Records of the Month: Rosanne Cash/Sharon Jones/Damien Jurado

Rosanne Cash - The River & The Thread



Obwohl ich ein großer Fan von Johnny Cash bin, habe ich mir nie die Alben seiner Tochter Rosanne angehört, vielleicht weil ich Eltern und Kind unweigerlich vergleiche und das "Kind" dann meist den kürzeren zieht. Die vielen sehr postiven Kritiken haben mich dann doch neugierig auf Cashs neues Album gemacht und was soll ich sagen: Meine Befürchtungen haben sich als unbegründet erwiesen, denn The River & The Thread ist ein ganz vorzügliches Album. Es ist sogar so gut, dass ich beim Hören nicht einmal an Johnny Cash gedacht habe, obwohl ihr musikalisches Erbe überdeutlich wird. Für The River & The Thread hat Cash sich nämlich von ihren Reisen durch den amerikanischen Süden inspieren lassen. Doch obwohl das Album durch und durch Americana ist, ist es etwas ganz eigenständiges. Die Musik ist mal moderner, mal traditioneller - wie Cashs Geschichten, die sowohl von der Gegenwart erzählen als auch tief in die Vergangenheit zurückreichen. Für mich The River & The Thread das erste große Countryalbum des Jahres, typisch und einzigartig zugleich.



Sharon Jones & The Dap-Kings - Give The People What They Want


Give the People What They Want hatte bereits im letzten Jahr erscheinen sollen, doch dann wurde bei Sängerin Sharon Jones Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt, den sie glücklicherweise überlebte. So können wir uns gleich doppelt über ihr neues Album freuen, auf dem Sharon Jones und ihre Band die Dap-Kings das machen, was sie am besten können: Grooven bis die Schwarte kracht. Auch People ist wieder ein herrlich altmodisches Soulalbum, das auch in den Siebzigern hätte erscheinen können. Es ist stürmisch, es ist sexy, und es hat eine Sängerin, die alles in Grund und Boden singen kann. Auch wenn ich I Learned The Hard Way noch ein klein wenig lieber mag, ist Sharon Jones mal wieder ein unwiderstehliches Album gelungen.



Damien Jurado - Brothers and Sisters of the Eternal Son


Mit dem Gros von Damien Jurados umfangreicher Diskographie bin ich immer noch erschreckend unvertraut, aber seine letzten beiden Alben Saint Bartlett und Maraqopa haben mir sehr gefallen, sodass ich mir natürlich auch Brothers and Sisters of the Eternal Son anhören musste. Obwohl das Werk bereits die dritte Zusammenarbeit von Jurado mit Produzent Richard Swift ist, ist es doch ganz anders als die oben genannten Vorgänger. In gewisser Weise macht Jurado hier den Father John Misty und lässt in seiner Musik den Laurel Canyon der Siebzigerjahre wieder auferstehen, auch wenn er es anders umsetzt als sein Co-Seattler. Die Songs auf Brothers haben merkwürdige Namen wie "Silver Timothy", "Silver Donna" oder "Silver Malcolm" und überhaupt eine unwirkliche Qualität. Manchmal verfügen sie über üppige, psychedelisch angehauchte Arrangements, manchmal handelt es sich um schlichten Folk. Das ist alles sehr rätselhaft - und ungeheuer faszinierend.


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