Movie Night: How to Succeed in Business Without Really Trying



Seit die vorerst letzte Folge von Mad Men lief, habe ich mir ungefähr eine Trillion Mal Robert Morses brillante Musicalszene angesehen. Was ich zunächst nicht wusste ist, dass diese eine Hommage an seine berühmteste Rolle (prä-Bert-Cooper) ist: Die des J. Pierrepont Finch in How to Succeed in Business Without Really Trying. Das Musical hat Morse 1961 einen Tony-Award eingebracht und ist 1967 mit ihm in der Hauptrolle auch verfilmt worden. Keine Frage, dass ich mir das ansehen musste.

J. Pierrepont "Ponty" Finch arbeitet als Fensterputzer in New York, als ihm eines Tages ein Buch mit dem Titel How to Succeed in Business Without Really Trying in die Hände fällt. Darauf erpicht, Karriere zu machen, liest sich Ponty durch den Ratgeber und steigt bei der Firma World Wide Wicket ein - wortwörtlich durch das Fenster. Was in dieser Firma eigentlich produziert wird bleibt ein Geheimnis, aber es ist auch nicht wichtig. Das einzige, was zählt ist, dass die Firma so groß ist, dass keiner eigentlich weiß was der Kollege so macht. Ponty macht dem Personalchef (John Myhers) weiß, dass er mit dem Boss J.B. Biggley (Rudy Vallee) bekannt ist, woraufhin ihm dieser eine Stelle in der Postabteilung verschafft. Mithilfe extremer Schmeichelei geht es für Ponty innerhalb weniger Tage von Beförderung zu Beförderung, doch je weiter er die Karriereleiter nach oben klettert, desto mehr Probleme bekommt er: Das ist der Neffe des Chefs Bud Frump (Anthony Teague), der ebenfalls den beruflichen Aufstieg will, da ist das ehemalige Nachtclubmädchen Hedy LaRue (Maureen Arthur), die trotz ihres schlichten Gemüts Boss Biggley um einen Job erpresst und dann ist da die zauberhafte Rosemary (Michele Lee), die vom ersten Moment an auf Ponty fliegt. Und auch wenn er sie ebenfalls mag hegt er doch die Befürchtung, dass Gefühle einer Karriere im Weg stehen.

Wie ihr schon merkt, handelt es sich hier um eine Satire, die genüsslich die Arbeitswelt auf die Schippe nimmt. In der Firma werden Bewerber nicht nach - Gott bewahre! - Qualifikation ausgewählt, nein - Vitamin B, Nepotismus und Erpressung sind es, die einem den Job verschaffen. Wenn man alles macht was einem gesagt wird, dann erhält man vielleicht nach 25 Jahren eine Beförderung. Spät, aber wenigstens wird man nicht gefeuert. Es gibt jedoch nichts, was die Karriere so beflügelt wie Arschkriecherei. Indem der clevere Ponty sich bei seinen Vorgesetzten einschmeichelt, geht es für ihn steil aufwärts. Auch wenn er auf seinem Weg nach oben den ein oder anderen Konkurrenten ausschalten muss - richtig in Schwierigkeiten gerät er erst, als er eigene Ideen präsentieren soll. In so einem Moment kann man eigentlich nur verlieren, denn Eigeninitiative und Kreativität sind entgegen aller Behauptungen nicht gefragt.

Trotz des immergleichen Prinzips "Schleime dich zum Erfolg", schafft How to Succeed es tatsächlich, nie langweilig zu werden. Man könnte Ponty endlos dabei zusehen, wie er sich aus jedem Schlamassel windet, weil der Film immer wieder Überraschungen parat hat. Einige Szenen hätte man sicher etwas kürzen können, aber insgesamt handelt es sich hier um eine sehr unterhaltsame und treffsichere Satire. Besonders reizvoll ist die Inszenierung als Musical, schließlich ist eine Kombination dieser beiden Genres eher selten. How to Succeed hat großartige Songs aus der Feder von Frank Loesser (der Autor u.a. von "Baby, It's Cold Outside") zu bieten, vom augenzwinkernden "Company Way" über die Collegehymnen-Persiflage "Grand Old Ivy" bis hin zum beinahe religiös anmutenden, aber in Wahrheit sehr zynischen "Brotherhood of Man".

Die Besetzung von How to Succeed ist heute nahezu unbekannt, von Ex-Teenieidol Rudy Vallee, der den völlig inkompetenten Biggley spielt, vielleicht abgesehen. Vor allem, dass Michele Lee nie in irgendwelchen großen Produktionen zu sehen war finde ich wirklich schade, denn sie ist absolut bezaubernd in ihrer Rolle als selbstbewusste, bodenständige Rosemary. Auch der Rest des Casts kann sich sehen lassen wie Teague als Ekelpaket vom Dienst Bud Frump oder Maureen Arthur als herrlich tumbe Hedy LaRue, die der gesamten männlichen Belegschaft den Kopf verdreht. Die Krönung des Stücks ist jedoch Robert Morse: Ich könnte mir wirklich niemand anderen in der Rolle vorstellen, so überzeugend ist er als Ponty. Schelmisch, liebenswert und mit dem Charme eines kleinen Jungen - da fällt es nicht schwer sich vorzustellen, warum er sämtliche Vorgesetzten um den Finger wickelt. Was mich besonders beeindruckt hat ist sein Talent für physical comedy, was er in Mad Men ja nun leider gar nicht zeigen konnte. Ohne seine hinreißenden Grimassen wäre der Film sicher nur halb so lustig.

Fazit: Eine herrliche und gar nicht altbackene Satire über die Arbeitswelt mit großartigen Songs und einem überragenden Robert Morse.

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