Movie Night: Roberta



Hallo, dieser Blog existiert noch. Ich hatte nur einige turbulente Wochen, in denen ich unter anderem nach einem neuen Auto suchen musste. Anyway. Neulich Abend hatte ich endlich mal wieder Zeit für die nächste Runde Fred und Ginger. Diesmal: Roberta von 1935 (ihr merkt, dass ich mich dazu entschieden habe die verbleibenden Filme in chronologischer Reihenfolge anzusehen). Wir erinnern uns: Nachdem Fred und Ginger als Nebendarsteller in Flying Down to Rio allen Beteiligten inklusive Dolores Del Rio die Show gestohlen haben, hat RKO sie für The Gay Divorcee in den Hauptrollen besetzt und damit einen enormen Hit an den Kinokassen gelandet. Was ist nun die logische Schlussfolgerung des Studios für ihre dritte Zusammenarbeit? Richtig, Fred und Ginger wieder Nebenrollen zu geben. Well done, guys, well done.

Grundlage für Roberta ist wie so oft das gleichnamige Broadway-Musical, das wiederum auf einem Roman von Alice Duer Miller basiert. Wer allerdings glaubt, dass eine Romanadaption gehaltvoller ist als das übliche Wir-nehmen-ein-paar-Songs-und-basteln-eine-Geschichte-drumerhum den muss ich enttäuschen. Roberta begeht sogar die schlimmste aller Sünden, denn der Plot ist nicht nur dünn und vorhersehbar, er ist auch unglaublich langweilig. Die Geschichte beginnt mit dem Footballspieler John Kent (der sehr ansehnliche Randolph Scott), der seinen Freund Huck Haines (Astaire) aus unerfindlichen Gründen nach Frankreich begleitet. Dort sollten Huck und seine Band eigentlich im Club eines reichen Russen auftreten, der das Engagement jedoch cancelt als er merkt, dass es sich bei den "Wabash Indianians" gar nicht um Indianer (mit Federn und so) handelt. Die Truppe fährt nach Paris, wo Johns Tante Minnie (Helen Westley) lebt, die ein Modegeschäft namens "Roberta" betreibt. Chefdesignerin ist jedoch die junge Stephanie (Irene Dunne), die sich natürlich augenblicklich in John verguckt und umgekehrt. In genau jenem Bekleidungsgeschäft trifft Huck auf die hysterische Countess Sharwenka (Rogers), die sich als niemand anderes als sein childhood sweetheart Lizzie Gatz entpuppt. Ha! Schließlich stirbt Tante Minnie überraschend ohne ein Testament zu hinterlassen, sodass der Shop an John geht, was Stephanie natürlich gar nicht gefällt. Außerdem taucht dann auch noch John Ex-Freundin Sophie (Claire Dodd) auf, die nach seiner Erbschaft erneut Interesse an John hat. Irrungen, Wirrungen, das Übliche.

So lahm die Handlung zwischen Dunne und Scott auch ist, der Vorteil ist, dass sie die Storyline von Fred und Ginger ungeheuer aufwertet: Das ganze übliche Will-they-won't-they bleibt bei den Hauptfiguren, während Huck und Lizzie völlig entspannt und humorvoll miteinander umgehen können, fast so wie in Rio (nur das ihre Beziehung hier nicht kumpelhaft bleibt). Es ist so erfrischend, die beiden abseits des Schemas "Fred stalkt Ginger, Ginger zickt rum, die beiden verloben sich" zu erleben. Sie sind immer noch am Besten, wenn sie sich gegenseitig necken dürfen - gerade ihre erste Begegnung, bei der sich Huck über "Countess" Lizzie lustig macht, ist eins der Highlights des Films. Ganz abgesehen davon, dass Rogers eine herrliche falsche Russin abgibt (man beachte die Parallele zu Shall We Dance). Aber auch die Szenen, in denen Huck seinen Spott über die ätzende Sophie ergießt sind Gold wert.

Tänzerisch liegt Roberta noch einmal deutlich über Rio und Divorcee. Das absolute Highlight ist hier "I'll Be Hard to Handle", wo Astaire und Rogers nicht nur furios über die Tanzfläche steppen, sondern sogar eine regelrechte Unterhaltung nur mit ihren Füßen führen. Das alles sieht nicht nur kinderleicht aus, die beiden scheinen auch einen Mordsspaß an der Nummer zu haben, der sich unmittelbar auf den Zuschauer überträgt. Für die Musik ist hier wieder Jerome Kern zuständig, der in Zusammenarbeit mit Otto Harbach einige klasse Songs abliefert wie "I Won't Dance" oder "Smoke Gets In Your Eyes", auch wenn sie meiner Meinung nach nicht ganz so, na ja, perfekt sind wie die Lieder aus Swing Time. Was teilweise vielleicht auch daran liegt, dass mir Irene Dunnes Gesang zu opernhaft ist.

Ich kann mich nicht an einen Film erinnern, bei dem die Qualität so sehr schwankt wie bei Roberta. Scott und vor allem Dunne versuchen das Beste aus ihren Rollen zu machen, können jedoch nichts daran ändern, dass ihre Geschichte zäh wie Tapetenkleister ist. Sobald Fred und Ginger die Bühne betreten wird jedoch klar, dass die Autoren sehr wohl imstande sind, launige Dialoge zu produzieren, die durch die besondere Chemie zwischen Astaire und Rogers natürlich noch einmal besonders funkeln.

Fazit: Die Szenen mit Fred und Ginger sind klasse, der Rest... not so much.


P.S. Mein neues Auto ist übrigens sehr rot. Dreimal dürft ihr raten wie es heißt?!

P.P.S. Hach:



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