My Own Private Odyssey: Thanatos/Epilogue

Die letzte Nacht im Hostel war mal wieder zum Vergessen. Der Mann über mir drehte sich gefühlt alle 30 Sekunden auf die anderen Seite, wobei das Bett jedes Mal lautstark quietschte und wackelte. Für gewöhnlich schlafe ich ja lieber unten, aber wenn so etwas passiert, dann habe ich immer irgendwie Angst, dass das Stockbett zusammenbricht und ich zerquetscht werde. Ganz abgesehen davon, dass an Durchschlafen so nicht zu denken war. Die beiden Brasilianer kamen gegen 5.30 Uhr morgens zurück und dachten überhaupt nicht daran, Rücksicht auf ihre schlafenden Zimmergenossen zu nehmen. Da ich aber um 5.45 Uhr eh aufstehen musste, war es nicht ganz so schlimm für mich. Der Nachteil war, dass das Haupthaus inklusive Küche zu diesem Zeitpunkt noch geschlossen hatte, sodass ich auf meinen frühmorgendlichen Koffeinkick verzichten musste. Nicht gut.

Der Bus zum Flughafen fuhr vom Weißen Turm ab, sodass ich erst einmal eine knappe halbe Stunde zur Haltestelle laufen musste. Wenigstens ging es die ganze Zeit abwärts und ich konnte meinen Trolley einfach rollen lassen. Am Weißen Turm wartete ich dann. Und wartete. Und wartete. Vicky hatte gesagt, dass der Bus alle 20 Minuten fährt, aber als diese vorbei waren und kein Bus kam, wurde ich doch ein bisschen nervös. Zumal ein junger Mann, der offensichtlich auch zum Flughafen wollten, sich schließlich ein Taxi nahm. Ich versuchte mich zu beruhigen, dass andere Buslinien fuhren (und wie oft) und es ziemlich unwahrscheinlich war, dass nur die Fahrer einer Linie streiken.

Nachdem ich eine gute halbe Stunde an der Haltestelle gestanden hatte, kam endlich der richtige Bus. Er war wahnsinnig voll, aber der Vorteil war, dass auch diese Fahrt nur 80 Cent kostete. Wow! Ich glaube, ich war noch nie in einer Stadt, in der die Busfahrt zum Flughafen nicht massiv überteuert war. Nach weiteren 30-35 Minuten kamen wir schließlich am Thessaloniki International Airport an. Sie hatten dort keine Automaten, an denen man seinen Boarding Pass ausdrucken kann, sodass ich ganz altmodisch zum Schalter musste. Sie behielten meine Tasche allerdings nicht da, sondern ich musste sie zur Baggage Control schleppen, wo sie vor meinen Augen geröntgt wurde.

Als ich das Ding endlich los war, machte ich mich erstmal auf die Jagd nach Koffein. Ich wollte noch einmal Frappé trinken, so lange ich in seiner Hauptstadt war, was ich aber schnell bereut habe. Der Flughafen-Frappé war einfach widerlich, und dafür musste ich noch 3.35€ hinblättern. Meine E-Mails konnte ich auch nicht checken. Es gab zwar Wlan, aber mein Handy konnte - Überraschung, Überraschung - keine Verbindung aufbauen. Die Handgepäckkontrolle war ebenfalls merkwürdig. Ich hatte schon meine Tasche geschnappt und war auf dem Weg zum Gate, als ich jemanden rufen hörte. Das Sicherheitspersonal wies mich an, meine Tasche zu öffnen, woraufhin sie sie per Hand durchsuchten. Gefunden haben sie natürlich nichts. Pah.

Kurz bevor ich an Bord ging, kaufte ich mir noch eine Flasche Wasser für den Weg. Stellt euch meine Überraschung vor, als ich den halben Liter bezahlen will, und der Mann an der Kasse nur 25 Cent von mir verlangt. 25 Cent!!! Daran könnten sich all die anderen Flughäfen mit ihren Fünf-Euro-Flaschen mal ein Beispiel nehmen.

Der Flug war ruhig, es gab Käsebrötchen und Kaffee. Ziemlich schlechter Kaffee, aber immerhin Kaffee. Um 11.45 Uhr landete ich schließlich in Köln, wo ich mich schon sehr zusammenreißen musste, als ich die Begrüßungsansage hörte: "Willkommen in Bonn. Köln/Bonn." Haha... hm. Ich nahm planmäßig den Zug und kam um halb vier zuhause an.

So, und das war meine Odyssee. Ich war zwar nicht 20 Jahre fort, aber die Reise hat sich viel länger angefühlt als zehn Tage. Es ist schon merkwürdig, wie anders alles scheint, selbst wenn man nur für kurze Zeit wegfährt. Alles sah anders aus, als ich zurückkehrte. Es fällt mir nicht leicht, ein Fazit zu ziehen. Athen und Thessaloniki sind beide sehr sehenswerte Städte, wenn auch sehr unterschiedlich. Athen hat all diese Wahnsinnsbauten aus der Antike, die einem regelmäßig den Kiefer herunterfallen lassen, während Thessaloniki eher alternativer geprägt ist und die Sehenswürdigkeiten etwas versteckter liegen. Ein bisschen wie Sydney und Melbourne, wenn ihr mich fragt. Obwohl mir die Städte gefallen haben, fällt es mir doch schwer, etwas Positives mit ihnen zu verbinden. Der Grund ist, dass während meines Urlaubs etwas geschehen ist, dass es mir unmöglich machte, wirklich Freude an dem zu empfinden, was ich gesehen habe. Ich werde hier nicht ins Detail gehen, aber ich kann auch schlecht so tun, als ob es nie passiert wäre, denn ich hätte einiges sicher anders gestaltet, wenn ich hätte Spaß haben wollen. Um es mit David Copperfield zu sagen: "I travelled with this ever-darkening cloud upon my mind."

Ich will aber nicht auf einer traurigen Note enden, deshalb sei euch gesagt: Nach der Reise ist vor der Reise. Morgen fahre ich für vier Tage nach Antwerpen und Rotterdam, worüber es sicher auch einiges zu erzählen geben wird.

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