Top 50 Alben 2012

Ich kann's nicht lassen: Auch wenn es jedes Jahr schwieriger wird ob der Vielzahl von erscheinenden Alben eine Liste zu erstellen, macht es mir immer noch Spaß. Dieses Jahr gab es gar so viele hörenswerte Alben, dass ich zum ersten Mal 50 von ihnen in meine Liste aufgenommen habe. 50 Alben, die ich (fast) uneingeschränkt weiter empfehlen kann. Ich sehe das hier nicht als die ultimative Bestenliste an - Widersprüche und Ergänzungen sind ausdrücklich erwünscht. Dieses Mal fand ich es ohnehin unglaublich schwer, eine Nummer Eins zu küren bzw. die Scheiben überhaupt in eine Reihenfolge zu bringen, da es sehr viele sehr gute Alben gab, aber keines, das ich so sehr geliebt habe wie Southeast Engines Canary im letzten Jahr. So zeigt diese Top 50 mehr oder weniger an, welche Alben ich über die vergangenen Monate am meisten gehört habe. 

Zwei allgemeine Trends lassen sich beobachten: 1) Die Elektronisierung hält immer noch an, letzte "Opfer" waren Delta Spirit und The Mynabirds. Fällt den Leuten nichts anderes mehr ein? Besonders im Fall Delta Spirit hat mir das sehr weh getan, da ich ihr letztes Werk History from Below geliebt habe. Delta Spirit hingegen hat mit "Empty House" nur einen guten Song aufzuweisen und ist ein weiterer Beweis für meine These, das selbstbetitelte Alben, sofern es sich nicht um das Debüt handelt, zu den schwächsten Werken im Katalog gehören (Ausnahme: Townes Van Zandt von Townes Van Zandt) - was soll man auch erwarten, wenn die Kreativität nicht einmal für einen Albumtitel reicht? 2) Während 2011 überraschend viele Frauen enorm gute Alben veröffentlichten, ist 2012 das Jahr der alten Männer. In meiner Liste befinden sich erstaunlich viele Herren jenseits der 60, die man noch lange nicht abschreiben sollte.

Kommen wir nun zum Endergebnis im Schnelldurchlauf (wenn ich schon mal eine ausführliche Kritik geschrieben habe, habe ich sie verlinkt):


50. Michael Kiwanuka - Home Again



Eins der besten Soul-Alben des Jahres kommt von dem Engländer Michael Kiwanuka. Auf seinem Debüt Home Again lässt er mit seinem warmen Sound und seinem wunderbaren Gesang die Glanzzeit des Genres wieder auferstehen - das ist sehr retro, aber kein lauwarmer Aufguss.

Lieblingslieder: Tell Me a Tale, Rest, Worry Walks Beside Me


49. Jack White - Blunderbuss



Wenn man bedenkt, wie umtriebig Jack White ist, ist es schon verwunderlich, dass er erst in diesem Jahr ein Soloalbum veröffentlicht hat. Die Songs auf Blunderbuss sind eine wilde Mischung irgendwo zwischen Bluesrock und Vaudeville. Das ist alles typisch Jack White, aber immer noch aufregend.

Lieblingslieder: Blunderbuss, Hip (Eponymous) Poor Boy, On and On and On


48. Great Lake Swimmers - New Wild Everywhere



Auch wenn die Great Lake Swimmers musikalisch etwas auf der Stelle treten, handelt es sich bei New Wild Everywhere um ein sehr hübsches Folkpopalbum, das mit "Ballad of a Fisherman's Wife" und "On the Water" zwei der berührendsten Songs des Jahres aufweisen kann.

Lieblingslieder: Easy Come Easy Go, Ballad of a Fisherman's Wife, On the Water


47. Aimee Mann - Charmer



Auch wenn Charmer Aimee Manns schwächstes Album ist, ist es doch nicht schlecht. Inspiriert vom Pop der Sechziger wendet sie sich ihrem Lieblingsthema zu: Manipulativen Menschen. Dabei ist sie nicht so bissig wie sonst, aber sie hat einige schöne Melodien parat.

