Books I've Read: Nicholas Kristof & Sheryl WuDunn - Half the Sky: Turning Oppression Into Opportunity For Women Worldwide


Sei es nun im Zusammenhang mit katholischen Krankenhäusern oder mit FDP-Spitzen-kandidat Rainer Brüdele: Zurzeit ist Sexismus wieder in aller Munde (wenn auch nicht immer so, wie man sich das wünschen würde). Doch während die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der westlichen Welt auf einem guten Weg ist, sieht das in weiten Teilen des Globus ganz anders aus. Insbesondere in Asien und Afrika werden auch heute noch Millionen von Frauen und Mädchen diskriminiert und versklavt. Diesen Frauen geben Nicholas Kristof und Sheryl WuDunn in ihrem Buch Half the Sky eine Stimme. Das Pulitzer-Preis-prämierte Journalisten-Ehepaar war in diversen Entwicklungsländern unterwegs, wo sie mit Frauen gesprochen haben, die schier unüberwindbare Hindernisse hinter sich gelassen und Herausragendes geleistet haben.

Obwohl das Buch nicht einmal 300 Seiten lang ist, schneidet es eine ganze Reihe von Themen an: Zwangsprostitution, Vergewaltigung, "Ehren"morde, Müttersterblichkeit, Genitalverstümmlung, Misogynie in der Religion, und was man gegen all diese Dinge tun kann. Dabei sind die nackten Tatsachen ernüchternd: Millionen von Kinder werden als Sexsklaven gehalten. Jede Minute stirbt eine Frau bei der Geburt ihres Kindes. In China kommen auf 116 neugeborene Jungen 100 Mädchen, da so viele weibliche Föten abgetrieben werden. Jedes Jahr gibt es tausende von Ehrenmorden. Allein in Pakistan werden jedes Jahr hunderte Frauen von ihren Männern angezündet und verbrannt. Den traurigen Fakten stellen Kristof und WuDunn Geschichten von Frauen gegenüber, die es geschafft haben, Diskriminierung und Gewalt zu überwinden und auch anderen zu helfen, zum Beispiel von einem kambodschanischen Mädchen, das aus dem Bordell geflohen ist und ein florierendes Geschäft eröffnet hat, oder eine Simbabwerin, die sich gegen den Willen ihrer Familie lesen und schreiben beigebracht hat und an einer amerikanischen Universität in Entwicklungshilfe promoviert hat, oder die äthiopische Analphabetin, die in einer Frauenklinik zur Chirurgin ausgebildet wurde.

Zudem stellen Kristof und WuDunn Lösungsansätze vor, allen voran Bildung. Denn so lernen Frauen und Mädchen nicht nur, die Stimme gegen Diskriminierung zu erheben, sondern auch sich und ihre Familien zu ernähren. Außerdem sinken so die Geburtenrate wie auch die Mütter- und Kindersterblichkeit. Vor allem könnte es einen Bewusst-seinswandel in den betroffenen Ländern einleiten, der so dringend nötig ist. Denn was nützt es, wenn die besten Krankenhäuser gebaut werden (was zweifellos auch wichtig ist), aber sie nicht in Anspruch genommen werden, weil Familien (sowohl Männer als auch Frauen) meinen, dass das Leben ihrer Töchter den "Aufwand" nicht wert ist. In Afrika beispielsweise leiden viele Frauen an Geburtsfisteln, wodurch sie nicht mehr gehen können und inkontinent sind. Diese sind eigentlich gut zu operieren, doch selbst wenn sie die Möglichkeit haben, bringen Angehörige die Frauen häufig nicht zum Arzt, sondern laden sie in der Wüste ab, damit sie von wilden Tieren gefressen werden. In den USA sank die Müttersterblichkeit übrigens erst signifikant, nachdem die Frauen das Wahlrecht erhalten hatten, da ihr Leben so wichtiger wurde und mehr für ihre Gesundheit getan wurde.

Dennoch können auch wir im Westen vieles tun, um diesen Frauen zu helfen. Eine der Stärken des Buches ist es, dass Kristof und WuDunn wiederholt aufzeigen, dass es nicht viel Aufwand braucht, um die Welt zu verbessern, solange sich nur viele Menschen daran beteiligen. Eins meiner Lieblingskapitel ist das von den "34 Millionen Freunden": Als die Bush-Regierung die Zuwendungen für den United Nations Populations Fund, der sich für Familienplanung und die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen einsetzt, um 34 Millionen Dollar gekürzt hat, riefen zwei Frauen dazu auf, einen Dollar an die UN zu schicken, um die Kürzung auszugleichen. Viele Menschen folgten dem Aufruf, sodass bis 2009, als Barack Obama die Zuwendungen wieder aufnahm, vier Millionen Dollar zusammenkamen.

Das Tolle ist, dass bei solchen Grassroots-Kampagnen nicht nur jeder mitmachen kann, sondern dass sie in der Regel auch mehr bewirken als Gesetze oder UN- bzw. Regierungskonferenzen. Kristof und WuDunn listen mehrere Möglichkeiten auf, wie man Frauen und Mädchen in Entwicklungsländern helfen kann. Mir gefällt zum Beispiel Givology sehr gut, denn dort kann man selbst entscheiden, wie viel man spenden möchte und an wen. Patenschaften sind aber auch ein guter Weg zu helfen. Die beiden Autoren träumen von einer weltweiten Bewegung, um die Diskriminierung zu überwinden. Schließlich hat die Welt auch den Sklavenhandel abgeschafft, da sollte es doch möglich sein, die Unterdrückung von Frauen ebenso zu ächten und hinter sich zu lassen.

Fazit: Half the Sky ist ein unglaublich wichtiges Buch, ein Buch, das wirklich jeder lesen sollte. Obwohl ich mich wirklich sehr für das Thema interessiere, habe ich viele neue Dinge erfahren. Das Buch ist wahnsinnig interessant und sehr lebendig geschrieben, sodass man schon ein Herz aus Stein haben muss, um davon nicht bewegt zu sein. Und wer weiß, wenn wir alle zusammenarbeiten, schaffen wir es vielleicht tatsächlich, die Unterdrückung von Frauen zu überwinden: "Before long, we will consider sex slavery, honor killings, and acid attacks as unfathomable as foot-binding. The question is how long that transformation will take and how many girls will be kidnapped into brothels before it is complete - and whether each of us will be part of that historic movement, or a bystander."

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