Movie Night: Miller's Crossing



Die zweite Staffel von Fargo ist zu Ende, aber Hail, Caesar! ist noch nicht angelaufen - einer guter Zeitpunkt meines Erachtens, um tiefer in das Werk der Coen-Brüder einzusteigen. Einen ihrer frühen Filme, den ich bisher noch nicht gesehen habe, ist Miller's Crossing. Er hat einen starken Einfluss auf die Fargo-Folge "Did You Do This? No, You Did It!", was meine Neugier geweckt hat - das und die Tatsache, dass er während der Prohibition spielt. Hauptfigur ist Tom Reagan (Gabriel Byrne), der für den irischen Mobster Leo O'Bannon (Albert Finney) arbeitet. Leo wird von seinem italienischen Rivalen Johnny Caspar (Jon Pulito) aufgesucht, der ihn bittet, Buchmacher Bernie Bernbaum (John Turturro) umzulegen, weil dieser seiner Ansicht nach zu sehr von Caspars manipulierten Pferderennen und Boxkämpfen profitiert. Leo weigert sich, denn er hat eine Beziehung mit Bernies Schwester Verna (Marcia Gay Harden). Auch Tom schläft mit Verna. Als Leo sich entgegen Toms Rat weiterhin weigert, Bernie aufzugeben, erzählt er ihm, dass er ihn mit Verna betrogen hat. Zwischen Tom und Leo kommt es daraufhin zum Zerwürfnis. Gleichzeitig erklärt Caspar Leo - der der inoffizielle Boss der Stadt ist - den Krieg.

Das Drehbuch von Miller's Crossing ist von den Romanen von Dashiel Hammett beeinflusst, allen voran The Glass Key. Dementsprechend hat der Film einen starken Noir-Einschlag, den die Coens mit allem kombinieren, was man bei einem Film über die Prohibition erwarten würde: Bandenkriege, korrupte Behörden, Drive-by Shootings, brutale Razzien usw. Doch der Machtkampft zwischen Leo und Caspar spielt nur eine Nebenrolle, in erster Linie geht es darum, wie Tom seinen Nutzen aus den neuen Gegebenheiten zieht. Am Anfang fällt es etwas schwer, durchzublicken, welche Beziehungen die einzelnen Figuren zueinander haben, aber je weiter Miller's Crossing voranschreitet, desto klarer wird die Gemengelage und man erkennt, dass es Tom ist, der in Wahrheit alle Fäden in der Hand hat.

Miller's Crossing ist, wenn man so will, ein Film für Filmliebhaber, die genauso viel Spaß daran haben wie die Autoren selbst, sich in den Traditionen der Vergangenheit zu suhlen. Tom hat immer einen coolen Spruch auf Lager, Verna ist die typische Femme Fatale, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht und die Achillesferse den großen Bosses ist. Alles ist wahnsinnig stylisch, selbst Leos Art, einem Attentat aus dem Weg zu gehen, ist von bemerkenswerter Eleganz. Dass Miller's Crossing sich dabei selbst nicht ganz so ernst nimmt, macht den Film besonders unterhaltsam. Daneben haben wir natürlich auch wie typischen skurrilen Coen-Charaktere wie "The Dane", Caspars eiskalter Vollstrecker, oder eben Bernie, der nicht so lächerlich ist, wie er wirkt. Die Schauspieler sind fantastisch, vor allem Turturro kann hier alle Register ziehen. Und natürlich ist wie in jedem Coen-Film Platz für alte Bekannte wie Steve Buscemi oder Frances McDormand, die beide einen starken Kurzauftritt haben. 

Fazit: Miller's Crosssing ist die optimale Verbindung zwischen Noir-Film und Gangster-Drama: Clever, humorvoll und so leicht wie der Hut, der immer wieder durch die Szenen weht.

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