Books I've Read: Michael Chabon - Manhood for Amateurs


Als ich las, dass Michael Chabon ein neues Buch veröffentlicht (Telegraph Avenue) erfuhr ich auch, dass er bereits 2009 eine Sammlung autobiographischer Essays namens Manhood for Amateurs erschienen ist, was seinerzeit völlig an mir vorbei gegangen ist. Natürlich musste ich die Lektüre daher umgehend nachholen. Ein paar biographische Details waren mir schon bekannt, etwas dass er in Washington geboren ist und nach der Scheidung seiner Eltern mit Mutter und Bruder nach Columbia, Maryland zog, dass er seinen Debütroman als Abschlussarbeit seines Studiums geschrieben hatte, diese von seinem Professor an einen Verlag weitergegeben und prompt zu einem Bestseller wurde und dass er mit seiner zweiten Frau, der Juristin und Schriftstellerin Ayelet Waldman, und den vier gemeinsamen Kindern in Berkeley, Kalifornien lebt. Das ist mehr als ich über die meisten meiner anderen Lieblingsschriftsteller weiß, trotzdem interessierte mich, wie Chabon selbst sein Leben schildert.

Manhood for Amateurs ist wie gesagt keine klassische Autobiographie, sondern eine Sammlung kurzer, persönlicher Texte, die in acht verschiedene Gruppen unterteilt sind und in denen sich Chabon mit seinem Dasein als Vater, Ehemann, Sohn, Bruder und Nerd auseinandersetzt. Egal, welchem Thema er sich dabei zuwendet, die Essays sind immer geistreich und wunderbar geschrieben. Eins der ersten, "William and I", ist mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben. Darin erzählt Chabon, wie er mit einem seiner Söhne, der damals 20 Monate alt war, einkaufen gegangen ist und eine Frau in der Schlange zu ihm sagte, dass er ja so ein guter Vater sei. "The handy thing about being a father is that the historic standard is so pitifully low", schreibt Chabon, schließlich würde niemand zu einer Frau sagen, dass sie eine gute Mutter ist, nur weil sie ihr Kleinkind mit zum Einkaufen nimmt. Das hat mich an mein eigenes Umfeld erinnert, wo man (zumindest in der älteren Generation) schon als Bilderbuchvater gilt, wenn man Windeln wechseln kann.

Viele der Texte sind brüllend komisch, etwa "I feel good about my murse", in dem darüber schreibt, wie belastend es ist, dass Handtaschen für Männer uncool sind (ich hatte ja keine Ahnung!). Dadurch sind die Herren gezwungen, sämtliche persönliche Gegenstände wie Schlüssel, Portemonnaie, Handy etc. in die Taschen zu stecken, was höchst unbequem ist. Zunächst wich Chabon auf Jacken mit vielen Taschen aus, dann auf die Windeltaschen seiner Kinder, bis diese trocken waren, bevor eine Freundin ihm schließlich eine coole murse (man purse) besorgt. Mittlerweile schämt er sich auch nicht mehr dafür, sie zu tragen. Teilweise sind seine Essays aber auch sehr nachdenklich, wie "Tactics of Wonder and Loss", in dem er davon erzählt, wie er von Reise nach Arkansas zurückkehrt und erfährt, dass seine Frau, die unter eine bipolaren Störung leidet, sich in der Nacht zuvor fast das Leben genommen hätte.

Fazit: Manhood for Amateurs ist ein höchst unterhaltsamer Einblick in die männliche Psyche und darüber hinaus eine Liebeserklärung an die Familie. Schwer zu empfehlen.

Kommentare

  1. na ja, ich hab manchmal noch mehr in den Hosentaschen - also Geldbeutel, Schlüssel und Handy sind ja Standard-Ausrüstung. Und ich greif einmal vor dem weggehen auf die Taschen und weiß, ob ich alles habe. Liebe Grüße!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen