Movie Night: Hail, Caesar!



Nach dem Abstecher in das Frühwerk der Coen-Brüder war es jetzt Zeit für ihren neuen Film Hail, Caesar!, eine Satire auf das Hollywood-Kino der 50er-Jahre (und daher quasi wie für mich gemacht). Im Zentrum der Geschichte steht der auf einer realen Person basierende Eddie Mannix (Josh Brolin), der "Problemlöser" von Capitol Pictures. Wann immer einer der Stars des Studios etwas anstellt - Pin-Up Fotos, Saufgelage, ungewollte Schwangerschaft - ist Mannix da, um das Problem zu lösen, oder besser gesagt zu vertuschen, damit die Klatschpresse nichts davon erzählt. Bei der Produktion eines Monumentalfilms, der ebenfalls "Hail, Caesar!" heißt, kommt es jedoch zu einem Zwischenfall, der Mannix vor eine besondere Herausfoderung stellt: Der Star Baird Whitlock (George Clooney) wird von einer ominösen Gruppe namens "The Future" entführt.

Die Entführung ist jedoch nur ein Teil dieses Kaleidoskops über die letzten Glanzjahre des Studiosystems. So muss Mannix sich um Musicaldarstellerin DeeAnna Moran (Scarlett Johansson) kümmern, die (mutmaßlich) von einem schwedischen Regisseur (Christopher Lambert) geschwängert wurde. Da ein uneheliches Kind natürlich zu der Zeit ein imagetechnischer Super-GAU war, heuert Mannix Joseph Silverman (Jonah Hill) an, der es möglich machen soll, dass Moran ihr eigenes Kind adoptiert (denn Adoption gilt als nobel, so verrückt das auch ist). Auf Wunsch des Studiochefs muss derweil Western-Star Hobie Doyle (Alden Ehrenreich) eine ernste Rolle übernehmen, womit er den überaus englischen Regisseur Laurence Laurentz (Ralph Fiennes) zur Verzweiflung treibt. Zu allem Überfluss sitzen Mannix auch noch die rivalisierenden Zwillingsschwestern und Klatschkolumnistinnen Thora und Thessaly Thacker (Tilda Swinton) im Nacken.

Hail, Caesar! ist eine überbordende Persiflage auf das alte Hollywood: Der Titelfilm-im-Film ist ein Monumentalepos mit pathetischen Dialogen, in dem ein römischer Offizier von Jesus ("stilvoll" nur von hinten gefilmt) bekehrt wird. Die "No Dames!"-Musical-Nummer voller steppender Matrosen (mit Channing Tatum als Hauptdarsteller Burt Gurney) könnte so schon fast in On the Town erscheinen, wären da nicht die deutlichen homosexuellen Anspielungen. Doyles Talent ist wie gemacht für Western, in denen er nicht reden, sondern nur reiten und Songs auf der Gitarre zum Besten geben muss. Daneben nimmt der Film - ohne zu viel verraten zu wollen - auch die "Red Scare" der Fünfzigerjahre aufs Korn. Und er ist voller Anspielungen: Hobies verordnetes Date heißt zum Beispiel Carlotta Valdez, wie die mysteriöse Vorfahrin von Madeleine Elster in Hitchcocks Vertigo.

Joel und Ethan Coen agieren hier nach dem Prinzip "Mehr ist mehr": Der ganze Film wimmelt nur so von Stars (neben den erwähnten unter anderem auch Frances McDormand und Dolph Lundgren) und skurrilen Charakteren. Alles ist völlig over the top, vor allem die Szene auf dem Meer am Ende des Films könnte nicht übertriebener sein. Die typischen, bis zur Lächerlichkeit extravaganten Kulissen der damaligen Zeit fügen sich da natürlich nahtlos in das Konzept ein und werden von Kameramann Roger Deakins farbenprächtig in Szene gesetzt. Wer bereit ist, diese Überfülle hinzunehmen, wird mit einem äußerst unterhaltsamen, wenn auch manchmal etwas albernen, Film voller schräger Einfälle und einem tollen Cast belohnt.

Fazit: Hail, Caesar! ist vielleicht nicht der beste Coen-Film, aber ein großer Spaß von der ersten bis zur letzten Minute.


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