TV Night: The Pacific



An einem Vorweihnachtsabend vor fünf oder sechs Jahren stieß ich im Fernsehen zufällig auf The War, Ken Burns' 14-Stunden-Dokumentation über den Zweiten Weltkrieg. Ebenso wie bei seiner Sezessionskrieg-Doku The Civil War war ich gleich völlig gebannt und schaute mir das epische Werk mehrmals an. Von daher war ich ziemlich erfreut zu sehen, dass Watchever die beiden HBO-Serien Band of Brothers und The Pacific ins Programm aufgenommen hat. Obwohl Band of Brothers die Ältere von beiden ist, habe ich mir zunächst The Pacific angesehen, da ich immer noch recht wenig über den Pazifikkrieg weiß.

The Pacific hielt einige Überraschungen bereit, denn wenngleich es sich um eine Serie handelt, beruht sie zum großen Teil auf wahren Begebenheiten. Auch gab es ein Wiedersehen mit einigen "alten Bekannten." Die Macher (darunter Steven Spielberg und Tom Hanks als Produzenten) konzentrieren sich in ihrer Sendung auf die Kriegserfahrungen dreier Marines, die es wirklich gegeben hat: Robert Leckie, Eugene Sledge und John Basilone. Wer The War schon einmal gesehen hat weiß, dass Burns sich in seiner Doku sehr stark auf Sledges Buch With the Old Breed: At Peleliu and Okinawa bezieht. Ich war immer extrem angetan von der Art, wie Sledge über den Krieg schreibt und fand es sehr bedauerlich, dass er einige Jahre vor Beginn der Dreharbeiten verstarb und daher nicht mehr von Burns interviewt werden konnte. Umso schöner war es für mich, dass er in The Pacific eine der Hauptrollen einnimmt. Ebenfalls dabei ist Sid Phillips, der beste Freund von Eugene Sledge, der zufällig in derselben Kompanie gedient hat wie Robert Leckie, und der in The War über seine Erlebnisse berichtet.

In seinen zehn Folgen behandelt The Pacific einige der größten (= blutigsten) Schlachten des Zweiten Weltkriegs. Den Auftakt macht Guadalcanal, die erste große Offensive der Alliierten. Leckie (James Badge Dale), Sid Phillips (Ashton Holmes) und ihre Kompanie machen die ersten Kampferfahrungen, während John Basilone (Jon Seda) eigenhändig mehrere hundert Japaner niederstreckt und zum nationalen Helden avanciert - und prompt nach Hause geschickt wird, um Kriegsanleihen zu verkaufen. Eugene Sledge (Joseph Mazzello) zieht später als sein Freund Sid in den Krieg, da sein Vater ihn zunächst nicht gehen lassen will. Getrieben von Abenteuerlust und Pflichtgefühl meldet er sich schließlich trotzdem freiwillig und wird auf Peleliu mit der ernüchternden Realität des Krieges konfrontiert. Basilone hingegen hat irgendwann genug von seinem Heldendasein und meldet sich erneut für den Dienst an der Front, woraufhin er nach Iwo Jima geschickt wird.

In knapp zehn Stunden kann man natürlich unmöglich einen fast vierjährigen Krieg abbilden, aber dennoch vermittelt The Pacific einen ganz guten Eindruck, wie es damals gewesen sein muss, vor allem in den drei Folgen über Peleliu. Das bedeutet in erster Linie, dass die Sendung unwahrscheinlich brutal ist - massenhaft zerfetzte Körper gehören da zu den eher harmlosen Dingen. Gleichzeitig wird auch so der Wahnsinn dieser ganzen Operation deutlich: Tausende Amerikaner und Japaner metzeln sich auf kleinsten Inseln irgendwo in diesem riesigen Ozean gegenseitig nieder, bis auf beiden Seiten so wenig Menschen übrig sind, dass man sich zurückzieht - nur um dann auf einer anderen gottverlassenen Insel wieder von vorn anzufangen.

Wenngleich die Schlachten sehr realistisch dargestellt sind, sind es für mich doch die Szenen abseits des Kampfgebiets, die den Reiz der Sendung ausmachen. The Pacific macht deutlich, dass Krieg alles andere als heroisch und glamourös ist: Wenn die Soldaten sich nicht gerade mit den Japanern bekriegen kämpfen sie gegen Malaria, gegen das Verrücktwerden oder gegen den niemals endenden Regen - allzu oft vergebens. Egal für wie hart sich die Marines gehalten haben, am Ende gibt es niemanden, der nicht auf die eine oder andere Art von dem Gemetzel gezeichnet ist. Dazwischen gibt es aber auch ein wenig dringend benötigtes comic relief, etwa wenn Leckie und Co. zum Erholen nach Melbourne geschickt werden und erst einmal die Pubs leer trinken und sämtlichen Frauen nachsteigen. Was mir besonders gut gefallen hat war, dass The Pacific nicht mit dem Krieg aufhört, sondern zeigt, wie es den Veteranen Zuhause ergeht. Während Leckie einigermaßen schnell in den Alltag zurückfindet, hat Sledge zum Beispiel erhebliche Probleme, sich wieder in der zivilen Welt zurecht zu finden.

Im Grunde habe ich nichts an The Pacific auszusetzen: Die Schauspieler sind wirklich gut, das Drehbuch ist realitätsnah, die Inszensierung beschönigt nichts. Ich hätte mir nur etwas mehr Sendezeit gewünscht, da viele Nebenfiguren eher schwach entwickelt sind und ich gerne mehr über sie erfahren hätte. Abgesehen davon ist The Pacific aber eine ausgezeichnete Serie. Wer nach einer fiktionalisierten Version des Krieges sucht ist hier genau richtig - gerade auch als Ergänzung zu The War.

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