Movie Night: Shall We Dance



Fred and Ginger, die Zweite: Shall We Dance von 1937 war bereits der siebte von zehn gemeinsamen Astaire-Rogers-Filmen, und der erste, bei dem die Einnahmen hinter den Erwartungen zurückblieben und der daher langsam das Ende der Partnerschaft vorzeichnete. Aber auch wenn Shall We Dance an den Kinokassen nicht so erfolgreich war wie seine Vorgänger, ist er heute einer der bekanntesten Filme des Duos. Das dürfte vor allem an der Musik liegen, die von niemand anderen als den Gershwins stammt.

Die Geschichte kann es jedenfalls nicht sein, die Shall We Dance zum Klassiker macht: Astaire spielt hier den Balletttänzer Peter P. Peters, besser bekannt als vermeintlicher Russe "Petrov", der seine Leidenschaft für den Jazz entdeckt - zum Entsetzen von Jeffrey Baird (Edward Everett Horton), dem das Ballettensemble gehört. Zudem fällt Petrov auch noch ein Daumenkino (!) mit Bildern von Stepptänzerin Linda Keene (Rogers) in die Hände, woraufhin er sich prompt in sie verliebt. Linda - die sich per Heirat mit dem reichen Jim Montgomery aus dem Showbiz zurückziehen will - kann Petrov zunächst gar nicht ausstehen, aber auf der gemeinsamen Überfahrt von Paris nach New York kommen sich die beiden näher. So nahe, dass sämtliche Klatschzeitungen bald das Gerücht verbreiten, Petrov und Linda seien heimlich verheiratet und Linda überdies schwanger. Das ist natürlich nur der Anfang in einer ganzen Reihen von Missverständnissen, die dem unvermeidlichen Happy End vorausgehen.

Manchmal möchte man sich da schon an den Kopf fassen, vor allem wenn die afroamerikanischen Arbeiter den klinisch sauberen Maschinenraum reinigen, während sie gleichzeitig in einer Jazzband musizieren. Von den protzigen Hotelsuiten und Nachthemden, die jeder Abendgarderobe Konkurrenz machen, fange ich hier jetzt gar nicht an. Doch auch wenn Shall We Dance oftmals himmelschreiend abstrus ist, gibt es immer noch viele enorm unterhaltsame Szenen. Als Petrov etwa Linda den völlig abgehobenen Russen vorspielt, habe ich vor Lachen fast am Boden gelegen. "Tweest! Tweest!" Im Gegensatz zu Top Hat gibt es allerdings auch relativ viele Witze, die ins Leere laufen oder einem bestenfalls ein Schmunzeln entlocken. Ansonsten gibt es jedoch so einiges, dass die beiden Filme verbindet: Die Regie übernahm auch hier Mark Sandrich, Edward Everett Horton spielt erneut den trotteligen Sidekick (dem mit Jerome Cowan als Lindas Manager ein ähnlich unterhaltsamer, wenn auch cleverer Gegenpart zur Seite gestellt wird), und Eric Blore sorgt als eigensinniger, englischer Bediensteter wieder für so manchen Running Gag.

Aber das ist natürlich alles nichts im Vergleich zur Musik: Shall We Dance hat einige der besten Gershwin-Songs zu bieten, darunter "They All Laughed", ""They Can't Take That Away From Me" und meinen absoluten Gershwin-Favoriten "Let's Call The Whole Thing Off" (siehe oben). Letzteres ist auch die bekannteste Szene des Films, in der Astaire und Rogers auf Rollschuhen durch den Central Park tanzen. Gibt es eigentlich irgendetwas, was die beiden nicht können? "They All Laughed" schließt sich zudem ein wunderbarer Instrumentalteil an, in dem George Gershwin klassische Musik und Jazz miteinander verbindet. Großes Finale ist das Ballett mit einem Auftritt der sehr elastischen Ballerina Harriet Hoctor. Die Tänze von Astaire und Rogers sind nicht ganz so atemberaubend wie "Cheek to Cheek", aber die Stilmischung ist durchaus interessant, auch wenn man Astaire die Primaballerina nicht so ganz abnimmt. Dazu ist er viel zu sehr im Tap zuhause. Seine beste Solonummer ist "Slap That Bass", in der er zu den Geräuschen der Schiffsmotoren tanzt. Generell ist die Choreographie hier eher auf Komik ausgelegt. Tatsächlich macht es wahnsinnig viel Spaß, Astaire und Rogers zuzusehen, deren Chemie mal wieder unvergleichlich ist.

Fazit: Auch wenn Shall We Dance nicht ganz so gut ist wie Top Hat handelt es sich um einen unterhaltsamen Film mit erstklassigen Darstellern und einem überragenden Soundtrack.

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