Heavy Rotation: Lady Lamb the Beekeeper - Ripely Pine


Musik ist schon eine fantastische Sache, wie ich neulich wieder feststellen durfte. Neben meinen Januar-Favoriten wollte ich noch etwas anderes hören, doch ich wusste nicht was. Also scrollte ich durch meine Last.fm-Empfehlungen, wo ich auf den Namen "Lady Lamb the Beekeeper" stieß. Ich meinte, irgendwo schon einmal was Positives über die junge Frau mit dem ungewöhnlichen Pseudonym gehört zu haben, also versuchte ich es mit ihrem Album Ripely Pine. Lange Rede, kurzer Sinn: Es war genau das, was ich gebraucht habe.

Lady Lamb the Beekeeper ist der Künstlername der erst 24-jährigen Aly Spaltro. Die Songs ihres Debüts Ripely Pine entstanden über einen Zeitraum von vier Jahren. Damals arbeitete Spaltro in der Nachmittagsschicht einer DVD-Handlung in Brunswick, Maine, wo sie jedes Mal nach Feierabend an ihrer Musik arbeitete. Wer sich das Ergebnis anhört, würde kaum auf die Idee kommen, dass es sich hier um ein Erstlingswerk handelt, da es einfach so ausgeklügelt, kühn und ambitioniert ist. Aber vielleicht ist es ja auch gerade diese fast jugendliche Unvoreingenommenheit, die das Album erst so außergewöhnlich macht.

Die meisten Songs auf Ripely Pine sind lang, fünf oder sechs oder sieben Minuten, wobei das Wort "Song" ihnen kaum gerecht wird. Eher handelt es sich um kleine, musikalische Erzählungen, die von einer Stimmung zur nächsten wandern. Man nehme nur den Opener "Hair to the Ferris Wheel": "Love is selfish/love goes tick tock tick/and love knows Jesus/apples and oranges" singt Spaltro sehnsüchtig, von kaum mehr als ihrer E-Gitarre begleitet, bevor das Stück im zweiten Teil an Fahrt aufnimmt. Was gerade noch verträumt daher kam, klingt plötzlich energisch, fast wütend - nur um dann doch wieder in die Ausgangsstimmung zurückzukehren. "Crane Your Neck" beginnt in einem schlichten, erzählerischen Ton, doch dann scheint der Schmerz dahinter geradezu übermächtig zu werden und Spaltro singt sich die Seele aus dem Leib, bevor auch hier das Tempo anzieht und das Lied zu einer tanzbaren Indie-Rock-Nummer wird.

Auch die anderen Songs auf Ripely Pine sind allesamt hervorragend, sei es krachende Bird Balloons, die Folknummern Florence Berlin und Regarding Ascending the Stairs oder das muntere, bläserverstärkte Aubergine. Weitere Favoriten sind das traurige, aber nicht hoffungslose The Nothing, Pt. 2 mit Hand-Clapping und Chorgesang sowie Rooftop mit seiner rockigen Grundstruktur, die sich mit teils freakfolkigen Arrangements paart. Und über allem thront Spaltros volle, sehr reife Stimme.

Ich könnte den Lobgesang noch stundenlang weiterführen, aber es reicht wahrscheinlich wenn ich sage, dass Ripely Pine in meinen Augen perfekt ist. Das Album ist voller Überraschungen und auf so vielen Ebenen befriedigend, wie es schon länger nicht erlebt habe. Ich freue mich auf viele weitere Werke dieser wunderbaren Künstlerin.

Kommentare