See you at the movies.

                       

                      
Ich kannte Roger Ebert nicht. Persönlich natürlich schon einmal gar nicht, aber auch sonst wusste ich fast nichts von ihm. Es ist auch erst ein paar Monate her, dass ich auf ihn aufmerksam wurde, obwohl er der weltberühmteste Filmkritiker war. Ich las einige Tweets und schließlich auch seine Reviews und ich begann mich zu freuen, wenn eine seiner Statusmeldungen in meinem Facebookfeed auftauchte. Meine "Beziehung" zu ihm bestand zu 10 Prozent aus Neid und zu 90 Prozent aus Anerkennung angesichts seines gigantischen Outputs von 300 Filmkritiken im Jahr und unzähligen anderen Texten. Trotz der schieren Menge waren Eberts Artikel immer auf einem beeindruckenden Niveau: humorvoll, geistreich, intelligent. Und gutherzig.

Am 2. April kündigte Ebert eine "leave of presence" an, da sich sein Hüftbruch als Krebs erwies. Bis dato wusste ich nicht einmal, dass Ebert schon in der Vergangenheit gegen die Krankheit hatte kämpfen müssen und durch sie unter anderem seine Fähigkeit zu sprechen und zu essen verloren hatte. Vielleicht war er gerade deshalb in sozialen Netzwerken so aktiv, weil man ihm dieses "Manko" dort nicht anmerkte, weil er dort quasi noch der alte war. Doch trotz der Diagnose war Ebert voller Pläne, er wollte unter anderem weiter Kritiken schreiben (wenn auch nur über die Filme, die ihn interessierten), seine Website überarbeiten und sein Filmfestival Ebertfest stand auch vor der Tür. Ich hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass Ebert auch diesen gesundheitlichen Rückschlag überstehen würde. Als "film critic since time immemorial" hatte er sich selbst bezeichnet und ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand, der schon so lange da war, es irgendwann nicht mehr sein würde.

Nur zwei Tage später, am 4. April, ist Roger Ebert im Alter von 70 Jahren gestorben. Das hat mich mehr umgehauen als ich gedacht hätte. Bis dahin war mir gar nicht klar, dass er mir so viel bedeutet. Ich kannte Roger Ebert nicht, aber er hatte sich heimlich, still und leise in mein Leben geschlichen. Seine Texte, selbst seine Tweets, machten mir Freude, nicht unähnlich dem wohligem Gefühl das sich einstellt, wenn man am Ende eines guten Films das Kino verlässt. Ohne ihn werden die Filmwelt und auch Facebook und Twitter nicht mehr dasselbe sein. Ich kannte Roger Ebert nicht, aber er fehlt mir.

"So on this day of reflection I say again, thank you for going on this journey with me. I'll see you at the movies." (Roger Ebert, 2. April 2013)


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