Books I've Read: Robert Graves - Claudius the God


Nachdem mir Robert Graves' I, Claudius so außerordentlich gut gefallen hat, war natürlich klar, dass ich die Fortsetzung Claudius the God umgehend hinterher schieben muss. Schließlich hat der erste Teil auf einem ziemlichen Cliffhanger geendet - wofür Claudius sich auch prompt entschuldigt, da sich so etwas für einen Historiker (der er ja war) nicht gehört. Wir erinnern uns: Nachdem sich die Mitglieder der julisch-claudische Familie im Kampf um den Kaiserthron gegenseitig ausgelöscht haben und der wahnsinnige Caligula von einer Gruppe Offiziere in Stücke gehackt wurde, wird Claudius als letztes, erwachsenes, männliches Mitglied der kaiserlichen Familie plötzlich zum Imperator gekürt. Das überrascht niemanden mehr als ihn selbst; schließlich war er aufgrund seiner Behinderungen sein ganzes Leben lang verspottet und gezwungen worden, sich weitgehend aus der Öffentlichkeit herauszuhalten.

Nun steht Claudius mit Anfang 50 plötzlich im Rampenlicht. Ironischerweise drehen sich die ersten Kapitel jedoch nicht um ihn, sondern um Claudius' Kindheitsfreund Herod Agrippa, der durch seine gute Beziehung zu Tiberius und Caligula zum König im Nahen Osten wird. Herod Agrippa ist maßgeblich daran beteiligt, dass Claudius die Kaiserwürde annimmt. In Claudius' ersten Amtsjahren dient er ihm immer wieder als Berater, bis er sich schließlich von seinem alten Freund abwendet, da er sich selbst für den Messias hält. Daneben geht es vor allem um Claudius' Ehe zu seiner dritten Frau Messalina. Messalina, die bei der Hochzeit erst 15 Jahre alt war und damit 35 Jahre jünger als Claudius, ist dessen große Liebe. Die beiden haben auch zwei gemeinsame Kinder, Octavia und Britannicus. Claudius ist so blind vor Liebe, dass er Messalina viele Aufgaben überträgt und ihr praktisch blind vertraut. Was er nicht weiß ist, dass Messalina eine Nymphomanin ist, die ihn nach Strich und Faden betrügt.

Claudius the God ist im Vergleich zu seinem Vorgänger nicht ganz so sensational, wenn man so will, schließlich ist seine Familie fast komplett verstorben und mit Intrigen und Giftmorden ist es (zunächst) vorbei. Tatsächlich ist Claudius als Kaiser sehr erfolgreich, auch wenn er eigentlich die Republik wieder herstellen will, es aber doch immer wieder aufschiebt. So baut er mehrere große Aquädukte und einen winterfesten Hafen in Ostia und er marschiert er in Britannien ein (nachdem er an einer siegreichen Schlacht teilgenommen hat und seinen Triumph bekommen hat, zieht er sich jedoch wieder zurück). Obwohl das Buch im ersten Teil manchmal fast bürokratisch ist, wenn Claudius seinen Tagesablauf beschreibt  -er nimmt hauptsächlich an Prozessen teil, wo er sich als gnadenloser Richter entpuppt - ist es häufig auch sehr witzig. Das liegt vor allem am Lebemann Herod Agrippa, der überhaupt nicht mit Geld umgehen kann und sich auf recht findige Art und Weise immer wieder Darlehen beschafft. Aber auch Claudius selbst (beziehungsweise Autor Graves) sorgt mit seinem recht spröden Humor für Unterhaltung.

Im letzten Teil nimmt der Roman jedoch seine tragische Wendung, als Claudius von der Untreue seiner Frau erfährt. Danach verliert er jeglichen Lebensmut und ordnet sich völlig seiner vierten Frau und Nichte Agrippina und deren Sohn Nero unter - auch weil er dank einer Prophezeiung der Sibylle weiß, dass sein Nachfolger wie Tiberius und Claudius eine Terrorherrschaft führen und den Untergang der julisch-claudischen Dynastie besiegeln wird. Claudius the God (der gegen seinen Willen am Ende tatsächlich als Gott verehrt wird) endet damit, dass Claudius auf seinen Tod wartet, der gemäß einer weiteren Prophezeiung bald eintreten soll. Als Epilog dienen drei Originaltexte von Sueton, Tacitus und Cassio Dio, die Claudius' Tod beschreiben (er wurde wahrscheinlich von seiner Frau Agrippina vergiftet, die ihren Sohn Nero auf den Thron bringen wollte) und eine nach heutigen Maßstäben nicht mehr ganz so lustige Satire von Seneca über Claudius' Ende in der Hölle.

Man mag kaum glauben, dass Graves die Bücher angeblich nur um des lieben Geldes willen geschrieben hat, da sie so sprachgewandt, so lebendig, so intelligent und vor allem so unterhaltsam und packend sind. Daneben habe ich unglaublich viel über die römische Geschichte gelernt, zumindest was die julisch-claudische Dynastie betrifft. Ich habe noch nicht viele historische Romane gelesen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es stimmt, dass dies die bahnbrechenden Meisterwerke des Genres sind, als die sie oft bezeichnet werden. Der einzige Wermutstropfen ist, dass ich die Figur des Claudius trotz all seiner Fehler und Schwächen sehr vermissen werde.

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