Books I've Read: Evelyn Waugh - Tod in Hollywood

 

Neulich habe ich mich mal wieder daran gemacht, meinen Stapel ungelesener Bücher abzuarbeiten und mir Tod in Hollywood von Evelyn Waugh herausgepickt. Ein Buch, das schmal ist, es aber faustdick hinter den Ohren hat. Diese Geschichte ist abgrundtief böse. Entstanden ist Tod in Hollywood während eines USA-Aufenthalts von Waugh und seiner Frau. MGM wollte dem Schriftsteller die Filmrechte für Brideshead Revisited abkaufen, der jedoch nicht bereit war, sie abzutreten. Das ließ er MGM jedoch erst wissen, nachdem sie ihm einige Wochen Urlaub in Kalifornien spendiert hatten. Waugh kritisierte, dass die Amerikaner Brideshead nur als Liebesgeschichte sähen und die theologischen Aspekte außen vor lassen wollten. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet die englische Verfilmung viele Jahre später Brideshead auf eine Liebesgeschichte reduziert und die religiöse Thematik weitgehend ignoriert.
 
Tod in Hollywood ist Waughs Abrechnung mit der amerikanischen Gesellschaft. Die Hauptfigur ist ein englischer Dichter namens Dennis Barlow, der als Drehbuchautor scheitert und in einem Bestattungsinstitut für Tiere arbeitet. Als sich ein Bekannter von ihm das Leben nimmt, lernt er im nobelsten Bestattungsinstitut der Stadt die Kosmetikerin Aimée Thanatogenos kennen und beginnt ihr Gedichte zu schicken, allerdings nicht seine eigenen, weil seine Muse gerade nicht so will. Zeitgleich wird Aimée auch von ihrem Chef Mr. Joyboy hofiert, der bei seiner grantigen Mutter lebt. Als Aimée begreift, was für Flaschen sie sich da angelacht hat, wendet sie sich in ihrer Not an einen Briefkastenonkel - mit tragischen Konsequenzen.

Waugh macht keinen Hehl aus seiner Verachtung für den amerikanischen Way of Life. Seine amerikanischen Figuren sind wie Karikaturen: Dumm und oberflächlich. Außerdem sehen sie alle gleich aus und ihr Essen hat keinen Geschmack. Barlow kommt allerdings auch nicht wesentlich besser weg. Das Buch trieft nur so vor Ironie, angefangen beim Originaltitel "The Loved One": Aimée wird zwar begehrt, aber nicht geliebt, insbesondere das Ende könnte kaum unromantischer sein. Waugh spottet über Bestattungsunter-nehmer, die den Trauernden das Geld aus der Tasche ziehen und eine inhaltslose Religiosität, die nur dem Kommerz unterworfen ist. Das ist zwar nicht sehr tiefschürfend, aber ziemlich unterhaltsam.

Kommentare

  1. Daß Du mal ein Buch in deutscher Sprache gelesen hast - wie kommt denn das?? Gab's das gerade nicht in Englisch?? Liebe Grüße! Rudi

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  2. Mal? Ich lese genau so viele Bücher in Deutsch wie in Englisch. Die meisten stammen vom Flohmarkt, da gibt's in der Regel nicht so viele fremdsprachige Werke.

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    1. Du schreibst aber immer nur über die englischen Bücher. Bücher vom Flohmarkt - sag doch besser "vom Antiquariat" - das macht doch irgendwie mehr her, oder? Liebe Grüße! Rudi

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  3. Nein, gar nicht. Den Hardy habe ich auf Deutsch gelesen, ebenso Sutzkevers Erinnerungen ans Ghetto oder Waughs Sword-of-Honour-Trilogie. Und die meisten meiner Bücher sind nun mal vom Flohmarkt und nicht aus dem Antiquariat, na und?

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