Una bella vacanza: Amalfi Adventures I

Atrani

Nach zweieinhalb Tagen in Rom sind wir zu unserem zweiten Hauptaufenthaltsort weiter gereist: Die Amalfiküste. Genauer gesagt, Atrani. Das wird ausgerechnet dort gelandet sind, war reiner Zufall, stellte sich aber als Glücksfall heraus. Wir haben mehrere AirBnb-Hosts entlang der Küste angeschrieben und nach einigen Absagen schließlich eine Zusage von einem älteren Herrn in Atrani bekommen. Atrani liegt direkt östlich neben Amalfi, dem Zentrum der nach ihr benannten Küste. Man könnte es leicht übersehen, zumal es je nach Quelle die kleinste oder zweitkleinste Gemeinde in Italien ist und nur über etwa 900 Einwohner verfügt. Der große Vorteil ist, dass Atrani von den Touristenmassen, die insbesondere Amalfi und Positano heimsuchen, verschont ist (ich weiß, es ist toll, so etwas als Tourist zu sagen). Da man allerdings nur zehn Minuten nach Amalfi läuft, kann man leicht von dessen Geschäften und Verkehrsnetz profitieren (dazu gleich mehr). In den neun Tagen, die wir an der Amalfiküste verbracht haben, sind wir zum größten Teil gewandert. Mit ein bisschen stolz kann ich sagen, dass wir einen beträchtlichen Teil der Küste abgewandert haben (vor allem den westlichen Teil, da dieser über die interessantere Wanderwege verfügt). Wir haben uns vorab einen Wandernführer gekauft, der bis auf einige Ungenauigkeiten sein Gewicht in Gold wert war. So haben wir viele schöne Ecke entdeckt, die ich zusammen mit einigen anderen Punkten quasi im Schnelldurchlauf erwähnen möchte:

A word on... traffic: Die Küstenstraße ist berühmt und wird immer wieder als Fahrstrecke der Extraklasse gelobt. Auch wenn das Panorama sicherlich traumhaft ist, fahren möchte ich dort nicht, denn ich habe schon als Beifahrer Todesängste ausgestanden. Die Strecke ist kurvenreich und befindet sich direkt am Abhang, zudem ist die Straße gerade einmal so breit, dass zwei Busse nur mit Haaresbreite aneinander vorbeikommen. Das hält die Leute jedoch nicht davon ab, wie die Berserker zu fahren. Ständig wird überholt, obwohl man überhaupt nicht sehen kann, was von vorne kommt. Vespa-Fahrer überholen auch gerne rechts, in dem kleinem Spalt zwischen Bus und Felswand. Während der Fahrten habe ich meist die Augen geschlossen, zum einen wegen meiner Anfälligkeit für Reisekrankheit, zum anderen, weil ich jede Sekunde mit einem furchtbaren Unfall gerechnet habe (erstaunlicherweise ist aber alles noch einmal gut gegangen, auch dank der hervorragenden Busfahrer).

SITA-Busse bedienen die Amalfiküste in zwei Hauptrouten: Amalfi - Salerno und Amalfi - Positano (und weiter nach Sorrento). Deshalb ist es so günstig, seine Basis in der Nähe von Amafi zu haben, weil man von dort überall hinkommt. Fragt sich nur, wann. Die Busse fahren nur selten und unregelmäßig. Als wir in Salerno mit dem Zug ankamen, hatten wir den Bus gerade verpasst und mussten fast eine Stunde auf den nächsten warten, der dann auch noch zehn Minuten zu spät war. Die Busse sind selbst in der Nebensaison chronisch überfüllt und wenn man nicht drängelt, läuft man Gefahr, nicht mehr mitzukommen (und eine Stunde oder so auf den nächsten warten zu müssen). Eine weitere Schwierigkeit ist, dass die Stops in der Regel nicht angesagt werden und man am besten immer Ausschau nach einem Ortsschild hält, wenn man seinen Ausstieg nicht verpassen will. "Welcome to the South!", spottete ein Norditaliener angesichts dieser Zustände. Das Positive ist, dass die Fahrkarten wirklich günstig sind.

A word on... shopping: Der Nachteil an Atrani ist, dass es nur wenige Geschäfte dort gibt. Neben unserer Wohnung befand sich zum Glück ein Obst- und Gemüseladen, der auch einige Kleinigkeiten wie Nudeln hatten. Auch gab es einen Minimarkt mit dem Allernötigsten, abgesehen von Fisch und Fleisch aber keine Frischwaren. Wenn wir Milch (richtige Milch, keine H-Milch) oder Käse oder frisches Brot wollten, mussten wir es immer in Amalfi kaufen. Der Supermarkt dort hat allerdings auch ein überschaubares Angebot und ist recht teuer, hat aber dafür auch am Sonntag geöffnet (in den Touristenhochburgen sind fast alle Geschäfte auch sonntags geöffnet). Dafür mangelt es Atrani nicht an Restaurants, besonders das eine direkt am Strand hat uns sehr gut gefallen (und war preislich auch ziemlich akzeptabel). Und obwohl Atrani vergleichsweise wenig Touristen hat, sprechen die Leute in den Geschäften und Restaurants praktisch alle Englisch.

