Everyday I lived I was trying to sing the Blues

Es gibt Musik, zu der man sofort eine besondere Bindung verspürt. Manchmal hat man eine Sehnsucht nach einem Lied in sich, aber man weiß nicht genau, wie es klingt. Und dann hört man einen Song und denkt sich, „Das ist es. Das ist genau das, was ich gesucht habe.“ Obwohl ich relativ viel Musik höre, passiert mir das nicht oft. Bei Jason Molina war es jedoch so. Nachdem ich die Zwei-Sätze-Kritik von The Magnolia Electric Co. gelesen hatte, hatte ich das Bedürfnis, das Album zu hören. Und als dann eines Nachts zufällig „Farewell Transmission“ aus den Boxen drang wusste ich sofort, dass es seine Musik ist – die Musik, nach der ich gesucht hatte. Ich hatte schon einmal über diesen besonderen Moment geschrieben, als Jason Molina seine EP Autumn Bird Songs veröffentlichte. Nach Jahren der Krankheit schienen sich die Dinge für ihn endlich zum besseren zu wenden: Er schrieb Songs, er heiratete – und wie viele andere hatte ich die Hoffnung, bald wieder mehr von The Magnolia Electric Co. zu hören. Doch es sollte nicht sein. Am Samstag ist Jason Molina im Alter von 39 Jahren gestorben.


Wie Elliott Smith hatte Jason nicht nur die Gabe, umwerfend schöne Musik zu schreiben, sondern auch altbekannte Themen wie Schmerz und Traurigkeit in Worte zu fassen, als wäre er der einzige, der jemals darüber geschrieben hätte. Seine Lieder waren ein fester Begleiter für mich, wenn ich traurig war (aber nicht nur dann), weil ich sie genau das ausdrückten, was ich fühlte. Darin lag ein großer Trost. Das Besondere an Jasons Songs ist zudem, dass sie so aufrichtig sind. Am besten wird das meiner Meinung nach bei „Troubled in Mind“ deutlich. Seit seiner Entstehung ist der Song unzählige Male aufgenommen worden, doch ich habe nie eine Version gehört, die so ehrlich klang wie die von Jason Molina (auf Sun Session). Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich schwören können, dass er dieses Lied geschrieben hat, weil seine Worte so aufrichtig klangen. I’m gonna lay my head on some lonesome railroad line, gonna let that big 800 satisfy this mind of mine.

Es sagt viel aus, wenn so jemand wie Timothy Showalter schreibt, dass seine gesamte Karriere nichts Weiteres ist als der Versuch, einen Song zu schreiben der nur halb so gut ist wie einer von Jason Molina. Auch wenn seine Musik weiter bestehen wird, kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein besonderer Mensch nicht mehr da ist. Das einzige, was mich tröstet, ist die Vorstellung, dass jemand, der so sehr an der Welt verzweifelt ist, im Tod seinen Frieden gefunden hat. Trouble in Mind, I'm blue, but I won't be blue always.

 

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