The Return of Jason Molina


Ich weiß noch genau, wann ich in meinem Leben zum ersten Mal einen Song von Jason Molina hörte. Ich war achtzehn, es war spätnachts und ein ehemaliger Bekannter fuhr mich von irgendeiner Party nach Hause. Während sich die anderen im Auto unterhielten, hörte ich auf diese wunderbar düstere Musik, die aus den Lautsprechern drang. Ich hatte sie noch nie zuvor gehört, aber ich erkannte sie trotzdem. Es handelte sich um Magnolia Electric Co. von Songs: Ohia, Molinas Projekt, das er kurz darauf in Magnolia Electric Co. umtaufte. Im Rolling Stone hatten sie das Werk in ihrem Jahresrückblick empfohlen: "Jason Molinas bestes Album trotz Eule auf dem Cover", oder so ähnlich. Am nächsten Tag besorgte ich mir mein eigenes Exemplar und hörte viele Monate nichts anderes. Noch heute ist Magnolia Electric Co. eins meiner liebsten Alben überhaupt. Seit Elliott Smiths Tod gibt es wohl niemanden, der so schöne, düstere, verzweifelte Songs schreiben kann wie Jason Molina.

In jener Nacht wurde er zu einem festen Bestandteil meines Lebens. Umso erschrockener war ich, als sein Label im letzten Jahr die Nachricht veröffentlichte, dass Jason sich seit längerer Zeit in ärztlicher Behandlung befindet. Offenbar war er sehr krank, aber auf dem Weg der Besserung. Sie baten um eine Spende, damit er seine Arztkosten bezahlen kann, da er keine Krankenversicherung hat. Im Mai meldete Jason sich dann zum ersten Mal selbst zu Wort: Er sei noch in Behandlung, würde aber wieder Musik schreiben. Diese Woche erschien dann eine 10" namens Autumn Bird Songs, die erste neue Musik seit drei Jahren.

Das Album ist typisch Molina. Es besteht aus acht Songs, die sehr lo-fi, düster, mysteriös und trostlos sind. Seine Stimme ist immer noch sanft und zerbrechlich, und auch die Elemente sind dieselben: Die Prärie, der Polarstern, die Eule. Das soll nicht heißen, dass es langweilig wäre. Im Gegensatz zu den eher üppiger instrumentierten Alben von Magnolia Electric Co. erinnert Autumn Bird Songs an den spartanischeren Sound von Songs: Ohia. Zurück zu den Anfängen, quasi. Ich hoffe sehr, dass Jason wieder ganz gesund wird. Autumn Bird Songs beweist schon mal, dass er zumindest musikalisch zu alter Stärke zurückgefunden hat (wenn er sie denn ja verloren hat), besonders bei "No Hand at the Wheel" und "A Sad Hard Change". Mir fällt keine Musik ein, die besser für eine spätnächtliche Autofahrt geeignet wäre als die von Jason Molina.

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