Records of the Month: Patty Griffin & Dave Rawlings Machine

Patty Griffin - Servant of Love



Bei Servant of Love hatte ich zunächst dasselbe Problem wie bei dem neuen Album von Iris DeMent: Weil der Vorgänger American Kid mir auf einer persönlichen Ebene so viel bedeutet hat, habe ich mich mit ihren neuen Scheibe zunächst schwer getan. "Das klingt ja ganz anders", dachte ich im ersten Moment enttäuscht, bis ich nach einige Durchgängen gemerkt habe, dass dieses anders alle andere als schlecht ist. Während das von ihrer Familie inspirierte American Kid (noch eine Parallele zu DeMents Sing the Delta) von einem warmen Country und Folk-Sound geprägt ist, geht Servant of Love eher in Richtung Blues und Jazz. Es ist zudem noch spartanischer und ungleich rauer. Mein Lieblingslied ist das an Tom Waits erinnernde "Noble Ground" mit seinen wiederholenden Gitarrenakkorden, dem jazzigen Klavier und der dezenten Trompete, bei dem Griffins Stimme richtig glänzen darf. Es gibt Blues-Rock wie bei "Hurt a Little While" und rollenden Country wie "Snake Charmer", aber hin und wieder blitzt doch American Kid auf, insbesondere bei "Made of the Sun" und dem finalen "Shine a Different Way". Servant of Love ist ein beeindruckende Erweiterung ihres musikalischen Terrains und ein weiterer Beweis dafür, was für eine herausragende Songwriterin Patty Griffin ist. It's a dark place but I like it there.

Dave Rawlings Machine - Nashville Obsolete


Meinen Country-Fix in diesem Monat bekam ich überraschenderweise von Dave Rawlings Machine. Ich hatte ja schon fast die Hoffnung gegeben, noch einmal neue Songs von ihnen zu hören, wo die Veröffentlichung des bis dato ersten und einzigen Albums A Friend of a Friend doch schon sechs (!!!) Jahre zurückliegt. Glücklicherweise habe Dave Rawlings und seine langjährige musikalische Partnerin Gillian Welch doch noch einmal nachgelegt. Nashville Obsolete ist opulenter als der Vorgänger mit Songs von bis zu elf Minuten Länge. Musikalisch ist das klassischer Country, aber auf die bestmögliche Art: Frisch und voller Spielfreude wie auf einer Jam-Session, aber gleichzeitig durchdacht, monumental und immer einfallsreich. Und dann ist da natürlich noch der Gesang der beiden Protagonisten, deren Stimmen hier erneut auf beeindruckende Weise zu einem neuen Organ verschmelzen. Daneben erweist sich Nashville Obsolete als überraschend humorvoll, etwa beim verspielten "Candy". Ein tolles Album, dessen Nachfolger hoffentlich nicht sechs Jahre auf sich warten lässt.

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