Atrani-Ravello-Minori-Atrani: An unserem ersten Tag sind wird rauf nach Ravello gegangen. Die Amalfiküste ist ja eine Steilküste und viele Dörfer liegen überhalb der Küstenstraße. Als Verbindung zwischen diesen Orten dienen viele, viele, viele, viele Treppen. Auch wer von Atrani nach Ravello möchte, muss tausende von Treppenstufen überwinden. "Sempre su", immer nach oben, rief uns ein älterer Herr auf dem Weg nach Ravello zu. Unnötig zu sagen, dass der Weg dorthin mordsanstrengend war. Ravello selbst stellte sich als hübsches, allerdings sehr touristisches Dörfchen heraus, was zweifellos daran liegt, dass es mit dem Bus zu erreichen ist. Andere Städte oberhalb haben weit weniger Besucher und auch auf dem Weg dorthin ist uns praktisch keine Menschenseele begegnet. Dennoch hat Ravello durchaus seinen Charme, was auch D.H. Lawrence bestätigen würde, der dort einige Zeit gelebt hat. Nett war auch, das aus heiterem Himmel eine Blaskapelle durch den Ort marschiert ist. Das Tollste ist jedoch der spektakuläre Blick auf die Steilküste.

Anschließend ging es wieder hinunter nach Minori (der kleine Bruder von Maiori), wo wir in einem der zahlreichen Strandcafés Panini gegessen und Kaffee getrunken haben. Um zurück nach Atrani zu kommen, musste wir erst wieder ein Stückchen den Berg hinauf Richtung Ravello, bis wir zu einer geschlossenen Kirche kamen (wo es, wie vielerorts, aber glücklicherweise einen Wasserhahn gab, an dem man sich abkühlen konnte). Danach haben wir eine Weile gebraucht, um angesichts der Vielzahl der Treppen die nach Atrani zu finden, aber nachdem wir zunächst im Kreis gelaufen ist, ist es uns schließich geglückt und wir kamen wieder an unserem Ausgangspunkt aus.

Bomerano-"Sentiero degli Dei"-Nocelle-Montepertuso-Positano: Der berühmteste Wanderweg an der Amalfiküste ist der rund 12 Kilometer lange "Sentiero degli Dei" (Weg der Götter), der von Bomerano nach Nocelle führt. Wir haben den Bus von Amalfi Richtung Agerola genommen. Da praktisch alle in Bomerano ausgestiegen sind, hat der Fahrer es sogar angesagt (dass Bomerano auf der Linie nach Agerola liegt, haben wir aber nur durch Zufall erfahren). Der erste Teil des Wanderwegs ist ganz nett, aber nicht besonders, erst nach der Abzweigung in Richtung Nocelle nach etwa einer Stunde zeigte sich, woher der Weg seinen Namen hat: Man hatte eine atemberaubenden Ausblick auf die gesamten Küste bis hinter Positano. Mit diesem Panorama vor Augen sind wir bis nach Nocelle gelaufen, einem winzigen Ort, der in erster Linie von Wanderern lebt. Wenn man einige Stufen nach unten steigt, kommt man zu einer kleinen Kirche. Von dort hat man einen tollen Blick auf Positano und ein Früchtehändler verkauft dort frischgepresste Orangen-Zitronen-Limonade. Wenn ihr mal nach Nocelle kommt, solltet ihr unbedingt diese Limonade probieren, so etwas Leckeres und Erfrischendes habe ich selten getrunken, genau das Richige nach einer Wanderung.

Freilich hatten wir da erst einen Teil des Wegs hinter uns. Wir sind anschließend die dicht bewachsene Straße nach Montepertuso gelaufen, das ein Stück unterhalb liegt und im Wesentlichen aus einer Kirche besteht (der Rest ist vernachlässigbar). An besagter Kirche sind wir prompt in eine deutsche Wandergruppe gelaufen, die uns netterweise hat passieren lassen: "Lasst doch mal die jungen Leuten vorbei, die haben noch gesunde Knie", lachten sie. Umso überraschter waren sie, als wir mit "Danke" geantwortet haben. Meine Knie haben sich dabei alles andere als gesund angefühlt, als wir die vielen, vielen Stufen nach Positano herabgestiegen sin. Positano selbst konnte ich nicht genießen, da es einfach nur wahnsinnig voll war. Zusammen mit einem Kamerateam, das sich als "German Television" outete, haben wir uns durch die engen Gassen geschoben. Anschließend konnten wir noch sehr lange an der Küstenstraße auf den Bus nach Amalfi warten und tonnenweise Abgase einatmen. Insgesamt war es jedoch eine schöne Wanderung, auch wenn ich im Nachhinein sagen muss, dass der "Sentiero degli Dei" vielleicht der bekannteste, aber nicht der schönste Wanderweg an der Amalfiküste ist.

