Movie Night: Flying Down to Rio



Fred and Ginger, die Vierte - oder sollte ich besser sagen, die Erste? Flying Down to Rio war nämlich der erste Film, in dem Fred Astaire und Ginger Rogers gemeinsam auf der Leinwand zu sehen waren. Das Bemerkenswerte ist, dass die beiden in dem Musical aus dem Jahr 1933 eigentlich nur Nebenrollen haben. Hauptdarsteller sind Dolores del Rio (deren Name auch in fetten Lettern auf dem Plakat prangt) und Gene Raymond. Flying Down to Rio ist übrigens auch der einzige Film, in dem Ginger Rogers in den Credits vor Fred Astaire genannt wird, da dies ihr bereits 20. Werk war während er gerade zum zweiten Mal vor der Kamera stand.

Wenn Flying Down to Rio für etwas nicht bekannt ist, dann ist es der A-Plot, der sich um Bandleader Roger Bond (Raymond) und die schöne Brasilianerin Belinha De Rezende (del Rio) dreht. Während eines Engagements in einem Hotel in Miami verliebt sich Roger, natürlich Hals über Kopf, in Belinha, die sich, natürlich, ziert. Rogers Band - darunter auch Akkordeonist (!) Fred Ayres (Astaire) und Sängerin Honey Hale (Rogers) - ist wenig begeistert von den amourösen Ambitionen ihres Dirigenten, schließlich hat dieser schon mehrfach Auftritte in den Wind geschossen um den Ladies hinterher zu jagen. Und wie es Zufall so will, arbeitet Rogers bester Freund Julio in einem Hotel in Rio und engagiert die Band für die große Eröffnung. Und wie der Zufall es so will, gehört das Hotel nicht nur Belinhas Vater, nein, sie entpuppt sich auch noch als Julios Verlobte! Da hilft es auch nichts, dass Roger Belinha in sein Flugzeug lotst, eine Panne vortäuscht und die Nacht auf der gar nicht so einsamen Insel Haiti verbringt. Wirklich Eindruck machen kann er erst, als drei ominöse griechische Investoren, die meist nur als Schatten mit Zylinder zu sehen sind, einen Komplott schmieden um das Hotel aufzukaufen. Die Lösung dieses Problems beinhaltet viele Flugzeuge und noch mehr leicht bekleidete Mädchen. Only in Hollywood!

Aber wie gesagt, das ist nicht das, was Flying Down to Rio ausmacht. Während del Rio noch einen gewissen Charme versprüht, vergisst man bald, dass Raymond in dem Film überhaupt mitspielt. Der Streifen gehört einfach Astaire und Rogers, die hier mal als Sidekicks glänzen dürfen - Rogers durch ihren trockenen Humor und Astaire mit seiner pathologischen Furcht vor Sicherheitskräften und natürlich famosen Steppeinlagen. Der unbestreitbare Höhepunkt des Films ist jedoch der "Carioca". Dabei handelt es sich um einen Tanz, bei dem die Leute sich an der Stirn berühren. Bei Astaire und Rogers verwandelt sich dieses merkwürdig anmutende Gezappel in puren Sex. Wenn die beiden die Tanzfläche betreten, dann sprühen einfach die Funken - die in diesem Fall das Feuer für neun weitere Filme entzündeten. Auch wenn RKO wenig überraschend daran scheiterte, aus dem Carioca den neuen Mode-Tanz zu machen, ist es diese Szene, die für immer in die Filmgeschichte eingegangen ist.

Flying Down to Rio ist insofern interessant, als dass der Film schon über viele Elemente verfügt, die typisch für die anderen Fred-and-Ginger-Filme sind wie opulente Sets oder Eric Blore. Die Geschichte allerdings ist nicht nur ziemlich dünn, sondern auch ziemlich dämlich, aber es ist schon erstaunlich zu beobachten, wie leicht bekleidet die Damen damals auf der Leinwand erscheinen durften. Die Spezialeffekte hingegen hauen heutzutage niemanden mehr vom Hocker. Immerhin hat Rio durchaus komische Momente, was wie gesagt in erster Linie an Astaire und Rogers liegt, die übrigens auch als Kumpel eine sehr sympathische Figur abgeben. Die Songs von Vincent Youmans, Gus Kahn und Edward Eliscu können zwar nicht mit denen von Berlin, Gershwin oder Kern mithalten, sind aber ganz hübsch und mit einem interessanten exotischen Touch.

Fazit: Ganz amüsantes und erstaunlich freizügiges Musical - und der Beginn einer wunderbaren Partnerschaft.

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