Lieblingslieder: Charmer, Soon Enough, Barfly


46. The Avett Brothers - The Carpenter



Ich bin hin und her gerissen, was dieses Album betrifft. Zum einen finde ich es schade, dass die Avetts damit fortfahren, sämtliche Ecken und Kanten abzuschleifen, zum anderen hat Carpenter jedoch mit "The Once and Future Carpenter" ein sehr starken Auftakt und auch sonst einige hübsche Songs zu bieten.

Lieblingslieder: The Once and Future Carpenter, Down with the Shine, A Father's First Spring


45. Field Report - Field Report



Auch wenn man merkt, dass Chris Porterfield einst mit Justin Vernon in einer Band war, ist sein Debüt als Field Report nicht unoriginell. Er spielt düster-atmosphärische Songs, die ebenso düstere und sehr poetische Geschichten erzählen. Ein Künstler, auf den man achten sollte.

Lieblingslieder: I Am Not Waiting Anymore, Captain Video, Route 18


44. Neil Young & Crazy Horse - Americana



Lange hatte Neil Young nichts mehr mit seiner Stammband Crazy Horse aufgenommen, sodass die Überraschung groß war, als sie in diesem Jahr sogar zwei gemeinsame Alben veröffentlichten. Den Anfang machte Americana, auf dem sie traditionelle amerikanische Songs (und die britische Nationalhymne) neu interpretierten - und zwar auf eine Art, wie man es zuvor noch nie gehört hat. Wer hätte gedacht, dass man zu den alten Liedern so schön rocken kann?

Lieblingslieder: Oh Susannah, Clementine, God Save the Queen


43. Two Gallants - The Bloom & The Blight



Nach fünf Jahren Pause kehren Two Gallants mit einem Album zurück, das größtenteils grungiger ist als alles, was sie zuvor aufgenommen haben. Mit Meisterwerken wie What the Tolls Tells kann es nicht mithalten, doch die Songs verfügen über eine raue, wilde Energie, die durchaus anziehend ist. Und zwischendurch finden sich sogar noch Lieder wie "Broken Eyes", die tatsächlich an die alten Zeiten erinnern.

Lieblingslieder: Halcyon Days, My Love Won't Wait, Broken Eyes


42. Trampled by Turtles - Stars and Satellites



Trampled by Turtles sind für mich eine der besten und innovativsten Bluesgrass-Bands der USA. Auch wenn mir Palomino etwas besser gefallen hat, handelt es sich bei Stars and Satellites doch um ein sehr gutes Album, das mit "Widower's Heart" einen der stärksten Songs des Jahres zu bieten hat.

Lieblingslieder: Walt Whitman, Widower's Heart, Keys to Paradise


41. Dry the River - Shallow Bed



Eins der interessantesten Debüts des Jahres kommt von der englischen Band Dry the River. Egal ob sie nun rockigen Indie oder sanften Folk spielen - ihre Melodien sind oft unwiderstehlich. Kürzlich veröffentlichten sie auch eine sehr gute Akustikversion des Albums.

Lieblingslieder: New Ceremony, Demons, Bible Belt


40. Fiona Apple - The Idler Wheel Is Wiser than the Driver of the Screw and Whipping Cords Will Serve You More than Ropes Will Ever Do



Nicht nur der Titel, sondern das ganze Album ist eine Zumutung. Es ist schwierig und anstrengend und einmalig und großartig. Apples Pianojazzpop-of-sorts verlangt dem Hörer alles ab. Am Ende fühlt man sich wie eine ausgepresste Zitrone, aber das war es wert.

Lieblingslieder: Every Single Night, Valentine, Anything We Want


39. Moulettes - The Bear's Revenge



Während Mumford & Sons immer neue Popularitätsschranken durchbrechen, fristen die Moulettes, die sich mit ihnen gelegentlich den Bassisten teilen, ein Schattendasein. Dabei ist The Bear's Revenge erheblich besser als Babel. Die Musik der selbsternannten Neo-baroque-prog-pop-folk-rockers ist einzigartig und vollkommen unklassifizierbar. Außerdem sind sie alle ausgesprochen nett.

