Records of the Month: Gold Fever/Fortune/With Light and With Love

little hurricane - Gold Fever




little hurricane waren 2011 für mich eine der Überraschungen des Jahres. Zu einer Zeit, wo plötzlich jede Band in Richtung Elektro zu gehen schien, war es sehr erfrischend, ein Duo zu hören, dass den guten alten Blues spielte. Gitarre, Drums, gelegentlich noch ein Mandoline - hier war weniger wirklich mehr. Nach drei langen Jahren des Wartens brachten Tone und CC jetzt ihr zweites Album Gold Fever heraus, das sich immer noch auf den Blues konzentriert, aber auch einige Weiterentwicklungen zu bieten hat. "Boiling Water" etwa ist ein ruhigeres Stück mit Brass Section, das ein bisschen an Lucero erinnert, "Sorry Son" beginnt mit einem pizzicato-Teil der Streicher, bevor CC mit dem Schlagzeug dazustößt. Erst im letzten Teil des Songs tritt dann auch die Gitarre kurzzeitig in der Vordergrund. Dennoch wissen little hurricane natürlich, wie man richtig schön rockt. "Summer Air" und "Grand Canyon" erinnern an den Dirty Blues des Debüts, die erste Single "Sheep in Wolves Clothes" ist ein griffiger Song, bei dem Tempo und Laustärke wie die Wellen des Meeres an- und abschwillen. Einer meiner Lieblingssongs ist "Superblues", der hier zwar etwas wuchtiger geraten ist als die Versionen, die in den letzten Jahren ihren Runden durch das Netz gemacht haben, aber immer noch über einen unwiderstehliche Refrain verfügt, bei dem sich schwere Gitarren und prägnante Lyrics paaren: If you love someone you gotta mean it.

Fazit: Auch wenn mir manchmal ein wenig der rohe Charme ihres Debüts homewrecker fehlt, handelt es sich bei Gold Fever um einen würdigen, abwechslungsreichen Nachfolger mit tollen Arrangements.



Black Prairie - Fortune



Black Prairie: Mit ihrer eigenwilligen Mischung aus Bluegrass, Folk, Country und europäischer Volksmusik hat sich die Gruppe, die als Nebenprojekt einiger Decemberists-Mitglieder begann, zu einer der interessantesten Bands aus dem amerikanischen Nordwesten entwickelt. Nicht nur ist es völlig unmöglich, Black Prairie in irgendeine Schublade zu stecken, auch ihre Alben unterscheiden sich alle deutlich. Bereits auf dem vorzüglichen zweiten Werk A Tear in the Eye Is a Wound in the Heart hatte die zuvor eher instrumental orientierte Band begonnen, den Gesang von Annalisa Tornfelt mehr in den Mittelpunkt zu stellen, und Fortune lebt erst recht von ihrer sanften Stimme. Überhaupt ist das Album generell eher sanfter ausgefallen und nicht ganz so ungestüm wie die Vorgänger. Black Prairie orientieren sich hier an Folk, Pop und Country, aber ohne ihren vielseitigen Einflüsse zu vernachlässigen. Zu den Höhepunkten zählen das liebliche "If I Knew You Then", das wilde "Trask" und der üppige Titeltrack, bei dem sich wuchtige Drums und Gitarren unter anderem mit leichten Mandolinen- und Akkordeonparts sowie stechendem Gefidel abwechseln.

Fazit: A Tear in the Eye... ist zwar nach wie vor mein unangefochtener Favorit, aber auch bei Fortune handelt es sich um ein sehr buntes und einfallsreiches Album von äußerst fähigen Musikern, denen man einfach gerne zuhört.


Woods - With Light and With Love


 

Mit ihrem letzten Album Bend Beyond haben sich Woods schnell einen Platz in meinem Herzen erspielt; dementsprechend gespannt war ich auf das neueste Werk der Retrorocker. Auch auf With Light and With Love paaren die New Yorker wieder Sixties-Pop und Folk mit Seventies-Rock, wenngleich der Rock-Anteil diesmal noch etwas geringer ist, von dem neunminütigen Titelsong und seinem ausgedehnten Gitarrenteil mal abgesehen. "Full Moon" bietet sonnigen California-Twang, "Shepherd" geht mit seiner bezaubernden Steel Guitar eher in Richtung Country, "Leaves Like Grass" verbindet lässiges Gitarrenspiel mit saftigem Orgelsound. Zusammengehalten wird das alles von Jeremy Earls charakteristisch hohem Gesang. Mein absoluter Favorit ist "Moving to the Left" mit seinem markanten Bassmotiv, Sägen-Intermezzo und der fließenden Melodie des Refrains. Unwiderstehlich.


Fazit: Auch wenn sich Woods stark an der Vergangenheit orientieren, ist With Light and With Love alles andere als abgestanden, sondern so frisch und sonnig und verheißungsvoll wie der Frühling. Ein großartiges Album.



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