What I've been listening to lately

Aus Gründen, die wohl nur die Musikindustrie kennt, erscheint der größte Teil an interessanten Alben im März/April und im September. Auch in diesem Jahr ist wieder eine Lawine von Neuerscheinungen über mich hereingebrochen, mit dem Ergebnis, dass ich mir noch nicht alle Alben anhören konnte, die mich anhören wollte, und die, ich bisher gehört habe, mir auch nicht sooo oft zu Gemüte geführt habe. Das hält mich jedoch nicht davon ab, einige von ihnen weiterzuempfehlen (oder auch nicht).


Shovels & Rope - Swimmin' Time: Aufmerksame Leser werden sich daran erinnern, wie sehr ich O' Be Joyful liebe und wie es mich an den Rand der Ektase gebracht hat, Shovels & Rope auf dem Crossing Border live zu erleben. Auch auf dem Nachfolger Swimmin' Time bieten Michael Trent und Cary Ann Hearst feinstes Americana und noch mehr, von Rock'n'Roll-Anklängen in "Coping Mechanism" bis zu den dröhnenden Gitarren von "Ohio". Zwar fehlt ein Killersong wie "Birmingham" (oder auch "Lay Low"), aber insgesamt ist Swimmin' Time ein sehr hörenswertes Album.



Ryan Adams - Ryan Adams: Eigentlich mag ich gar nicht über dieses Album reden, weil es mich so sehr schmerzt. Ich kann einfach nicht glauben, dass dies die gleiche Person sein soll, die Heartbreaker und Gold gemacht hat - zwei Alben, die mir auch nach all den Jahren noch die Welt bedeuten. It's all been said before, anyway.






Hiss Golden Messenger - Lateness of Dancers: Wer bisher noch nicht mitbekommen hat, dass M.C. Taylor alias Hiss Golden Messenger ein Songwriter allererster Güte ist, der bekommt hier eine neue Chance. Nur eineinhalb Jahre nach dem brillanten Haw legt Taylor erneut ein durch und durch fantastisches Album vor. Im Moment fällt mir niemand ein, der in der Lage ist, so atemberaubend schöne Lieder zu schreiben, die mal zart, mal ausgelassen, mal groovig und mal dunkel sind. Definitiv mein Lieblingsalbum des Monats.



Tweedy - Sukierae: Als langjähriger Wilco-Fan habe ich Sukierae, dem ersten Album von Jeff Tweedy und Sohn Spencer, natürlich geradezu entgegengefiebert. Auch wenn es immer mal Momente gibt, die an das eine oder andere Wilco-Album oder auch an die letzten Platten von Mavis Staples erinnern (die Tweedy senior produziert hat), ist Sukierae doch ein ganz eigenständiges Album. Es fällt etwas folkiger aus als Tweedys andere Sachen, entzieht sich ansonsten aber jeder Klassifikation. Mit 20 Songs ist Sukierae etwas zu lang, dafür gibt es aber illustre Gäste wie Scott McCaughey oder die Lucius-Ladies. Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr, Jeff und Spencer im November live zu sehen.


Leonard Cohen - Popular Problems: Dass Leonard Cohen auch mit 80 Jahren nicht zum alten Eisen gehört, zeigt sein neues Album Popular Problems. Seine Stimme knurrt immer noch mit ironischer Distanz, als Kontrast dazu dient, wie schon auf dem Vorgänger Old Ideas, ein säuselnder Frauenchor. Manchmal geben sich die Songs karg, manchmal muten sie religiös an, manchmal sind sie einfach nur hübsch. "Nevermind" verbindet gar 80er-Sounds mit arabischen Gesängen. Popular Problems ist typisch Cohen, scheut sich aber auch nicht, Neues auszupro-bieren. Und es ist ein Beweis dafür, dass der Meister nach wie vor relevant ist.


Loudon Wainwright III - Haven't Got the Blues (Yet): Auch auf seinem neuen Album lassen Wainwright die Themen Alter und Tod nicht los. Wainwright wäre aber nicht Wainwright, wenn er nicht auch darüber spotten würde. Auch wenn seine Texte diesmal nicht ganz so geistreich wie auf dem famosen Vorgänger Older Than My Old Man Now sind, gibt es immer noch viel Unterhaltsames. Auch musikalisch ist Blues nicht ganz so abwechslungsreich, bietet aber Ausflüge in den Rockabilly und die Old-Time Music, der sich Wainwright in den letzten Jahren ja häufiger gewidmet hat. Kurz gesagt: Kein Meisterwerk wie der Vorgänger, aber immer noch ziemlich gut.

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