Lieblingslieder: Sing Unto Me, Some Who You Love, Grumpelstilskin's Jig


38. Stray Birds - Stray Birds



Es war zweifellos (mal wieder) ein gutes Jahr für Americana. Es gab gar so viele interessante Veröffentlichungen in dem Bereich, dass ich dieses kleine Juwel fasst verpasst hätte. Auf ihrem Debüt spielen die Stray Birds traditionell gehaltene Songs, die einfach wunderschön sind und zu Herzen gehen.

Lieblingslieder: 25 to Life, Heavy Hands, No Part of Nothin'


37. Japandroids - Celebration Rock



Mit ihrem zweiten Album Celebration Rock dürften sich die Japandroids endgültig als zweite große Punkrockband ihrer Generation (nach Titus Andronicus) etabliert haben. Die Kanadier bieten acht epische Songs, die, wie der Titel erahnen lässt, rocken was das Zeug hält. Ganz großes Kino.

Lieblingslieder: The Night of Wine and Roses, The House That Heaven Built (der Mitgröhlsong des Jahres), Continuous Thunder


36. Alabama Shakes - Boys & Girls



Alabama Shakes waren wohl die meistgehypte Band des Jahres. Zu Recht, schließlich haben sie eine Frontfrau, die so ziemlich jeden und alles in Grund und Boden singt. Daneben verbinden sie schönen altmodischen Soul mit einer Prise Rock, was sich hören lassen kann.

Lieblingslieder: Hold On, You Ain't Alone, I Ain't the Same


35. Damien Jurado - Maraqopa



Nach dem großartigen Saint Bartlett arbeitete Damien Jurado für Maraqopa erneut mit Richard Swift zusammen - eine weise Entscheidung. Auch sein neuestes Album ist voll intimer und wunderschöner Songs mit berührenden Geschichten. Auf Maraqopa Blue, Red und Yellow sind übrigens je zwei weitere Songs erschienen, die mit dem Hauptalbum locker mithalten können.

Lieblingslieder: Working Titles, Museum of Flight, Let Us All In


34. Lucero - Women & Work



Lucero ist eine von den Bands, bei denen man weiß, was man hat. Sie verbinden Alt.Country und Punkrock zu einmalig schmissigen Songs, die Riesenspaß machen. Guter, feiner Rock 'n' Roll.

Lieblingslieder: Women & Work, It May Be Too Late, Like Lightning


33. Strand of Oaks - Dark Shores



Dass Timothy Showalter ein ganz besonderer Songwriter ist, stellt er auf Dark Shores wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis. Die Texte sind so düster wie eh und je, doch im Gegensatz zum wuchtigen Vorgänger Pope Killdragon nimmt er sich musikalisch zurück und konzentriert sich auf den Gesang. Das Ergebnis sind tieftraurige, aber wunderschöne Songs.

Lieblingslieder: Diamond Drill, Maureen's, Little Wishes


32. Neil Young & Crazy Horse - Psychedelic Pill



Der zweite Streich von Neil Young & Crazy Horse sprengt (fast) alle Dimensionen, allein der Opener ist über 27 Minuten lang. Dennoch wird das Doppelalbum nie langweilig. Young beschwört die gute alte Zeit und rockt so schön wie seit Zuma und Rust Never Sleeps nicht mehr.

Lieblingslieder: Born in Ontario, Twisted Road, She's Always Dancing


31. David Byrne & St. Vincent - Love this Giant



Wer Love this Giant hört, würde nie vermuten, dass die Songs entstanden sind, in dem sich Byrne und Annie Clark alias St. Vincent Ideenschnipsel per E-Mail zugeschickt haben, da sie sich so geschlossen anhören. Die beiden setzen Bläser ein wie man es noch nie gehört hat und hauen Songs raus, die so einfallsreich wie eingängig sind. A match made in heaven.

