sind auch einige der Schauspieler aus Life vertreten, z.B. Thomas Mitchell, H.B. Warner und Beulah Bondi, und es gibt eine emotionale Szene, in der "Auld Lang Syne" gesungen wird - hier jedoch schon nach zehn Minuten.

Fazit: Mr. Smith Goes to Washington ist ein Glanzstück aus der goldenen Ära Hollywoods. Idealistisch und doch kritisch, ernst aber auch höchst unterhaltsam, desillusionierend und dennoch romantisch. Kurz gesagt: Ein Muss.

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