Movie Night: You Were Never Lovelier



Fred und Rita, die Zweite - und leider auch schon die letzte. You Were Never Lovelier von 1942 ist ein Remake des argentinischen Musicals Los Martes, Orquídeas aus dem vorherigen Jahr, das allerdings viele Elemente beinhaltet, die man schon aus anderen Musicals kennt. Fred spielt Robert Davis, der in Buenos Aires seiner Vorliebe für Pferderennen frönt (eine Leidenschaft, der Astaire auch im wahren Leben nachging). Dummerweise verwettet er sein ganzes Geld und versucht daher, als Tänzer im Nachtclub von Eduardo Acuna (Adolphe Menjou) anzuheuern. Der ist ein Choleriker in Reinkultur, außer gegenüber seinen vier Töchtern. Gemäß einer alten Tradition müssen die Töchter in der Reihenfolge ihres Alters heiraten, zum Leidwesen der beiden jüngsten Sprösslinge. Denn während die Älteste Julia sich just vermählt hat, scheint die zweite Tochter Maria (Hayworth) überhaupt kein Interesse an Männern zu haben. Auch Robert Davis erteilt sie eine Abfuhr, der sie daraufhin mit dem Inneren eines Kühlschranks vergleicht. Dies wiederum regt Papa Acuna zum Nachdenken an. Er beschließt, Maria anonym Orchideen und Liebesbriefe zu schicken, um ihr Herz zu entflammen.

Dies ist der Auftakt für das obligatorische Missverständnis: Da Robert einmal als Orchideen-Kurier fungiert, denkt Maria, dass er ihr anonymer Verehrer ist. Da Robert immer noch nicht gut auf sie zu sprechen ist, willigt er ein, ihr das Herz zu brechen, damit sie sich hoffentlich in einen anderen Mann nach Papas Geschmack verliebt - denn der kann Robert auf den Tod nicht ausstehen. Für seine Dienste soll Robert einen Vertrag als Tänzer erhalten. Doch es kommt, wie es kommen muss: Als Robert Maria in Abendgarderobe gegenübersteht, ist er verständlicherweise völlig hin und weg (ich bin ja ziemlich sicher, dass Hayworth die schönste Frau aller Zeiten war).

Es wird geflirtet, es wird getanzt, es wird gestritten, es wird getanzt, es wird sich versöhnt - und es wird getanzt. Alles in allem ein ziemlich typischer Musical-Plot, der aber überraschend unterhaltsam umgesetzt wurde. Ich habe schon länger keinen Musikfilm gesehen, bei dem ich so gelacht habe. Das Drehbuch von Michael Fessier, Ernest Pagano und Delmer Daves wimmelt nur so von spitzen Randbemerkungen in Screwball-Qualität. Insbesondere die Frotzeleien zwischen Acuna und seiner Frau Delfina (Barbara Brown) sind ein niemals endender Quell der Freude. Es ist auch herrliche mitanzusehen, wie augenzwinkernd Hayworth das alles umsetzt. Astaire bekommt nicht ganz so viele tolle Zeilen, aber Robert ist auch nicht so wortgewaltig wie der Liebesbriefschreiber Acuna.

Und dann sind da noch die Songs, die mal wieder von zwei Top-Komponisten stammt: Jerome Kern schrieb die Musik, Johnny Mercer die Texte. An Swing Time oder Roberta reichen die Lieder meiner Meinung nach nicht ran, aber Nummern wie "I'm Old Fashioned" oder eben "You Were Never Lovelier" sind durchaus charmant. Es gibt auch wieder lateinamerikanische Elemente, allerdings nicht ganz so viele, wie man bei dem Setting vermuten könnte. Kern selbst behauptet, keine Latin Music schreiben zu können (so wie er angeblich auch keinen Swing schreiben konnte, oder besser gesagt wollte), sodass es hauptsächlich die Arrangements von "Rumba King" Xavier Cugat (der hier in einer Nebenrolle sich selbst spielt) sind, die argentinisches Flair verbreiten.

Bleiben noch die Tänze: Auch wenn "So Near and Yet So Far" aus You'll Never Get Rich immer noch mein Astaire/Hayworth-Favorit ist, sind die Nummern in You Were Never Lovelier beeindruckend. "I'm Old Fashioned" beginnt zunächst als klassischer Paartanz, bevor Cugats Latin-Elemente durchbrechen und Hayworth und Astaire eine feurige Sohle aufs Parkett legen. Noch erstaunlicher ist aber "The Shorty George", eine rasante Tap-Nummer, die mehr Probezeit als alle anderen Tänze zusammen erfordert hat, aber auch eine der abwechslungsreichsten Step-Nummern von Astaire überhaupt sein dürfte. Mit seinem "Audition Dance" hat Astaire zudem noch eine erstklassige Solo-Nummer, in der er nicht nur seine erstaunliche Beweglichkeit, sondern auch seinen Sinn für Komik demonstriert. Umso unverständlicher ist es, dass Regisseur William A. Seiter den finalen Paartanz herausgeschnitten hat. Astaires und Hayworths Zusammenarbeit ist makellos, und Hayworth geradezu kindliche Freude an den Tänzen - vor allem im Gegensatz zu Astaires eleganter Zurückhaltung - ist immer wieder schön mitanzusehen.

Ich weiß nicht, warum Columbia es bei den beiden Filmen belassen hat. So sehr ich Ginger Rogers auch liebe - Hayworth ist eine erstklassige Tänzerin, die mit Astaires Niveau scheinbar mühelos mithalten kann. Und auch wenn sie fast 20 Jahre jünger war als Fred, geben die beiden doch ein charmantes Paar ab. Wenn es nach mir ginge, hätten sie ruhig noch ein paar Filme zusammen drehen können. Fred und Rita selbst haben die Zusammenarbeit in guter Erinnerung behalten; im privaten Umfeld gestand Astaire angeblich einmal, dass Rita die beste Partnerin war, die er in seiner Karriere hatte (öffentlich hat er solche Äußerungen immer vermieden). Und  Hayworth sagte: "I guess the only jewels in my life were the pictures I made with Fred Astaire."

Fazit: Kurzweiliges Musical mit hinreißenden Darstellern und fast ebenso hinreißenden Songs von Jerome Kern und Johnny Mercer.


The Shorty George:

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