Movie Night: Amazing Grace



Ich weiß nicht, warum ich nicht schon früher auf diesen Film aufmerksam geworden bin. Wenn man sich die Schauspieler anschaut könnte man meinen, Regisseur Michael Apted hätte mich angerufen und nach meinem Wunschcast gefragt. Die Hauptdarsteller sind nämlich Ioan Gruffudd (dessen herausragende Leistung in Solomon and Gaenor überhaupt nie gewürdigt wird), Romola Garai (Bel Rowley aus The Hour) und Benedict "Sherlock" Cumberbatch.

Gruffudd spielt William Wilberforce, der Mann, der wie kaum ein zweiter dazu beigetragen hat, dass Großbritannien den Sklavenhandel abgeschafft hat. Der Film beginnt im Jahr 1797, als sich der gesundheitlich angeschlagene Wilberforce eine Auszeit vom Parlament nimmt - desillusioniert, weil all seine Gesetzvorlagen zur Abschaffung der Sklaverei abgelehnt wurden. Sein Cousin und Mitstreiter Henry Thornton kümmert sich um "Wilber" und verkuppelt ihn mit der jungen Barbara Spooner (Garai), die ebenfalls eine glühende Abolitionistin ist. Wilberforce will eigentlich nicht mehr von der Sache reden, doch Barbara bringt ihn dazu, ihr seine Geschichte zu erzählen. In seinen frühen Zwanziger entdeckt Wilberforce seinen Glauben wieder und überlegt, die Politik für die Religion aufzugeben, doch sein enger Freund und späterer Premierminister William Pitt (Cumberbatch) überzeugt ihn davon, dass nur er das Parlament dazu bringen kann, den Sklavenhandel zu verbieten. Über Jahre sammeln Wilberforce und seine Mitstreiter Beweise und Unterschriften in der Bevölkerung, doch sie scheitern immer wieder im Unterhaus.

Verknüpft wird das Ganze mit der Hymne "Amazing Grace", die von John Newton geschrieben wurde. Newton war selbst auf einem Sklavenschiff tätig, bis er im mittleren Alter eine religiöse Konversion erlebte und sein Handeln bereute. Er wird als Wilberforces Mentor dargestellt und bringt ihn, zusammen mit Barbara, dazu, sein Ziel nicht aufzugeben. 1807 schließlich wird der Slave Trade Act verabschiedet - der Rest ist Geschichte.

Sicher ist es schwer, 25 Jahre in einen zweistündigen Film zu packen und sicher sind nicht alle Details historisch korrekt; auch bewegt sich Amazing Grace mitunter hart an der Grenze zur Hagiographie. Insgesamt handelt es sich jedoch um eine äußerst fasziniernde Geschichte und eine ebenso faszinierende Hauptfigur. Gruffudd liefert erneut eine beeindruckende Leistung ab, wie auch der Rest des Casts. Neben den bereits erwähnten sind das vor allem Albert Finney als John Newton, Rufus Sewell als Wilberforces Hauptmitstreiter Thomas Clarkson, Michael Gambon als alternder Parlamentarier Charles Fox und Youssou N'Dour als ehemaliger Sklave Olaudah Equiano. Die vielleicht größte Leistung ist des Films ist jedoch, dass er den Zuschauern vor Augen führt, dass sich Humanismus gegen finanzielle Interessen durchsetzen kann und dass eine Handvoll Menschen eine Bewegung initiieren kann, die die Welt zum Besseren verändert.

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