Movie Night: Bridge of Spies



Endlose Autoprobleme drücken seit Wochen auf meine Stimmung, da war es sehr schön, dass Ruffles und ich am Samstag noch Zeit hatten, für die Spätvorstellung ins Kino zu gehen. Derzeit laufen ja einige interessante Filme (an), aber der Film, den wir beide am meisten sehen wollten war Bridge of Spies von Steven Spielberg. Seit The Americans (die dreisterweise bis März Pause machen) interessiere ich mich noch einmal mehr für den Kalten Krieg, der auch hier den Rahmen der Handlung bildet. Die Geschichte beginnt 1957, als der sowjetische Spion Rudolf Abel (Mark Rylance) in Brooklyn von den Behörden festgenommen wird. Auch wenn alle Abel am liebsten sofort hängen würden, muss ihm doch vor Gericht eine ordentliche Verteidigung zugestanden werden. Die Wahl fällt auf James B. Donovan (Tom Hanks), der eigentlich Versicherungsanwalt ist, aber den Job aus seinem Glauben an die Verfassung annimmt. Allerdings ist er mit seiner gesetzestreuen Einstellung praktisch allein auf weiter Flur: Der Richter (Dakin "Headmaster Charleston" Matthews) macht gleich deutlich, dass er Abel für schuldig hält und Donovan ernetet in seiner eigenen Kanzlei Unverständnis, als er in die nächste Instanz geht. Das ist aber nichts gegen die Anfeindungen, die er und seiner Familie ausgesetzt sind - bis hin zu einem versuchten Mordanschlag.

Umso überraschter ist Donovan, als er von der Regierung gefragt wird, ob er einen Gefangenaustausch verhandeln will. Abel, den Donovan vor dem elektrischen Stuhl gerettet hat, soll gegen den amerikanischen Kampfpiloten Francis Gary Powers (Austin Stowell) ausgetauscht werden, der bei einem Spionageflug von den Sowjets gefangen genommen wurde. Ort der Verhandlungen ist Ost-Berlin, und das ausgerechnet zur Zeit des Mauerbaus. Als ob das nicht kompliziert genug wäre, nimmt die DDR den amerikanischen Studenten Frederic Pryor (Will Rogers) gefangen. Die CIA warnt Donovan, das man ihm womöglich Pryor statt Powers unterjubeln will und er sich ganz auf den Piloten konzentrieren soll. Doch der Anwalt hat Mitleid mit dem Studenten, sodass er das schier Unmögliche durchsetzen will: Ein Austausch Abels gegen Powers und Pryor.

Bridge of Spies ist ein weiterer Beweise dafür, dass das Leben immer noch die besten Geschichten schreibt, denn er beruht auf einer wahren Begegebenheit. Ein einfacher Anwalt, der sich mit der Sowjetunion, der DDR und der CIA angelegt?  Kaum zu glauben. Donovan ist ein geradezu capraesker Held: Nur der amerikanischen Verfassung und seinem eigenen Gewissen verpflichtet. Das hätte leicht ins Pathetische abdriften können, doch glücklicherweise ist das Drehbuch von Matt Charman und den Coen-Brüdern (!) alles andere als rührselig, bis auf die letzten Minuten vielleicht. Hier wird keine Seite glorifizert, sondern deutlich gezeigt, dass sowohl die USA als auch die UdSSR ziemlich skrupellos waren, wenn es um die Durchsetzung ihrer Interessen geht. Für mich waren auch besonders die Szenen an der Mauer bedrückend. Auch wenn man natürlich weiß, was dort geschehen ist, war es schon sehr eindrücklich, noch einmal vor Augen geführt zu bekommen, wie Menschen auseinander gerissen und kaltblütig abgeknallt wurden. Ansonsten ist die DDR aber eher die Lachnummer in der Geschichte, die so gerne Ernst genommen werden möchte, aber für die sich keiner so richtig interessiert - zum Leidwesen von ihrem Vertreter Vogel (Sebastian Koch).

Trotz der bedrückenden Geschehnisse ist Bridge of Spies oft auch sehr humorvoll, was von den Schauspielern auf trockene Art umgesetzt wird. Ohnehin ist der Film bis in die Nebenrollen exzellent besetzt, unter anderem mit Amy Ryan, Jesse Plemons und Burghart Klaußner. Hanks zeigt eine starke Leistung, doch der wahre Star ist Mark Rylance, der Abel auf herrlich subtile Weise verkörpert. Auch die Kameraarbeit von Janusz Kaminiski und das Setdesign sind beeindruckend; einzig der Flugabsturz kommt etwas zu künstlich daher.

Fazit: Spannender und überraschend humorvoller Polit-Thriller mit einem gut geschriebenem Drehbuch und tollen Darstellern.

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