Movie Night: Follow the Fleet



Fred and Ginger, die Siebte. Heute: Follow the Fleet von 1936. Man mag ja kaum glauben, dass Follow the Fleet nach Top Hat - Fred und Gingers bestem Film - erschienen ist, hat er doch viel mehr mit Roberta gemeinsam. Zwar sind Fred und Ginger hier nicht die Nebendarsteller, aber sie müssen sich ihre Zeit auf dem Bildschirm mehr oder weniger mit Randolph Scott (mal wieder) und Harriet Hilliard teilen, die das obligatorische Liebespaar mit Hindernissen geben. 

Follow the Fleet basiert lose auf dem Theaterstück Shore Leave von Hubert Osbourne, aber wie bei Roberta wurden Fred und Gingers Rollen extra für den Film geschaffen. Astaire spielt hier "Bake" Baker, einen ehemaligen Song-and-Dance-Man, der sich zur Navy gemeldet hat, nachdem seine Tanzpartnerin Sherry Martin (Rogers) seinen Heiratsantrag nicht angenommen hat. Nach der Trennung ging es mit Sherrys Karriere bergab, sodass sie mittlerweile in einem Nachtclub in San Francisco singt. Als die beiden dort zufällig aufeinander treffen, sind sie trotz ihrer Vergangenheit sehr froh, einander wiederzusehen. Die Freude wird jedoch dadurch getrübt, dass Bake versucht, Sherry einen besseren Job zu besorgen und damit regelmäßig das Gegenteil erreicht. Sherry lebt mit ihrer Schwester Connie (Harriet Hilliard) zusammen, die von den Chormädchen des Nachtclubs von der grauen Maus in einen strahlenden Schwan verwandelt wird. Prompt verguckt sie sich in Bakes Kollegen Bilge Smith (Scott). Der ist von ihr ebenfalls angetan, bis sie das Wort "husband" erwähnt, woraufhin er sich anderweitig umguckt. Bake und Sherry versuchen nun, die beiden doch noch zusammenzubringen und stellen nebenbei eine Musicalaufführung auf die Beine, damit Connie das Schiff abbezahlen kann, das sie von ihrem Vater geerbt hat. Uff.

Leider gibt es hier auch eine Gemeinsamkeit mit Roberta: Der Plot plätschert vor sich hin. Erst das Hin und Her zwischen Bake und Sherry, dann das Hin und Her zwischen Bilge und Connie - es hätte sicher nicht geschadet, wenn die Autoren dort mal den Rotstift angesetzt hätten. Erstaunlicherweise verwenden sie auf die Auflösung nur wenige Sekunden, so als ob sie nach der finalen Tanznummer selbst kein Interesse mehr an der Geschichte hätten und nun versuchen, das Ganze mit minimalen Aufwand zu Ende zu bringen. Immerhin gibt es auch einige kurzweilige Szenen. Und ein Äffchen im Matrosenanzug.

Die meisten dümmlichen Ideen vergisst man ohnehin, sobald die Musik einsetzt. Komponist war hier mal wieder Irving Berlin, der einige großartige Stücke für den Film geschrieben hat. "We Saw the Sea" verfügt nicht nur über die typisch berlinsche, geradezu perverse Ohrwurmqualität, sondern ist auch eine nette Persiflage auf das Leben an Bord, die durch Astaires kongeniale Interpretation noch einmal besonders unterhaltsam ist. Als Finale dient eins von Berlins bekanntesten Stücken: "Let's Face the Music and Dance", bei dem Astaire und Rogers zwei suizidale Schiffreisende spielen, die sich an Deck begegnen und in einem leidenschaftlichen Tanz ergehen. Mein Favorit ist allerdings "I'm Putting All My Eggs in One Basket", einer der seltenen komischen Tänze von Fred und Ginger. Die beiden tun so, als ob sie ihre Nummer üben, wobei sie sich ständig über den Haufen tanzen. Das ist eine nette Abwechslung zu den normalerweise durch und durch perfekten Tänzen (auch wenn natürlich auch diese Nummer bis ins Detail durchgeplant wurde). Fun Fact: Beim ersten Take von "Let's Face the Music and Dance" schlägt Ginger Fred aus Versehen mit ihrem Ärmel ins Gesicht. Daraufhin lässt Fred die Nummer noch zwanzig Mal drehen, nur um am Ende doch das erste Take zu nehmen, weil das mit dem Ärmel gar nicht auffällt.

Follow the Fleet stellt außerdem eindrucksvoll unter Beweis, wie sehr sich Rogers als Tänzerin weiterentwickelt hat. Bei "Let Yourself Go" legt sie in einem sehr knappen Rock einen famosen Stepptanz hin - übrigens ihr einziges Solo der gesamten Zusammenarbeit mit Astaire. Der Film zeigt überdies nicht nur Rogers' großartiges Gespür für Komik, sie entpuppt sich auch als die Flexiblere des Duos. Nicht, dass Fred Astaire kein fantastischer Schauspieler wäre, aber den einfachen Seemann nimmt man ihm trotz exzessiven Kaugummikauens nicht so richtig ab. Scott und Hilliard machen ihre Sache ebenfalls gut angesichts der Tatsache, dass es sich bei ihren Figuren praktisch um wandelnde Klischees handelt.

Fazit: Follow the Fleet ist sicher einer der weniger guten Astaire/Rogers-Filme, aber die großartigen Songs und die tollen Tänze helfen über den lahmen und teilweise ziemlich dummen Plot hinweg.


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