Lieblingslieder: Who, A Weekend in the Dust, I Should Watch TV


30. Leonard Cohen - Old Ideas



Kaum ein Album hat die Musikwelt in diesem Jahr gespalten wie Leonard Cohens Old Ideas. Ich finde, dass das Werk sein Bestes seit 20 Jahren ist. Mit gewohnter lyrischer Brillanz und nicht ohne Spott erzählt Cohen Geschichten von Einsamkeit und Sterblichkeit. Die Musik ist reduziert, aber abwechslungsreich und bewegt sich von hingebungsvollen Gospel- bis hinzu zu düsteren Bar-Songs.

Lieblingslieder: Show Me the Place, Darkness, Come Healing


29. The District Attorneys - Slowburner



Nach zwei EPs haben The District Attorneys in diesem Frühjahr endlich ihr Debüt veröffentlicht. Trotz der bunten Mischung aus rockigem Alt.Country, Akustiksongs und Pop ist Slowburner ein Album wie aus einem Guss. Von dieser Band wird man in Zukunft sicher noch hören.

Lieblingslieder: Confusion of Trust, I Can't Make the Distance, You'll Have to Meet Me Halfway, The End


28. Dirty Projectors - Swing Lo Magellan



Eins kann man den Dirty Projectors sicher nicht vorwerfen: Mangelnde Experimentier-freude. Auch ihr neuestes Werk Swing Lo Magellan ist ein Sammelsurium aus schrägen Spielereien. Das ist zwar eher Musik für den Kopf als fürs Herz, aber hörenswert.

Lieblingslieder: Offsprings Are Blank, Swing Lo Magellan, Impregnable Question


27. Grizzly Bear - Shields

 
Es ist ziemlich unmöglich, Grizzly Bears Shields in einem Satz zu beschreiben, da es sich um ein sehr komplexes Album handelt. Die Band aus Brooklyn hat zehn vielschichtige Songs versammelt, die man unbedingt mehrmals hören muss, wenn man ihre Facetten vollständig erfassen will. Ein Album, das Geduld erfordert, aber noch mehr zu geben hat.

Lieblingslieder: Sleeping Ute, Yet Again, A Simple Answer


26. Old Man Luedecke - Tender Is the Night


Eins der wie ich finde besten Bluegrass-Alben des Jahres kommt nicht aus den USA, sondern von dem Kanadier Chris "Old Man" Luedecke. Auf Tender Is the Night erzählt er Geschichten aus der Bibel und vom Alkohol - traditionell, aber immer virtuos und einfühlsam.

Lieblingslieder: Kingdom Come, Little Stream of Whiskey, Song for Ian Tyson


25. Sharon Van Etten - Tramp


Der Preis für das deprimierendste Album des Jahres geht an Tramp von Sharon Van Etten. In zwölf düsteren Song verarbeitet sie das brutale Ende einer Beziehung - das ist manchmal schwer auszuhalten, aber großartig.

Lieblingslieder: All I Can, Ask, I'm Wrong


24. Woods - Bend Beyond


Retro ist ja immer noch ganz groß in Mode. Zu den besseren Bands, die eher nach hinten als nach vorne schauen, gehören Woods. Auf Bend Beyond kombinieren sie munteren Sixties-Pop mit Rockjams im Stil der Siebziger, was nicht unbedingt neu ist, aber frisch klingt, auch dank Jeremy Earls außergewöhnlicher Gesangsstimme.

Lieblingslieder: Bend Beyond, Cali in a Cup, Size Meets the Sound
 

23. Craig Finn - Clear Heart, Full Eyes


Dass es sich auch lohnt, Craig Finn zuzuhören, wenn seine Band The Hold Steady nicht dabei ist, zeigt sein Solodebüt Clear Heart, Full Eyes. Auch hier drehen sich die Songs in erster Linie um Gott und kaputte Menschen, doch sie sind ingesamt ruhiger und teilweise mit Country-Einschlag. Das schmälert zwar den Mitsingfaktor, aber nicht das Hörvergüngen.

Lieblingslieder: Apollo Bay, New Friend Jesus, Not Much Left of Us


22. First Aid Kit - The Lion's Roar


Um ihre Zuhörer zu begeistern würde es wahrscheinlich schon reichen, wenn First Aid Kit das Telefonbuch sängen, so bezaubernd sind ihre Stimmen. Glücklicherweise schreiben die schwedischen Schwestern auch sehr passable Songs, die von Country über Pop bis zu Mariachi reichen.

