Movie Night: Holiday



Wer mich kennt, weiß, dass einer meiner absoluten Lieblingsfilme The Philadelphia Story ist. Bereits zwei Jahre zuvor, 1938, erschien jedoch Holiday, der so einiges mit The Philadelphia Story gemeinsam hat (wenn auch leider nicht James Stewart): Die Hauptrollen spielen Cary Grant und Katharine Hepburn, Regie führte George Cukor und der Film basiert auf einem Theaterstück von Philip Barry, das Donald Ogden Stewart für die Leinwand adaptiert hat. Bei Holiday handelt es sich jedoch nicht nur um eine Theateradaption, sondern auch um ein Remake des gleichnamigen Films von 1930, der heute allerdings nahezu vergessen ist. Interessant ist aber, dass Edward Everett Horton sowohl in der Version von 1930 als auch in der von 1938 die Rolle als Nick Potter übernahm (weil er einfach jeden Film besser macht).

Eine weitere Ähnlichkeit zu The Philadelphia Story ist, dass Holiday in der amerikanischen Upper Class spielt. Zu seinem Erstaunen nämlich erfährt Johnny Case (Cary Grant), dass es sich bei seiner Urlaubsbekanntschaft Julia Seton (Doris Nolan) um die Tochter des wohlhabenden Bankers Edward Seton (Henry Kolker) handelt. Obwohl Johnny und Julia während der Ferien in Lake Placid nur wenige Tage miteinander verbracht haben und sich kaum kennen, wollen sie heiraten. Im Haus der Familie an der Fifth Avenue lernt Johnny auch Julias Geschwister kennen: den depressiven und alkoholkranken Ned (Lew Ayres) und die unkonventionelle Linda (Katharine Hepburn). Doch obwohl Johnny und Linda sofort auf einer Wellenlänge liegen, ist Johnny fest entschlossen, Julia zu heiraten. Mit großer Mühe versucht er den alten Seton von seinen Fähigkeiten zu überzeugen, was nicht ganz leicht ist, schließlich ist er ein Waisenjunge aus Baltimore, der sich mit Gelegenheitsjobs ein Studium in Harvard ermöglicht hat, und der bei seinen elterlichen Freunden, dem etwas zerstreuten Professor Nick Potter (Horton) und dessen Frau Susan (Jean Dixon) lebt. Schließlich erteilt Julias Vater der Verbindung seinen Segen, doch das ist erst der Anfang der Probleme: Während Seton und auch Julia sich in der Oberklasse ziemlich wohl fühlen, hat Johnny wenig für materielle Dinge übrig. Er arbeitet eigentlich nur, um sich einen ausgedehnten Urlaub zu ermöglichen, gemäß seiner Philosophie "retire young, work old" (siehe oben).

Nun muss man kein Hellseher zu sein, um zu ahnen, dass das ganze auf eine Romanze zwischen Johnny und Linda hinausläuft. Der Weg dorthin ist allerdings wunderbar anzusehen, denn Grant und Hepburn haben nicht nur eine großartige Chemie, ihre Dialoge sprühen nur so vor Wortwitz und Ironie, während Nolan hier die zickige Spaßbremse gibt. Mit die schönste Szene in Holiday ist, wenn Hepburn, Grant, Horton und Dixon ihre eigene Sub-Party veranstalten, die natürlich wesentlich unterhaltsamer ist als der Ball oder oberen Zehntausend. Dafür, dass der Film eigentlich eine romantische Komödie ist, hat er allerdings auch eine ganze Reihe ernster Szenen. Die tragische Figur ist Ned, der unter dem Druck seiner Vaters zerbrochen ist und Trost im Alkohol sucht. Auch Linda erntet immer wieder die Verachtung der Gesellschaft, weil sie nicht bereit ist, sich ihren Konventionen zu beugen.

So ist Holiday nicht nur eine großartige Screwball-Komödie, es ist auch ein Film, der durchaus zum Nachdenken anregt in dem das amerikanische Arbeitsethos zumindest teilweise in Frage stellt. Dass das so gut funktioniert ist natürlich auch den Schauspielern zu verdanken, die sowohl im komischen als auch im ernsten Fach eine starke Leistung abliefern, allen voran Hepburn, die hier zum einen sicherlich wieder ihre Paraderolle als selbstbewusste, unabhängige Frau spielt, aber auch der Verzweiflung ihrer Figur Raum gibt. Grant überzeugt sowohl als Clown vom Dienst als auch als nachdenklicher junger Mann, und Doris Nolan vermittelt glaubhaft, warum Case sich in Julia verliebt hat, bevor diese ihre versnobte Ader offenbart. Außerdem ist es eine helle Freude Edward Everett Horton und Jean Dixon zuzusehen, während Ayres' Ned einem einfach nur leid tun kann. Holiday ist eindeutig ein Film, der von seinen Dialogen und seinen Figuren lebt, die Cukor wunderbar geführt werden.

Fazit: Eine großartige Ensemble-Komödie mit ernsten Seiten.


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