Records of the Month: Joe Pug - Windfall und Lady Lamb - After

Es ist der erste April und der erste Schwung der Frühjahrsneuerscheinungen ist durch. Natürlich bin ich mal wieder ein wenig im Verzug mit dem Hören, was allerdings auch daran liegt, dass manche Alben so gut waren, dass ich sie mir immer und immer wieder anhören wollte. Besonders schön ist, dass so viele meiner Lieblingskünstler in diesem Frühling neue Alben herausbringen, unter anderem auch Joe Pug und Lady Lamb.


Joe Pug - Windfall




Seit Jahren rede ich immer wieder davon, was für ein großartiger Musiker Joe Pug ist. Viel hat sich seitdem nicht getan: Er ist immer noch ziemlich unbekannt und eine Europa-Tour ist auch nicht in Sicht. In den USA tourte er jedoch sehr regelmäßig, mit dem Ergebnis, dass er Ende 2013 ziemlich ausgebrannt und kurz davor war, die Musik aufzugeben. Glücklicherweise ist es nicht soweit gekommen, sodass mit Windfall jetzt sein inzwischen drittes Album erschienen ist.

Die Zweifel, die ihn zwischenzeitlich plagten, sind aber sehr präsent in den Songs, ebenso wie der Wille, durchzuhalten: "Bright beginnings often fade, precious few can keep the flame" heißt es im Opener, gefolgt "Don't back down yet, it will get brighter" in "Veteran Fighter". Der Schlüsselsong von Windfall ist aber wohl das finale "If It Still Can Be Found" mit seinem vagen Optimismus: "If it's not around this corner, it's around the next... and if it still can't be found it's probably for the best." Es spricht für Pugs Fähigkeiten als Songwriter, dass er solch oft diskutierten Themen in frische Metaphern umsetzen kann, sodass man das Gefühl hat, dass er der Erste ist, der darüber singt.

Musikalisch war sein Ansatz war diesmal eher "straightforward", wie Pug selbst sagt, ohne große Produktion. Tatsächlich besticht Windfall durch sein Live-Feeling, die zurückhaltenden Arrangements und den warmen Sound. Manchmal würde man sich zwar wünschen, dass er etwas mehr aus seiner Comfortzone zwischen Folk und Country herauskommt, aber insgesamt handelt es sich hier um zehn wunderbare Songs mit oft umwerfend schönen Melodien.





Lady Lamb - After



Vielleicht erinnert ihr euch noch, wie besessen ich letztes Jahr von Lady Lamb the Beekeepers Ripely Pine war. Mittlerweile sind gut zwölf Monate vergangen, Lady Lamb hat (leider) das "the Beekeeper" aufgegeben und der Nachfolger After ist erschienen. Abgesehen vom Namen hat sich aber nicht viel geändert: Lady Lamb (oder Aly Spaltro, wie sie in Wirklichkeit heißt) ist immer noch eine hochgradig experimentierfreudige Musikerin, die, obwohl sie erst 25 Jahre ist, eine erstaunliche Reife an den Tag legt.

Und ein starkes musikalisches Selbstbewusstsein: Spaltro weiß, was sie tut, und vereint all die unterschiedlichen Einflüsse zu Songs, die enorm abwechslungsreich sind und trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) oftmals viel Spaß machen. Der Opener "Vena Cava" etwa beginnt mit sonnigen E-Gitarren-Akkorden, bevor Spaltro und ihre Band richtig losrocken. "Violet Clementine" ist ein rauer Song, in dem das stürmisch Banjo am Anfang von einem sich wiederholenden Thema im Bass abgelöst wird. "Spat Out Spit" besteht anfangs fast nur aus Gesang und funkigen Drums, bevor ein Bläserchor einsetzt. Fast jeder Song durchläuft mehrere verschiedene Phasen, von denen einer interessanter ist als die andere. Mein Favorit ist "Penny Licks", dessen Anfang an Spaltros Lo-Fi-Zeiten erinnert. Nach einem erst von Bass und dann von Gitarren dominierten Teil nimmt der Song an Fahrt auf, bis schließlich ein poppiger Refrain einsetzt: "We will crane our necks, we do not wish to make a baby, we will crane our necks, we were not built to raise this city up."

Auch die Texte von Lady Lamb sind beeindruckend: Manchmal sind sie berührend wie in "Sunday Shoes", in dem sie sich mit dem Tod ihrer Schwester auseinandersetzt, dann wieder herrlich abgedreht wie im überschäumenden "Billions of Eyes": "I could tell the story of how my great grandmother's sister was seemed a saint, how they exhumed her body after years of being buried and they found she even hadn't even begun to sully, so they moved her again straight into the Vatican." Alles in allem handelt es sich bei After um ein fantastisches Album, das man wahrscheinlich tausend Mal hören kann ohne dass einem jemals langweilig damit wird.





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