Records of the Month: John Fullbright/Strand of Oaks/The Both

John Fullbright - Songs



Der Titel Songs könnte nicht schlichter sein, und doch hat John Fullbrights neues Album es in sich. Bereits mit seinem Debüt From the Ground Up stellte der Songwriter aus Okemah, Oklahoma (yep, der Heimatort von Woody Guthrie) unter Beweis, dass es bei ihm um ein außergewöhnliches Talent handelt. Songs fußt ebenfalls tief in der amerikanischen Musiktradition, auch wenn hier weniger Blues und Randy Newman zu finden sind als auf dem Vorgänger. Dafür treten die Einflüsse durch den frühen Tom Waits hier noch deutlich zu Tage, insbesondere bei dem zarten Very First Time. Das soll aber nicht heißen, dass Fullbright kein Songwriter in his own right ist. Seine Texte sind ehrlich und berührend, seine Mischung aus Folk und Country klingt frisch und unverfälscht und zeigt ein großartiges Gespür für Melodien, egal ob nun die Gitarre oder das Klavier Hauptinstrument sind.  Bitte weiter so.


Strand of Oaks - HEAL



Ich werde nicht lügen, anfangs habe ich mich etwas schwer getan mit Strand of Oaks' neuem Album HEAL, denn Timothy Showalter hat sich hier ziemlich vom Folk seines Debüts Leave Ruin entfernt. Vorbei sind die Tage zarten Fingerpickings, auf HEAL wird geklotzt: Der fette Gitarrenrock der Siebziger und die ebenso fetten Synthesizer der Achtziger sind die Grundzutaten, aus denen Showalters viertes Album besteht. Gerade letztere sind der Grund, warum ich immer noch meine Probleme mit Liedern wie dem Titelsong und "Same Emotions" habe, während ich mit dem Rest dann doch relativ schnell warm geworden bin. Der straighte Rock von "Goshen '97", in der Showalter seine Jugend in Indiana Revue passieren lässt, war vorab ein Favorit und hat auch im Albumkontext nichts von seinem Reiz verloren. Höhepunkt ist freilich "JM", eine über siebenminütige Hommage an Jason Molina, bei der sich dröhnende Gitarrensounds und mit der immer wiederkehrenden Formel "I had your sweet tunes to play" abwechseln. Bei keinem anderen Stück wird die Botschaft (wenn man so will) des Albums so deutlich wie hier: Das Leben ist voller Schmerz, aber Trost liegt in der Musik. HEAL ist die Katharsis, für Showalter und den Hörer.


The Both - The Both


 

Bereits auf ihrer letzten Tour hatte Aimee Mann ein gemeinsames Projekt mit ihrem da-noch-Support Ted Leo angekündigt; vor einigen Wochen haben The Both nun ihr selbstbetiteltes Debüt veröffentlicht. Mit Ted Leos bisherigem Werk bin ich nicht vertraut, aber Aimee Mann hat die Zusammenarbeit sicher gut getan - zumindest ist The Both wesentlich besser als ihr durchwachsenes letztes Album Charmer. The Both hat großartige Pop-Melodien wie man sich von Manns Solosachen kennt, nur dass diese hier mit den härteren Klängen von Punkrocker Leo zusammentreffen. The Both vermengen das Beste aus ihren Welten und produzieren eine stimmige Mischung, bei der sich die Spielfreude der Protagonisten unmittelbar auf den Zuhörer überträgt. Das Album ist kein Meisterwerk wie Bachelor No. 2, aber es macht irre viel Spaß.




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