Books I've Read: Drew Gilpin Faust - This Republic of Suffering: Death and the American Civil War

 

Der amerikanische Bürgerkrieg ist ein Thema, das mich schon lange interessiert, da wohl kein Ereignis die USA so geprägt hat wie dieses hier. Ken Burns Ausnahme-Dokumentation The Civil War habe ich trotz einer Länge von 11.5 Stunden bestimmt fünf Mal gesehen und auch Thomas Keneallys Confederates habe ich geliebt. Nachdem ich ein Interview mit Drew Gilpin Faust gesehen habe, musste ihr Buch über den Krieg natürlich auch unbedingt lesen.

This Republic of Suffering beschäftigt sich mit einem Aspekt des Sezessionskrieges, der trotz seiner Omnipräsenz in der Forschung eher eine Nebenrolle zu spielen scheint: der Tod. In keinem anderen Krieg sind so viele amerikanische Soldaten gestorben wie im Bürgerkrieg; Schätzungen gehen von 600.000, oder aktueller, von 750.000 Toten aus - etwa zwei Prozent der damaligen Gesamtbevölkerung. Allein die schiere Masse der Gefallen wie auch die Tatsache, dass der Krieg vor der eigenen Haustür stattfand, zwang die Bevölkerung, sich mit dem Thema Tod und Sterblichkeit auseinanderzusetzen. Ihr Buch unterteilt Faust in verschiedene Unterpunkte wie "Dying", "Killing", "Burying" oder auch "Surviving", die deutlich machen, wie komplex das Thema ist. Dabei fördert sie eine ganze Reihe interessanter Punkte zu Tage, etwa das Bild vom guten Tod, der "Good Death". Die Idealvorstellung des Todes war ein Soldat, der im Kampf verwundet wurde (und nicht etwa durch Ruhr oder Typhus dahinsiechte), der mit sich im Reinen war, sein Schicksal annahm und mit ruhigem Gewissen seinem Schöpfer gegenüber treten konnte. Für viele Angehörige war es nicht nur wichtig zu wissen, ob ihr Sohn, Ehemann, Bruder gestorben ist, sondern vor allem wie er gestorben ist. Manche habe noch Jahrzehnte nach Kriegsende versucht, Details über den Tod ihrer Angehörigen in Erfahrung zu bringen.

Interessant war auch der Trauerprozess; viele konnten die Verluste nur verarbeiten, indem sie sich mit der Religion trösteten, genauer gesagt mit einem Leben nach dem Tod. Nie wurden in der amerikanischen Literatur so viele Vorstellungen vom Jenseits veröffentlicht wie zu Zeiten des Sezessionskrieges. Manche argumentieren gar, dass die Bevölkerung das jahrelange, gegenseitige Abschlachten nur deshalb toleriert hat, weil die Mehrheit der Ansicht war, dass sie nach dem Tod mit ihren Angehörigen wieder vereint ist. Problematisch für die Trauerbewältigung war auch die Tatsache, dass das Schicksal der Soldaten oft ungeklärt blieb. Benachrichtigungen erfolgten nicht von der Regierung, sondern höchstens von Mitsoldaten und etwa die Hälfte der Leichen konnte nie identifiziert werden. Erst durch den Bürgerkrieg entwickelte sich in Amerika das Bewusstsein, dass eine Regierung, die ihre Bürger in Krieg schickt, sich auch um sie zu kümmern hat, wenn diese gestorben sind.

Trotz des ernsten Sujets und der vielen Fakten ist This Republic of Suffering ein höchst interessantes und vor allem auch sehr packendes Buch, mit vielen Zeitzeugnissen. Um es richtig verstehen zu können, sollte man aber schon einigermaßen mit dem Thema vertraut sein, denn Begriffe wie Antietam, die Wilderness oder Appomattox werden nicht extra erläutert. So ist Faust Buch in erster Linie eine wichtige Ergänzung zu einem sehr umfassenden Themenkomplex, die aber durchaus auch für unsere Zeit relevant ist. Wie schreibt sie am Schluss: "We still struggle to understand how to preserve our humanity and our selves within such a world [the mass slaughter of modern warfare]. We still seek to use our deaths to create meaning where we are not sure any exists. The Civil War generation glimpsed the fear that defines us - the sense that death is the only end. We still work to live with the riddle that they - the Civil War dead and the survivors alike - had to solve so long ago."

Faust bei Stephen Colbert:

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