Lieblingslieder: Emmylou, Blue, King of the World


21. The Oh Hello's - Through the Deep, Dark Valley


Wie es ist, wenn man vom Weg abkommt, darüber singen The Oh Hello's aus Texas auf ihrem Debütalbum. Sie verbinden Country, Folk, irische Volksmusik und Bluegrass zu manchmal ruhigen, manchmal üppigen Songs, die wie ein Licht in der Dunkelheit sind.

Lieblingslieder: Second Child, Restless Child, Wishing Well, In Memoriam
 

20. Titus Andronicus - Local Business


Der Preis für das schlechteste Albumcover des Jahres geht mit weitem Abstand an Titus Andronicus' Local Business. Glücklicherweise sind die Songs wesentlich besser als die Hülle: In schmissigen Punkrock verpackt erzählt Patrick Stickles Geschichten von Selbsthass und Verzweiflung. Das Ergebnis sind brutal ehrliche Songs, zu denen sich hervorragend tanzen lässt.

Lieblingslieder: Ecce Homo, Upon Viewing Oregon's Landscape with the Flood of Detritus, In a Big City


19. Carolina Chocolate Drops - Leaving Eden


Den USA mangelt es sicher nicht an guten Old-Time Bands, doch die Carolina Chocolate Drops sind ein besonderer Fall, da sie die traditionelle Musik der Appalachian Mountains mit Hip-Hop- und R'n'B-Elementen verbinden. Das Ergebnis sind neue und neubelebte Songs, die vor Virtuosität und Spielfreude nur so strotzen.

Lieblingslieder: Country Girl, Po' Black Sheep, I Truly Understand That You Love Another Man


18. Adam Arcuragi - Like a Fire That Consumes All Before It...


Seine Musik bezeichnet Adam Arcuragi als "Death Gospel": Da der Tod unausweichlich sei, müsse man das Leben feiern. Dementsprechend ist Like a Fire... ein höchst überschwängliches Album mit üppig arrangierten Songs, die einfach mitreißend sind. Manchmal ist mehr eben mehr.

Lieblingslieder: Oh I See, Parliament of the Birds, The Well
 

17. Dr. Dog - Be the Void


Nie klang das Chaos süßer als in der Musik von Dr. Dog: Auch auf Be the Void würfelt die Band aus Philadelphia unzählige Musikrichtungen zusammen und kreiert ein Album, das vor Überraschungen nur so strotzt und doch über eine unverschämte Ohrwurmqualität verfügt.

Lieblingslieder: Lonesome, That Old Black Hole, Do the Trick


16. Shovels & Rope - O' Be Joyful


Dass man nicht viel braucht, um großartige Musik zu machen, zeigen Cary Ann Hearst und Michael Trent alias Shovels & Rope auf ihrem Album O' Be Joyful: Zwei Stimmen, eine Gitarre und ein halbes Drumkit, fertig ist eins der besten Americana-Alben des Jahres, von Bluesstompern bis zu zarten Akustiksongs, allen voran "Birmingham". 

Lieblingslieder: Birmingham, Lay Low, Kemba's Got the Cabbage Moth Blues


15. Bob Dylan - Tempest


Was soll man zu His Bobness noch sagen? Tempest ist irgendwie typisch Dylan und irgendwie auch ganz anders. Er wühlt wieder tief in der Kiste amerikanischer Musik und erzählt feingesponnenes Seemannsgarn, und doch klingt sein 35. Studioalbum nicht wie die Vorgänger. Am besten selbst anhören und darin versinken.

Lieblingslieder: Duquesne Whistle, Pay in Blood, Roll On John


14. John Fullbright - From the Ground Up


Einer meiner liebsten "Newcomer" des Jahres ist John Fullbright. Auf seinem Debüt finden sich sowohl erdige Bluessongs wie auch sanfte bis ätzende Pianonummern. Fullbright orientiert sich an den Großen seiner Zunft, ohne dass seine Musik je wie ein billiger Abklatsch klingt.

