Gee, that was swell: Roger McGuinn @ Rosenhof



Ich kann nicht behaupten, dass ich ein Fan von den Byrds bin. Ich habe zwar ihre wichtigsten Alben, aber besonders häufig habe ich mir sie nicht angehört. Als Kind allerdings ist mir ihre Musik so oft vorgespielt worden, dass sie gefühlt schon in meine DNA übergegangen ist. Als ich daher die Einladung bekam, mir Roger McGuinn anzusehen, war ich schon ziemlich interessiert. Und wann spielt eine veritable Musiklegende schon einmal quasi vor der eigenen Haustür?

Den Abend eröffnet McGuinn passenderweise mit dem Dylan-Klassiker "My Back Pages": "I was so much older then, I'm younger than that now" - tatsächlich wirkt der 72-Jährige ziemlich frisch und entspannt. Er eröffne seine Konzerte meist mit "My Back Pages", weil er die Leute durch eben jene führe, erzählt McGuinn. Dementsprechend wirkt dieser Abend wie eine kleine Retrospektive. McGuinn spielt die großen Byrds-Titel (inklusive vieler Dylan-Interpretationen), Solosachen und covert Folksongs, wie er es seit einiger Zeit im Internet tut. Außerdem plaudert er über seine Karriere, über seine Freundschaft mit Dylan und Tom Petty (seufz!) und über das Songschreiben. Er erzählt von seinen Anfängen als Songschreiber für Bobby Darin, wie er Folksongs mit einem "Beatle-Beat" aufpoliert hat (was in New York gar nicht gut ankam), wie er Gene Clark und David Crosby kennengelernt hat und wie die Byrds das Licht der Welt erblickten - der Rest ist Musikgeschichte. Und natürlich taucht immer wieder Bob Dylan auf. McGuinn erzählt, wie er bei "You Ain't Goin' Nowhere" zwei Worte vertauscht hat, was His Bobness in einer zweiten Version des Songs prompt aufgreift: "Pack up your money, put up your tent, McGuinn" - nun weiß ich endlich, was es damit auf sich hat.

Roger McGuinn ist ein großartiger Geschichtenerzähler, dem man stundenlang zuhören könnte, aber dann ist da natürlich noch die Musik. Zu meiner Überraschung kenne ich sogar die meisten Titel; meine Favoriten abseits der Dylan-Cover sind "Just a Season", "Chestnut Mare", "Turn! Turn! Turn!", "St. James Infirmary Blues" sowie die famose Solo-Akustik-Version von "Eight Miles High". Außerdem habe ich mich gefreut, dass er "Pretty Boy Floyd" gespielt hat, ein Woody-Guthrie-Cover, das die Byrds seinerzeit für ihr Countryalbum Sweetheart of the Rodeo aufgenommen haben. Die meiste Zeit spielt McGuinn auf einer sieben(!)saitigen Akustikgitarre, aber er hat auch seine zwölfsaitige Rickenbacker dabei, die den Klang der Byrds so geprägt hat, vor allem bei "Mr. Tambourine Man." Als Teenager hat der Song oft für Diskussionen zwischen mir und meinem Vater gesorgt, weil er die Byrds-Version bevorzugte während für mich das Dylan-Original das Nonplusultra war. Nun war es nicht so, dass ich die Byrds-Version nicht mochte - ich hatte sogar immer eine Schwäche für das Intro - aber es hat mich immer total gestört, dass sie nur einen Teil des Lieds gesungen haben. Außerdem fand ich es unfair, dass viele Leute (wenn überhaupt) nur die Byrds-Version kennen und gar nicht wissen, von wem das Lied eigentlich stammt. Dass wir beide ca. 15 Jahre später gemeinsam bei Roger McGuinn sitzen und darüber lachen, ist ein schöner Nebeneffekt des Abends. Oh, I was so much oder then, I'm younger than that now.

Im Vorfeld habe ich einige Leute fragen hören, warum McGuinn sich das in seinem Alter überhaupt noch antut. Nach dem Abend frage ich: Warum nicht? Er ist immer noch ein guter Sänger und ein formidabler Gitarrist, und vor allem scheint er immer noch einen Mordsspaß an der Sache zu haben. Das Publikum hätte er an diesem Abend jedenfalls kaum glücklicher machen können.

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