Movie Night: A Damsel in Distress



A Damsel in Distress von 1937 ist einer von diesen Filmen, die in die Kategorie "Zu schön, um wahr zu sein" fallen: Die Hauptrolle spielt Fred Astaire, die Songs stammen von den Gershwin-Brüdern und die Geschichte basiert auf einem Roman von niemand anderem als P.G. Wodehouse, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat. Nun habe ich schon genug Musicals gesehen um zu wissen, dass die Beteiligung mehrerer Genies nicht automatisch in einem genialen Film endet, aber es hat mich doch neugierig gemacht. Zumal A Damsel in Distress Fred Astaires erster von nur zwei RKO-Filmen ohne Ginger Rogers ist. Es ist auch das vorletzte Filmmusical von George Gershwin, der sich für die Adaption stark gemacht hatte, aber während der Dreharbeiten an einem Gehirntumor starb.

Die Story basiert lose auf Wodehouses gleichnamigem Roman, der - wie könnte es anders sein - auf dem englischen Adelssitz Tottney Castle spielt. Die Tochter des Hausherrn, Lady Alyce Marshmorton, ist im heiratsfähigem Alter, sodass das Personal Wetten auf den zukünftigen Ehemann abschließt. Während Chefbutler Keggs (Reginald Gardiner) auf Alyces Cousin, den Swing-liebenden Reggie (Ray Noble) setzt, wettet der junge Page Albert (Harry Watson), dass eine unbekannte Person, der geheimnisvolle "Mr. X", das Rennen macht - weiß Albert durchs Lauschen doch, dass Lady Alyce (die 19-jährige Joan Fontaine) in einen Amerikaner verliebt ist, den sie in der Schweiz kennengelernt hat. Alyce büxt nach London aus, nicht ohne Keggs als Aufpasser. Um ihm zu entkommen, hüpft sie in ein fremdes Taxi, in dem - oh, welch ein Zufall - Musicalstar Jerry Halliday (Astaire) sitzt. Dank den Bemühungen seines Agenten George (George Burns) und Sekretärin Gracie (Gracie Allen) hat Halliday den Ruf eines Womanizers - sehr zu seinem Missfallen. Doch während das halbe weibliche London Halliday zu Füßen liegt, hat Alyce natürlich keinen blassen Schimmer, wer da mit ihr im Taxi sitzt. Jerry ist sofort Feuer und Flamme für die Grafentochter und denkt - dank eines anonymen Briefs von Page Albert - dass er der Amerikaner ist, in den Alyce verliebt ist. Missverständnisse ahoi!

Ihr ahnt schon, dass es mit der Originalität in A Damsel in Distress nicht weit her ist. Das Drehbuch ist auch nicht mal ansatzweise so komisch wie Wodehouses Geschichten von Jeeves und Wooster, aber zumindest stellenweise ganz unterhaltsam. Das ist vor allem der herrlich einfältigen Gracie Allen und ihren Diskussionen mit Co-Sidekick George Burns zu verdanken, die übrigens im wahren Leben verheiratet waren. Eine Überraschung ist Montagu Love als erstaunlich bodenständiger Lord Marshmorton, der die Shenanigans um sich herum ziemlich gelassen nimmt. Doch auch wenn die Szenen mit Love Gold sind, ändert das leider wenig an der Vorhersehbarkeit der Geschichte und stereotypen Figuren wie Aunt Caroline (Constance Collier), der strengen Schwester des Lords, die permanent Angst vor einem Skandal hat. Hinzukommt, dass Lady Alyce, trotz Fontaines charmanter Darstellung, unglaublich farblos ist.

Aber wie so oft sind es natürlich die Songs und Tänze, die den Reiz des Films ausmachen. Bei "I Can't Be Bothered Now" steppt Astaire auf mitten auf Londons Straßen, nur um am Ende auf einen fahrenden Bus aufzuspringen und so der Polizei zu entkommen. Bei "Things Are Looking Up" hüpft er mit Fontaine durch den Schlossgarten, was geradezu bezaubernd putzig ist, auch wenn Regisseur George Stevens damit in erster Linie kaschieren wollte, dass Fontaine überhaupt nicht tanzen kann. Daneben ist A Damsel in Distress Premiere für zwei Gershwin-Standards: Das wunderbare "A Foggy Day", von Astaire solo gesungen, sowie mein zweitliebstes Gershwin-Stück "Nice Work If You Can Get It", inklusive einer fantastische Solo-Nummer von Astaire (siehe oben), in der er Tanz und Schlagzeugspiel verbindet (ähnlich wie später in "Drum Crazy"). Ein weiterer Höhepunkt ist "Stiff Upper Lip", gesungen von Allen, bei der Astaire, Allen und Burns durch ein Funhouse inklusive Rutschen, Liebestunnel und Spiegelkabinett tanzen - für mich die schönste Trionummer jenseits von Singin' in the Rain.

Fazit: Auch wenn A Damsel in Distress ziemlich vorsehbar ist, handelt es sich um ein nette Musicalkomödie mit erstklassigen Songs und Tanznummern.


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