Lieblingslieder: Gawd Above, Nowhere to Be Found, Moving


13. Black Prairie - A Tear in the Eye Is a Wound in the Heart


Bei Black Prairie handelt es sich um ein Nebenprojekt von der Mitgliedern der Decemberists sowie weiteren Musikern aus Portland, Oregon. Ihre Musik ist buntes Potpourri aus Folk, Bluegrass und europäischer Volksmusik, was dazu führt, dass die Songs nicht sehr homogen sind, aber in ihrer Frische und Ungezwungenheit schon fast die Qualität eines Live-Erlebnisses haben. Und der Albumtitel ist toll.

Lieblingslieder: For the Love of John Hartford, Nowhere, Massachusetts, Richard Manuel


12. David Wax Museum - Knock Knock Get Up


Es gibt nicht viele Bands, die ein eigenes Genre kreiert haben, doch David Wax Museum gehört dazu. Ihr "Mexo-Americana" ist eine bunte Mischung aus US-amerikanischer und mexikanischer Volksmusik, die vor Spielfreude nur so sprüht. Nicht einmal zwei Jahre nach Everything Is Saved legt das Duo so erneut ein wunderbares Album vor.

Lieblingslieder: Harder Before It Gets Easier, Vivian, The Rumors Are True 


11. Ray Wylie Hubbard - The Grifter's Hymnal


Mit The Grifter's Hymnal macht Ray Wylie Hubbard da weiter, wo er mit A: Enlightenment B: Endarkenment (Hint: There Is No C) aufgehört. Er paart kargen, rauen Blues mit Texten, die an den Eifer alttestamentarlicher Propheten erinnern. Ein gewaltiges, erschütterndes Album.  

Lieblingslieder: Lazarus, New Year's Eve at the Gates of Hell, Ask God 


10. Iris DeMent - Sing the Delta


Zum ersten Mal seit 16 Jahren hat Iris DeMent ein Album mit eigenen Songs aufgenommen. Sing the Delta erzählt, wie der Name schon sagt, von Freud und Leid des Lebens im tiefen Süden der USA. Ein herrlich altmodisches Werk und country at its best.

Lieblingslieder: Go On Ahead and Go Home, The Night I Learned How Not to Pray, There's a Whole Lotta Heaven


9. The Welcome Wagon - Precious Remedies Against Satan's Devices


Wenn Vito Aiuto nicht gerade Pastor in einer Presbyterianerkirche ist, nimmt er mit seiner Frau Monique hinreißende Alben auf. Während sie auf ihrem Debüt noch stark an ihren musikalischen Partner Sufjan Stevens erinnern, scheinen die Aiutos auf Precious Remedies ihre eigene Stimme gefunden zu haben. Das Ergebnis sind frische und moderne Gospelsongs zwischen Pop und Country, die von Sehnsucht und Hoffnung erzählen.

Lieblingslieder: Would You Come and See Me in New York, My Best Days, God Be With You Til We Meet Again


8. Dark Dark Dark  - Who Needs Who


So traurig die Trennung der Dark-Dark-Dark-Gründer Nona Marie Invie und Marschall LaCount auch ist, mit Who Needs Who ist ihnen ein wunderbares Album gelungen. Die Songs von Who Needs Who beleuchten die verschiedenen Phasen einer Trennung, wobei sie in erster Linie von Invies einfühlsamen Gesang und Klavierspiel leben. Berührend.

Lieblingslieder: Who Needs Who, Patsy Cline, The Great Mistake


7. Andrew Bird - Break It Yourself


Andrew Bird ist lange an mir vorbeigegangen, aber seit diesem Album bin ich Feuer und Flamme. Auf höchst virtuose Weise kombiniert er Folk, Country, Pop, und Weltmusik und kreiert einen einzigartig warmen Sound. Die Companion-EP Hands of Glory ist ebenfalls sehr zu empfehlen.