Atrani-Amalfi-Valle dei Mulini-Pontone-Torre dello Ziro-Pontone-Atrani: Diese Tour gehört für mich definitiv zu den schönsten, auch wenn nicht alles nach Plan lief. Eigentlich wollten wir von Atrani nach Pontone, da der Weg jedoch in einer Baustelle endete, haben wir uns entschlossen, das Pferd von hintern aufzuzäumen und ihn in umgekehrter Richtung zu laufen. So sind wir von Amalfi in das oberhalb liegende Valle dei Mulini, Tal der Mühlen, gegangen. Italien ist ja bekannt als das Land in dem die Zitronen blühen, aber auf keinen Ort trifft das so zu wie auf die Amalfiküste. Die ganze Steilküste hängt voller Zitronen, so auch der Weg von Amalfi ins Tal der Mühlen. Die armen Bauern müssen die Früchte kistenweise zu Fuß in die Orte (oder per Seilbahn) transportieren, aber der Anblick ist natürlich unvergleichlich (auch wenn man nicht an die Zitronen direkt herankommt). Das Valle dei Mulini ist hingegen ein dicht bewachsenes, verstecktes Tal. Seinen Namen hat es von den Papiermühlen, die dort einst operierten, von denen mittlerweile aber nur noch Ruinen übrig sind. Trotzdem hatten diese Überreste einen besonderen Charme und haben sich wunderbar in die Landschaft aus Grün und Wasserfällen eingefügt.

Der Weg führte hinauf nach Pontone, ein verschlafenes Dörfchen, in dem die Zeit still zu stehen scheint. Dort gibt es einen Rundwanderweg nach Torre dello Ziro, den Ruinen einer alten Festung. Diese Runde sollte man unbedingt mitmachen. Besagten Torre erreicht man zwar nicht direkt, aber von dort hat man die besten Ausblicke auf die Amalfiküste. Dazu blühen hier noch mehr Wildblumen als an den anderen Strecken. Ein traumhaftes und recht abgeschiedenes Stück Natur. Und wenn man auf so einem tollen Aussichtspunkt ein Picknick im Schatten macht, schmeckt das Essen gleich noch einmal so gut. Von Pontone aus führt ein Weg (mit vielen Stufen natürlich) direkt hinunter nach Atrani, der an einer versteckt gelegenen Treppe endete - neben der Baustelle, wie sich herausstellte.

Praiano-Furore-Amalfi-Atrani: Diese Route war nicht so geplant. Na ja, ursprünglich schon, aber da wir den Vormittag am Strand verbracht haben, haben wir uns aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit entschieden, einen Wanderweg um Conca dei Marini herumzumachen. Dieser sollte am Hotel Belvedere anfangen, nur wussten wir nicht mehr genau, wo dieses liegt. Wir fuhren mit dem Bus zur Smaragdgrotte bei Conca, müssen dann aber in die falsche Richtung (entlang der Küstenstraße, was als Fußgänger noch weniger Spaß macht als als Businsasse) gelaufen sein, da wir schließlich am Fjord bei Praiano herauskamen. Da wir nicht zurücklaufen wollten, entschieden wir uns also, doch die urspünglich angedachte, etwas umfangreichere Wanderung vom Fjord (ja, ein Fjord in Italien) aus zu machen.

Auf dem Weg nach oben (sempre su) nach Furore begann es jedoch plötzlich wie aus Kübeln zu schütten. Eine Weile stellten wir uns in einer kleinen Höhle unter, gingen dann aber weiter, als der Regen leicht nachließ. Oben in Furore sahen wir, wie eine Schlammlawine ins Meer floss. Der herabfallende Regen muss wohl das Fjord ausgepült haben, wo nur kurz zuvor noch Boote fuhren und Menschen am Strand lagen. Von dort gingen wir eine ganze Weile eine Busroute entlang an Wohnhäusern vorbei, konnten aber nicht die im Wanderführer angegebene Abzweigung nach Amalfi finden. Der Regen wurde derweil immer stärker. Als ein Mann an uns vorbeikam, fragten wir mühselig nach dem Weg. Es stellte sich glücklicherweise heraus, dass eine Treppe nach Amalfi ganz in der Nähe lag. Wir waren heilfroh, als wir wieder in Atrani waren und eine warme Dusche nehmen konnten. Glücklicherweise war dies der einzige Tag, an dem wir schlechtes Wetter hatten.

Beim nächsten Mal mehr von der Amafiküste!

Eine der zahlreichen Treppen auf dem Weg nach Ravello

Blick auf Ravello

Piazza in Ravello

Piazza in Ravello II

Amalfi-Zitronen

Ausblick von Ravello

Kleiner privater Altar, die man überall an den Treppen findet

Eidechse bei Ravello

Am Pier von Minori

Minori


Willkommensschild am Sentiero Degli Dei

Ruffles in Caspar-David-Friedrich-Pose

Ausblick von Nocelle

Montepertuso


Ich im Valle dei Mulini

Amalfi von oben

Stufen, Stufen und noch mehr Stufen

Pontone

Nahe Torre dello Ziro

Ausblick vom Torre dello Ziro

Amalfi von oben

Das Fjord

Irgendwo bei Furore

Ausblick bei schlechtem Wetter
Positano von oben

Eins der vielen Bergdörfer

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