Lieblingslieder: Danse Caribe, Give It Away, Lusitania


6. Dr. John - Locked Down


Mit Black Key Dan Auerbach erlebt The Godfather of Voodoo Music seinen zweiten Frühling und nimmt eins der besten Alben seiner langen Karriere auf. Er vermengt Blues, Funk, Swamp Rock, Jazz, Afrobeat, Soul und Gospel zu einer einzigartigen Mischung und predigt von Revolution und Gottesgnade. Möge der Doktor noch viele Jahre praktizieren.

Lieblingslieder: Revolution, Getaway, God's Sure Good  


5. The Lumineers - The Lumineers


The Lumineers sind der Shooting Star des Jahres. Mit einem Mal hört plötzlich jeder das Trio aus Colorado. Das ist nicht verwunderlich: Ihre Folksongs sind zwar schlicht, aber sie verströmen eine Magie, der man sich einfach nicht entziehen kann. Bezaubernd.

Lieblingslieder: Ho Hey, Big Parade, Morning Song 


4. Patterson Hood - Heat Lightning Rumbles in the Distance


Patterson Hoods drittes Soloalbum ist zugleich sein bestes. In 12 bewegenden Songs erzählt der Kopf der Drive-by Truckers von Verlust und Neuanfang und beweist so, dass auch seine stillere Seite sehr hörenswert ist.

Lieblingslieder: Leaving Time, After the Damage, Come Back Little Star


3. Loudon Wainwright III - Older Than My Old Man Now


Loudon Wainwright macht ein Album über den Tod und fabriziert so die unterhaltsamste Scheibe des Jahres. Older Than My Old Man Now ist so witzig und tieftraurig zugleich, dass man oft nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Zusammen mit seinen Kindern, Ex-Frauen und Gästen hat Wainwright ein bitterböses und musikalisch vielfältiges Album aufgenommen.

Lieblingslieder: The Here & The Now, Older Than My Old Man Now, Ghost Blues


2. Joe Pug - The Great Despiser

 

Es gibt wenige Künstler, bei denen ich so missionarisch werde wie Joe Pug, aber ich bin felsenfest der Meinung, dass es sich bei ihm um eine Ausnahmetalent hat. Nach seinem grandiosen Debüt Messenger hat er mit The Great Despiser noch einmal einen draufgelegt. Lyrisch brillant wie eh und je, ist Despiser musikalisch abwechslungsreicher und ausgefeilter. Ein in jeder Hinsicht phänomenales Album.

Lieblingslieder: A Gentle Few (mein Lieblingslied des Jahres), The Servant's Ace, The Great Despiser


1. Father John Misty - Fear Fun

 

Joshua Tillman, Folkie und Ex-Fleet-Foxes-Drummer, erfindet sich neu und kehrt als Exzentriker vom Dienst Father John Misty zurück. Dass dieser ein ziemliches Arschloch zu sein scheint: geschenkt, was zählt ist die Musik. Da lässt Tillman die 60er und 70er wieder aufleben, plus ein bisschen Grunge, gepaart mit unwiderstehlichen Melodien, fantas-tischem Gesang und drogengeschwängerten Geschichten vom Sündenpfuhl Los Angeles. Dieser Vater darf gerne noch lange predigen.

Lieblingslieder: Only Son of a Ladiesman, Tee-Pees 1-12, Hollywood Forever Cemetery Sings



Außerdem:


Liebste EP: Southeast Engine – Canaanville
Liebstes Live-Album: Tyler Lyle - Live at Eddie's Attic
Liebste Compilation: Various Artists – Long Distance Salvation: A Tribute to Bruce Springsteen’s Nebraska
Liebste Box-Sets: Billy Bragg & Wilco – The Complete Mermaid Avenue Sessions
                            Sufjan Stevens – Silver & Gold
Liebste Ausgrabung: Karen Dalton – 1966

Kommentare

  1. Ich hoffe nur, daß der Joe Pug jetzt nicht beleidigt ist, daß Du ihn nicht als bestes Album benannt hast. Nächstes Mal bekommst Du am Ende keinen Händedruck mehr nach dem Konzert. Liebe Grüße aus Pakistan! Rudi

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